Heidemarie Grobe aus Reinbek bekommt das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Joachim Gauck

Berlin/Reinbek. Heidemarie Grobe aus Reinbek ist eine von 33 Frauen, die Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet hat. Alle geehrten engagieren sich seit Jahren in Gesellschaft, Kultur und Wissen. Gauck übergab die Orden anlässlich des Weltfrauentags im Schloss Bellevue. Heidemarie Grobe durfte ihren Sohn und die jüngere Tochter mitbringen. "Mein kleiner Enkel spielte neben Herrn Gauck, als er mir den Orden übergab. Ich hatte sogar die Chance, mich mit ihm ein wenig zu unterhalten", sagt sie. Die Atmosphäre sei sehr fröhlich und familiär gewesen. "Jeder hat sich wohl gefühlt."

Die Reinbekerin kämpft seit mehr als 40 Jahren für die Rechte der Frauen. Die gebürtige Thüringerin studierte Soziologie in Göttingen und Hamburg und arbeitete als Lehrerin an Fachoberschulen in Hamburg. "Ich habe immer schon meinen Kopf benutzt", sagt sie. Von 1972 bis 1999 war Heidemarie Grobe Mitglied im Akademikerinnenbund Hamburg, davon vier Jahre lang Vorsitzende. Im Jahr 2000 trat sie der Organisation Terre des Femmes (TDF) bei, gründete im Sommer des Jahres die Städtegruppe Hamburg. Die Organisation engagiert sich weltweit für die Rechte der Frauen und macht auf Missbrauch aufmerksam. Neben ihr wurden drei weitere Frauen von TDF mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Heidemarie Grobe freut sich sehr über die Auszeichnung. "Ich bin schon früh diesen Weg gegangen und habe mich für die Gleichstellung von Männern und Frauen, für die Abschaffung der patriarchalen Strukturen und gegen die Geschlechterhierarchie eingesetzt, auch schon ohne TDF." Sie empfinde den Orden auch als Würdigung ihrer Person.

Sie erinnere sich noch gut an den Abend des 21. Januar, als sie den Brief mit der freudigen Nachricht öffnete. "Ich bin zuvor den ganzen Tag beschäftigt gewesen und war unterwegs." Weil sie ihre Freude mit ihren Freunden und der Familie teilen wolle, schaltete sie ihre Computer doch noch mal ein. "Hübsch, das wird auch Zeit nach mehr als 40 Jahren ehrenamtlicher, politischer Arbeit für Frauen und Männer (...)." Das schrieb sie ihren Liebsten, sagte sie schmunzelnd. Erstaunt sei sie darüber gewesen, dass sie scheinbar vom schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten persönlich für die Auszeichnung vorgeschlagen worden war.

Sie nutze ihre Zeit sinnvoll und habe eigentlich immer etwas zu tun, sagt Heidemarie Grobe. Nur selten nimmt sie sich die Zeit für sich. Es sei ein "Streben nach Gerechtigkeit", das sie zusammen mit TDF verfolge. Alle Frauen sollten selbstbestimmt, gleichberechtigt und frei leben können, das sei das Ziel der Organisation. Dafür müsse aber über Themen wie Sextourismus, Ehrenmorde, häusliche Gewalt oder weibliche Genitalverstümmelung gesprochen werden. Viele der Themen wurden erst durch TDF angestoßen und in den Fokus gerückt, weiß sie zu berichten.

Die Stormarnerin hält ehrenamtlich Vorträge und informiert über diese und weitere Probleme der Frauen, betreut Veranstaltungen und hilft bei der Umsetzung von runden Tischen. Sie hofft, dass die Auszeichnung die ihr am Herzen liegenden Themen wieder in die Öffentlichkeit rückt und sie die Menschen dafür sensibilisieren kann. Gewalt gegenüber Frauen beispielsweise habe sogar zugenommen, hat Grobe beobachtet. "Es gab immer Fortschritte und Rückschritte", beschreibt sie ihre Arbeit. Immer neue Themen würden auftauchen und müssten in die Öffentlichkeit getragen werden, das sei sehr wichtig. Und genau das mache sie glücklich, ihren Geist dafür zu nutzen, andere zu informieren und etwas zu bewegen. Solange sie könne, werde sie weiter für die Rechte der Frauen kämpfen, sagte die 69-Jährige bestimmt. Was sie noch gern sehen würde, sei die Gleichstellung von Mann und Frau - und dass TDF überflüssig werde. "Doch das werde ich nicht mehr erleben." Sie zitiert eine Expertin, die meinte, wenn man sich die Emanzipation so ansehe, werde es noch 450 Jahre dauern, bis Mann und Frau gleich sind. Nach Meinung Grobes ist das eindeutig zu lange.

So ist es sicher nicht verwunderlich, dass sich die Reinbekerin inhaltlich nicht groß auf die Verleihung vorbereitet hat. Sie stecke so gut im Thema, dass sie alle anfallenden Fragen sicher zufriedenstellend beantworten werde, sagte Grobe vor der Berlinreise.