Ahrensburger Pastoren begründen Sparkurs und fühlen sich zu Unrecht angegriffen

Ahrensburg/Kiel. Die Nachricht von der geplanten Entwidmung der Kirche St. Johannes in Ahrensburg, sie hat viele evangelische Gemeindeglieder überrascht. Wie die Abendblatt-Regionalausgabe bereits am Donnerstag berichtete, hat sich der Kirchengemeinderat aufgrund der angespannten finanziellen Lage zur Einleitung dieses in Stormarn bisher einzigartigen Verfahrens entschieden. Die Chance, dass eine Schließung des Gotteshauses an der Rudolf-Kinau-Straße noch abgewendet werden kann, bewertet der Geschäftsführungsausschuss des Kirchengemeinderates als gering. "Allein die Kosten für eine Sanierung des Gemeindehauses und des Pastorats schätzen wir auf bis zu 600 000 Euro", sagt Pastorin Anja Botta. Neben ihr gehören dem Ausschuss der Vizevorsitzende Norman Christiansen, Pastor Holger Weißmann, Claudia Heinrich-Philipp sowie Andrea Obernolte-Greinke an. Zu diesen finanziellen Belastungen kämen die Betriebskosten für das Gotteshaus hinzu, das obendrein energetisch saniert werden müsste. Das sei angesichts der Schuldenlast der Kirche nicht mehr darstellbar. Auf die Frage, wann der letzte Gottesdienst in St. Johannes gehalten werde, gibt es noch keine verlässliche Antwort. Der Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost sagt dazu: "Nun beginnt das Prüfverfahren, alles weitere liegt in den Händen der Landeskirche", so Remmer Koch.

Auf Nachfrage dieser Zeitung im Landeskirchenamt in Kiel heißt es dazu, dass eine Entwidmung zunächst vom Rat des Kirchenkreises Hamburg-Ost beschlossen werden müsse. Das Kirchengesetz sieht vor, dass dieser Beschluss mit einer Begründung zu versehen ist. Dann muss er vom Landeskirchenamt genehmigt werden.

In der Begründung muss dargelegt werden, warum die Kirche auf Dauer nicht mehr für den Gottesdienst benötigt werde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die künftige Nutzung des Gebäudes "kirchlichen Interessen" nicht widerspricht. Kommt es zu einer Entwidmung, ist laut Gesetz zu diesem Anlass ein Gottesdienst von Bischöfin Kirsten Fehrs zu halten. Die sakrale Ausstattung der Kirche, also etwa Kreuze, Altar und Kanzel, müssen aus dem Gebäude entfernt werden.

Die Geistlichen Anja Botta, Angelika und Holger Weißmann betonten bei einem Gespräch am Donnerstag noch einmal ausdrücklich, wie schwer ihnen und den anderen 25 Mitgliedern des Kirchengemeinderates die Entscheidung zur Entwidmung gefallen sei. "Seit 2003 bis heute mussten wir etwa 40 Prozent unseres Personalbestandes einsparen", so Pastor Holger Weißmann. "Wir haben uns von Pastoraten getrennt und alle möglichen Einsparmöglichkeiten diskutiert. Doch der schmerzliche Einschnitt war nun nicht mehr zu verhindern."

Kritik äußern die Weißmanns und Anja Botta unisono am Verhalten einiger ehemaliger Mitglieder des Kirchengemeinderates: "Sie tragen Mitverantwortung am strukturellen Defizit, dass die jetzigen Schritte notwendig macht. Doch davon wollen sie heute nichts mehr wissen." Darüber hinaus erlebten die Pastoren und amtierende Mitglieder des Kirchengremiums "Anfeindungen, die jenseits jeden Respekts und Anstandes" seien. Angelika Weißmann: "Einige haben längst die Ebene der sachlichen Auseinandersetzung verlassen." Dem enormen Spardruck sei es auch geschuldet, dass nun bald ein Gemeindebus abgeschafft und das Kirchenblatt von acht auf vier Seiten pro Ausgabe abgespeckt werde. Mit Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach sollen in Kürze Gespräche über die Kosten für die kirchlichen Kindertagesstätten geführt werden. Anja Botta sagt dazu: "Die Kirche trägt für die beiden Kitas an der Schulstraße und am Wulfsdorfer Weg einen Verwaltungskostenanteil von rund 45.000 Euro im Jahr. Darüber wollen wir mit dem Verwaltungschef verhandeln."

Ferner erwägt der Kirchengemeinderat Aktionen wie "Kirche in Not", bei der freiwillige Spender in Ahrensburg innerhalb von drei Jahren die stolze Summe von etwa 200.000 Euro zusammentrugen.