Insgesamt hat die Zahl der Straftaten in Stormarn aber abgenommen. Die meisten Delikte sind in Bad Oldesloe zu verzeichnen, so die Statistik.

Ratzeburg. "Einfach gesagt, haben wir weniger Kriminalität und mehr Aufklärung" - so fasste Holger Meincke, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, am Freitag die polizeiliche Kriminalstatistik für den Bereich seiner Direktion und für das Jahr 2012 zusammen. Dann schränkte er aber ein, dass die Zahlen bei einzelnen Delikten und aufgeteilt nach den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg unterschiedlich und gegenläufig ausfallen. Die gute Nachricht: Die Zahl der bei der Polizei gemeldeten Straftaten ist in Stormarn weiter zurückgegangen und so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Einbrüche ist gestiegen.

Im Jahr 2012 wurden der Polizei in Stormarn insgesamt 14.188 Straftaten bekannt. Das entspricht einem Rückgang von 2,1 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2011 mit 14.497 Straftaten. Im Jahr 2003 waren es noch 17.143 Taten gewesen. Zum Vergleich: Im Bereich der Polizeidirektion Ratzeburg wurden im Jahr 2012 der Polizei 25.436 Straftaten gemeldet, die Zahl ging um 7,8 Prozentpunkte zurück. Im Kreis Herzogtum Lauenburg sind im vergangenen Jahr 11.248 Straftaten erfasst worden, das entspricht 14,2 Prozentpunkten weniger als 2011.

Die Aufklärungsquote im Kreis Stormarn ist zurückgegangen

Umgerechnet auf 100.000 Einwohner gab es in Stormarn vergangenes Jahr 6140 Straftaten. Im Kreis Herzogtum Lauenburg waren es 6002. Beide Kreise liegen damit unter dem Landesdurchschnitt von 7468 Straftaten auf 100.000 Einwohner. Betrachtet man die einzelnen Städte und Gemeinden in Stormarn, ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, in Bad Oldesloe mit einem Wert von 9444 am höchsten und in Glinde mit einem Wert von 5512 am niedrigsten. Für Ahrensburg beträgt die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner 8168. Das ist die sogenannte Häufigkeitszahl. Diese liegt in Bargteheide bei 7272, in Reinbek sind es 5710 Taten. Doch wie erfolgreich war die Polizei bei der Aufklärung der ihr gemeldeten Delikte? Für den Kreis Stormarn musste sie 2012 einen Rückschlag hinnehmen: Sie konnte 42,2 Prozent aller Straftaten aufklären, das sind 5986 Taten und 0,7 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2011. Demgegenüber stieg die Aufklärungsquote im Kreis Herzogtum Lauenburg um 1,8 Prozentpunkte auf 49,4 Prozent. Bezogen auf den gesamten Bereich der Polizeidirektion Ratzeburg lag die Quote bei 45,4 Prozent. Das ist ein Anstieg von 0,3 Prozentpunkte, in ganz Schleswig-Holstein wurden 48,1 Prozent aller gemeldeten Straftaten aufgeklärt.

Zu schaffen machen der Polizei vor allem Wohnungseinbruchsdiebstähle. "Hier gibt es entgegen der gesamten Entwicklung eine Zunahme der Straftaten", sagte Kriminaloberrat Hans-Jürgen Köhnke, Leiter der Kriminalpolizeistelle Bad Oldesloe, am Freitag bei der Vorstellung der Statistik in Ratzeburg. So stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche vergangenes Jahr in Stormarn auf 963 an. Das ist eine Zunahme um 11,2 Prozentpunkte, im Jahr 2011 wurde in 866 Wohnungen eingebrochen. Auch im Kreis Herzogtum Lauenburg gab es 2012 eine Zunahme bei den Einbrüchen um 13,6 Prozentpunkte auf 483 Taten.

"In diesem Bereich macht sich die Nähe zu Hamburg und die gute Verkehrsanbindung der Region bemerkbar", sagte Hans-Jürgen Köhnke. Viele der Täter kämen aus Hamburg und kehrten nach der Tat dorthin zurück. Dementsprechend stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche in hamburg-nahen Kommunen wie Glinde und Barsbüttel an, in Glinde von 75 auf 83, in Barsbüttel von 93 auf 116. Aufgeklärt wurden in Stormarn 7,4 Prozent aller Wohnungseinbruchdiebstähle.

Als Erfolg wertete Köhnke, dass es in Stormarn in fast der Hälfte aller Fälle beim Versuch blieb, die Täter also nicht in die Wohnung oder das Haus gelangten. "Das zeigt, dass unsere Präventionsarbeit erfolgreich ist. Viele Häuser sind besser vor Einbrechern geschützt als früher", so der Oldesloer Kripo-Leiter. Andererseits werde dadurch aber auch die bloße Zahl der Einbrüche erhöht, da die Täter von Haus zu Haus weiter zögen, bis sie Erfolg hätten. "Wir werden weiterhin versuchen, die Zahl der Einbrüche einzudämmen", sagte Polizeidirektor Holger Meincke, "mit einem landesweiten Konzept, mehr Streifenfahrten, besserer Spurensicherung und Informationsveranstaltungen zum Einbruchschutz."

Sogenannte Straftaten gegen das Leben, also Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung gab es in Stormarn neun, im Jahr 2011 waren es zwölf Fälle. Davon konnten 77,8 Prozent aufgeklärt werden. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen, also etwa mit Waffen, sank im Kreis um 30 Fälle auf 182 Taten, im Jahr 2011 waren es 212 Straftaten. Davon konnten 81,9 Prozent aufgeklärt werden.

23,8 Prozent der Tatverdächtigen waren unter 21 Jahre alt

Was die Tatverdächtigen betrifft, so wurden in Stormarn vergangenes Jahr 4890 Verdächtige ermittelt, 139 weniger als 2011. Unter ihnen waren rund 80 Prozent Männer und etwa 20 Prozent Frauen. Von den Verdächtigen waren 31,1 Prozent sogenannte Mehrfachtäter. Der Anteil der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden betrug 23,8 Prozent. Ihr Anteil ist damit seit Jahren rückläufig, 2011 lag er bei 24,2 Prozent. Für den Rückgang macht Kripo-Leiter Köhnke einerseits den demografischen Wandel in der Bevölkerung verantwortlich, andererseits einen Wandel im Bewusstsein über Straftaten. "Jugendliche sind sich stärker bewusst, dass bestimmte Taten wie Diebstähle strafbar sind", so Köhnke. Hoch ist der Anteil von Verdächtigen im Alter von unter 21 Jahren bei Raubdelikten mit 54,34 Prozent und Sachbeschädigungen mit 43,8 Prozent.

Was die Opfer von Straftaten betrifft, so waren in Stormarn 62,3 Prozent von ihnen Männer, 37,7 Prozent waren Frauen. Überrepräsentiert unter den Opfern sind Menschen im Alter von unter 21 Jahren, ihre Zahl betrug in Stormarn 573 Personen, das waren 29,0 Prozent der von der Polizei erfassten 1972 Opfer. Junge Menschen sind vor allem von Körperverletzungen betroffen, die Opfer dieser Delikte sind zu 21,5 Prozent unter 21 Jahre alt.