Stormarner Vorstoß erfolgreich. Der erste Schritt ist getan. Landesweit machen bei der Initiative zunächst 27 Grundschulen mit.

Glinde. Plattdeutsch als fester Bestandteil des Lehrplans an Schleswig-Holsteins Schulen - das fordern Verfechter der Sprache in Stormarn schon seit den 90er-Jahren. Der erste Schritt hierzu ist nun getan: Bei einer Konferenz in Leck (Nordfriesland) haben Mitglieder des Plattdeutschen Rates, dem obersten Gremium der plattdeutschen Sprache in Schleswig-Holstein, und Vertreter der Landesregierung eine Resolution ausgearbeitet, die Niederdeutsch als Wahlfach an Schulen unseres Bundeslandes bringen soll.

Die Grundidee für das Konzept ist in Stormarn entstanden. "Niederdeutsch-Liebhaber aus verschiedenen Stormarner Vereinen haben einen Vorschlag ausgearbeitet, den der Plattdeutsche Rat abgesegnet und an die Landesregierung gegeben hat", sagt Heinrich Thies, stellvertretender Vorsitzender der Fehrs-Gilde in Glinde. "Ab dem Schuljahr 2014/2015 sollen vorerst 27 der 400 Grundschulen in Schleswig-Holstein zwei Wochenstunden Niederdeutsch im ersten Schuljahr anbieten", sagt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Habersaat aus Barsbüttel. Anders als bisher wird Plattdeutsch dann nicht in Arbeitsgruppen außerhalb der Schulzeit erlernt, sondern als richtiges Schulfach mit Bewertung unterrichtet. "Es soll möglichst eine erste Klasse mit und eine ohne die zusätzlichen Plattdeutschstunden geben", sagt Habersaat. "Kinder können dann selbst entscheiden, welche Klasse sie besuchen möchten." Eine Arbeitsgruppe werde im Laufe des Jahres für das neue Konzept werben und geeignete Schulen auswählen. Auch Stormarner Grundschulen können sich bewerben. Finanziert werden die Lehrmaterialien für das neue Fach von der Landesregierung.

Um den zusätzlichen Unterricht überhaupt anbieten zu können, müsse den Schulen natürlich genügend und vor allem fachkundiges Personal zur Verfügung stehen. "Niederdeutsch kann man an vielen Universitäten begleitend zum Fach Deutsch mitstudieren. Im Idealfall gibt es an manchen Grundschulen also schon ausgebildete Plattdeutschlehrer", sagt Habersaat. Aktuell nehmen rund 30 Studenten an einem Spracherwerbskursus der Flensburger Universität teil.

Helmuth Peets vom Heimatbund Stormarn hofft, dass das Interesse an solchen Zusatzkursen noch steigt, wenn Niederdeutsch fest im Lehrplan enthalten ist. "Plattdeutsch-Kenntnisse könnten dann ja von Vorteil sein, wenn man sich als Lehrer an einer Grundschule bewirbt", sagt er.

Die Niederdeutsch-Vertreter aus Stormarn sind sich sicher, dass das Konzept gut aufgenommen werden wird. "Oft fragen Kinder, ob sie bei uns mitmachen oder Plattdeutsch lernen können", sagt Wolfgang Pohlmann vom Glinder Theoter ut de Möhl. Den Trend bestätigt auch Peets: "Wir haben mehr Nachfragen für Arbeitskreise an Schulen, als wir bedienen können." Es gebe gar nicht mehr genügend ehrenamtliche Plattdeutsch-Sprecher. Und auch an den Volkshochschulen (VHS) steigt das Interesse. "Die Nachfrage ist bei Alt und Jung sehr hoch", sagt Ilse Zander von der VHS Glinde. Plattdeutsch begeistert nicht nur die ältere Generation. Peets: "Das Bewusstsein für die Sprache wächst. Unser Konzept soll Plattdeutsch als Identifikationsmerkmal mit Schleswig-Holstein schon in der Kindheit anbieten."