25 Pädagogen gehen vor Unterrichtsbeginn unter anderem für 6,5 Prozent mehr Geld auf die Straße

Bad Oldesloe. Es ist 7.25 Uhr am Montagmorgen, als Martin Moßner mit seinem Fahrrad vor dem Oldesloer Schulzentrum an der Olivet-Allee eintrifft. Der Lehrer für Technik und Wirtschaftspolitik holt mehrere rot-weiße Fahnen der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) aus seiner Tasche und verteilt sie an seine Kollegen, die sich nach und nach um ihn versammeln. Es muss schnell gehen, denn in wenigen Minuten beginnt für viele von ihnen der Unterricht. Und da dürfen vor allem die verbeamteten Lehrer nicht zu spät kommen. Moßner: "Uns ist es ja nicht erlaubt, zu streiken."

Tarifverhandlungen gehen am Donnerstag in Potsdam weiter

Aber demonstrieren dürfen sie, und von diesem Recht machen rund 25 Lehrer an diesem Morgen in Bad Oldesloe Gebrauch. Anlass ist der Tarifkonflikt um die Gehälter der Angestellten der Länder. Am kommenden Donnerstag soll in Potsdam weiterverhandelt werden. Die Gewerkschaften fordern unter anderem 6,5 Prozent mehr Geld, und dass die Gehaltsgruppen der angestellten Lehrkräfte bundesweit per Tarifvertrag einheitlich geregelt werden. "Es kann nicht sein, dass es bis zu 800 Euro Lohnunterschied für ein und dieselbe Arbeit gibt", sagt Martin Moßner. "Die Tarifpolitik nach Gutsherrenart und die willkürlichen Eingruppierungen müssen aufhören."

So sieht das auch Wolfram Springer, Lehrer an der Oldesloer Stadtschule. "Die Länder können zurzeit selbst entscheiden, wie sie die Angestellten eingruppieren", sagt er. "Dadurch ist die Gefahr groß, dass einige niedriger einstuft werden als angemessen wäre."

Hermann Wildeboer ist einer der Betroffenen. Der 60-Jährige unterrichtet an der Oldesloer Ida-Ehre-Schule Technik und Deutsch, und zwar als Angestellter. "Ich bekomme etwa 400 Euro weniger im Monat im Vergleich zu meinen verbeamteten Kollegen", sagt er. "Dabei machen wir alle die gleiche Arbeit. Das kann nicht angehen."

Eine Lohnsteigerung sei auch in Anbetracht der Tatsache angemessen, dass die Arbeitsbelastung immer größer werde. "Ich bin nicht nur 35 oder 40 Stunden sondern oft 50 bis 60 Stunden pro Woche in der Schule", sagt Wildeboer. Die administrativen Aufgaben nähmen stark zu. "Ich muss viele Lernberichte schreiben", sagt der 60-Jährige. "Vor allem vor den Zeugnissen ist die Belastung sehr groß." Auch durch die Umwandlung der Ida-Ehre-Schule zu einer gebundenen Ganztagsschule habe sich das Arbeitspensum für die Lehrer deutlich erhöht.

Verbeamtete Lehrer unterstützen die angestellten Kollegen

Das bestätigt auch Martin Moßner. "Dass wir um 8 Uhr anfangen und um 13 Uhr nach Hause gehen, gibt es schon lange nicht mehr", sagt der Oldesloer GEW-Vorsitzende. Er müsse auch zunehmend Integrationsaufgaben wahrnehmen. "Viele Förderschulen wurden aufgelöst und wir kümmern uns jetzt auch um die Kinder", sagt Moßner. "Dadurch müssen wir sehr differenzierten Unterricht machen, was wiederum in der Klasse für eine Lehrkraft allein eine schwierige Aufgabe ist."

Auch Grundschullehrer Sven Klusmann ist dem Aufruf zur Demonstration gefolgt. "Ich bin für eine Kollegin hier, die im Unterschied zu mir nicht verbeamtet ist", sagt er. "Wer wie wir die kleineren Kinder unterrichtet, bekommt auch das kleinere Gehalt. Wir fordern für die gleiche Arbeit aber das gleiche Gehalt." Für Klusmann beginnt der Unterricht an diesem Vormittag erst nach 9 Uhr. "Ich habe Glück, denn sonst dürfte ich nicht mehr hier sein", sagt er mit einem Blick auf die Uhr.

Sven Klusmann ärgert auch die Art und Weise, wie Beamte behandelt würden. "Wir haben keine Möglichkeit, uns Gehör zu verschaffen, weil wir nicht streiken dürfen", sagt er. Und Martin Moßner ergänzt: "Wir treten deshalb heute auch dafür ein, dass wir ein Streikrecht bekommen."