Pächter Hans-Peter Jansen schreibt rote Zahlen und stellt der Stadt ein Ultimatum. Ohne Subventionen hört er auf

Bargteheide. Die Zukunft des Cinema Paradiso in Bargteheide ist bedroht. "Mein Vertrag läuft bis 2015. Danach ist Schluss", sagt Hans-Peter Jansen. Seit acht Jahren ist er Pächter des Kinos im Kleinen Theater. Jetzt will er hinschmeißen. "Die Besucherzahlen sind um ein Drittel eingebrochen. Und die verkaufsstarken Wochenenden muss ich mir mit dem Kulturring und dem Kulturmanagement des Kleinen Theaters teilen." Jedes Jahr laufe ein Defizit rund 18.000 Euro auf. Zusätzlich stünden hohe Kosten für die Digitalisierung an: Die neue Vorführtechnik ist die Zukunft der Kinos - für das Cinema Paradiso aber vielleicht das Ende.

"Wenn die Stadt nicht endlich begreift, dass sie Kino-Kultur unterstützen muss, wird es hier kein Kino mehr geben", sagt Jansen. Ein Lichtspielhaus sei keine Immobilie wie jede andere. "Kino braucht Unterstützung. Nur in bauliche Maßnahmen zu investieren, reicht nicht", sagt Jansen. Außerdem ziehe die Stadt erhebliche Mieteinnahmen aus dem Haus. "Als Kirsten Martensen 2005 Insolvenz anmeldete, zahlte sie für das ganze Theater im Monat 1000 Euro, inklusive Nebenkosten. Jetzt werden von Martensen, der Gastronomie und mir 4000 Euro bezahlt." Mehreinnahmen von rund 300.000 Euro seien über die acht Jahre aufgelaufen. Davon müsste etwas zurückfließen.

Jansens Forderung: Die Stadt soll einmalig 20.000 Euro zahlen, um seinen finanziellen Anteil für die Digitalisierung mit zu übernehmen. "Darüber hinaus müssten jährlich 15.000 Euro als Zuschuss fürs Cinema Paradiso gezahlt werden. "Nur unter diesen Bedingungen wäre ich bereit, weiterzumachen." Schließlich würden auch die anderen Nutzer des Theaters gefördert.

Jansen stellt damit ein Ultimatum, steckt aber auch selbst in einer Zwangslage. Die Digitalisierung kostet rund 100.000 Euro. Die Stadt bietet einen Zuschuss von 20.000 Euro für den Umbau des Vorführraumes an. Aber nur, wenn Jansen eine gleich hohe Summe für die neue Technik ausgibt. Und auch nur dann, wenn Jansen weitere Förderungen beantragt. Aber auch die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin stellt Bedingungen. "Ich bekomme die Projektmittel nur, wenn ich einen Pachtvertrag vorweisen kann, der mindestens fünf Jahre gültig ist", sagt Jansen. Das hieße, sich trotz der schwierigen finanziellen Situation vertraglich lange zu binden. "Aber so wie jetzt, kann es nicht weitergehen." Ohne die FFA geht allerdings gar nichts. Denn Jansen ist auch auf Zuschüsse von Bund und Land angewiesen. Und die zahlen nur, wenn die FFA zahlt. Und die will vorher den fünfjährigen Pachtvertrag sehen.

Der Countdown läuft. Deadline ist am 26. März. Bis dahin müssen Stadt und Jansen sich einig geworden sein. Bis dahin muss der verlängerte Pachtvertrag der Filmförderanstalt vorliegen. Die Zukunft des Cinema Paradiso hängt an einem seidenen Faden. Noch gibt es eine Galgenfrist von vier Wochen. Beide Seiten stehen vor schweren Verhandlungen - und zugleich unter Zeitdruck. Denn die Situation spitzt sich weiter dadurch zu, dass Schleswig-Holstein seine Fördermittel nur noch in 2013 gewährt.

Sichtbares Zeichen für die angespannte finanzielle Lage sind die eingeschränkten Öffnungszeiten. Montags und donnerstags bleibt das Kino geschlossen, und das schon seit Ende 2011. Auch damals stand das Kino auf der Kippe. Auch damals ging es schon um die Kosten für die Digitalisierung. Die Stadt reagierte und stellte 20.000 Euro in Aussicht. "Wir halten unser Wort. Die Summe steht im Haushalt 2013", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Einen ähnlich hohen Betrag müsse aber auch Jansen zahlen. Und er müsse alle Zahlen auf den Tisch legen. Man habe sich vergangene Woche darauf geeinigt, nach dem Urlaub des Bürgermeisters die Gespräche wieder aufzunehmen.

Görtz ist am 6. März wieder zurück. "Dass sich Jansen schon jetzt an die Öffentlichkeit gewandt hat, überrascht mich", sagt der Bürgermeister, der zurzeit auf Lanzarote ist und der Stormarn-Ausgabe für ein kurzes Telefoninterview zur Verfügung stand.

Jansen, der neben der Koralle in Hamburg-Volksdorf vier weitere Kinos in Hamburg betreibt und so das Cinema Paradiso bis jetzt "durchschleppen" konnte, brennt die Sache jedoch auf den Nägeln. "Es ist eine hochemotionale Situation für mich. Ich habe mich noch nie gegen ein Kino entschieden. Jedes Kino, dass geschlossen wird, ist eines zuviel." Selbst die Konflikte mit den anderen Nutzern des Kleinen Theaters würde er weiter aushalten. "Aber nicht, wenn ich auch noch tiefrote Zahlen schreiben muss."

"Wir wollen die Digitalisierung. Und wir wollen, dass Hans-Peter Jansen bleibt", sagt Görtz. "Wir schätzen ihn und seine Arbeit sehr." Seine jetzt gestellten Forderungen seien der Stadt neu. "Wir werden sie prüfen und sehen, ob es unter diesen Voraussetzungen eine Lösung gibt", sagt der Büroleitende Beamte Herbert Sczech. "Schöne Worte allein helfen nicht", entgegnet Jansen.