Nachtschicht-Türsteher verweigern Aygün Caglar Zutritt. Offenbar ist er kein Einzelfall. Vorwürfe wegen angeblicher Ausländerfeindlichkeit.

Bad Oldesloe. Die Betreiber der Oldesloer Diskothek Nachtschicht sind bei Vereinen und Politikern wegen angeblicher Ausländerfeindlichkeit in die Kritik geraten. Gerd-Günter Finck, der Geschäftsführer des Vereins für Integration und Toleranz (FIT), berichtet, dass die Einrichtung zahlreichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wegen ihres Migrationshintergrunds den Zutritt verweigert habe.

Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary hat sich bereits in den Fall eingeschaltet. "Das Ordnungsamt der Stadt wird in Kürze an den Betreiber herantreten und fragen, was dort los ist", sagt der Verwaltungschef. "Wenn wirklich Jugendliche wegen ihres Migrationshintergrunds abgewiesen werden, verstößt das gegen das Antidiskriminierungsgesetz." Er habe allerdings auch schon von jungen Leuten mit Migrationshintergrund gehört, die in die Diskothek hineingekommen seien.

Aygün Caglar allerdings erging es anders. Die Eltern des 37-Jährigen stammen aus der Türkei, er selbst wurde in Deutschland geboren und ist auch in der Bundesrepublik aufgewachsen. Heute arbeitet er als Sozialarbeiter an einer Hamburger Schule, wohnt in Bad Oldesloe und ist Mitglied des CDU-Ortsverbands. Zudem sitzt er für die Partei als bürgerliches Mitglied im Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss und hofft darauf, bei der Kommunalwahl im Mai in die Stadtverordnetenversammlung gewählt zu werden.

"Ich habe von vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund Beschwerden gehört, weil sie von den Türstehern der Nachtschicht abgewiesen wurden", sagt Caglar. "Das wollte ich zunächst gar nicht glauben." Deshalb habe er vor zwei Wochen beschlossen, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen und in die Disco zu gehen. Für den Besuch habe er sich extra schick angezogen. Rein durfte er trotzdem nicht. "Ich wurde sofort vom Türsteher abgewiesen", so Caglar. "Er sagte, ich gehöre nicht zur Klientel, weil ich südländisch aussehe."

Er sei geschockt gewesen, dass ihm so etwas ausgerechnet in seiner Heimatstadt Bad Oldesloe passiert sei. "Das Gefühl war erniedrigend", sagt der 37-Jährige. Er habe noch versucht, mit dem Türsteher zu reden. "Aber er hat nur gesagt, dass er nicht mit mir diskutiere. Er wollte nicht mal meinen Ausweis sehen", sagt der Oldesloer, und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Ich habe einen deutschen Ausweis, genauso wie viele andere auch, die nicht reingelassen wurden."

Björn Peemöller, der die Disco an der Industriestraße seit September 2012 betreibt, war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

FIT-Sprecher Gerd-Günter Finck hofft, dass der Bürgermeister bei den Betreibern für ein Umdenken sorgen kann. "Sollte das nicht gelingen, werden wir über das Antidiskriminierungsgesetz eine Klage einreichen", sagt er. "Eine pauschale Vorverurteilung darf es nicht geben. Da müssen wir etwas gegen unternehmen." Denn mit einem solchen Verhalten werde Ausländerfeindlichkeit geschürt. Zudem werfe es ein schlechtes Licht auf Bad Oldesloe.

Finck befürchtet auch, dass die Vorkommnisse für die abgewiesenen Jugendlichen weitreichende Folgen haben könnten. "Die ausländischen Mitbürger bekommen so den Eindruck, dass sie bei uns nicht willkommen sind", sagt der FIT-Geschäftsführer. "Das schürt ihren Hass auf Deutsche, macht sie anfällig für extremistische Gedanken und konterkariert damit die Integrationsarbeit, die wir seit vielen Jahren in Bad Oldesloe betreiben."

So sieht das auch Aygün Caglar. In der Kreisstadt betreut er zwei Jugendgruppen des FIT-Vereins, spielt mit den jungen Migranten zum Beispiel Fußball. "Die Gefahr ist groß, dass die Jugendlichen nach so einer Abweisung eine ablehnende Haltung gegen Deutsche einnehmen", sagt er. "Die Konsequenz könnte sein, dass sie radikal, gewalttätig und zu türkischen Nationalisten werden." In Bad Oldesloe gebe es bereits eine kleine Gruppe religiöser Fundamentalisten. "Ich versuche immer, unsere Jugendlichen von denen fernzuhalten", sagt Aygün Caglar. "Aber durch solche Aktionen werden sie der Gruppe praktisch in die Hände getrieben."

Deshalb will er nun alles versuchen, damit die Diskriminierung endet. Seine CDU-Parteikollegen, der Jugendbeirat der Stadt und auch das Oldesloer Bündnis gegen rechts haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.