Zum Auftakt seiner Deutschland-Tournee gibt der im Hagen aufgewachsene Schauspieler und Sänger am Sonnabend ein Konzert im Bierstein.

Ahrensburg. Zum Auftakt geht es in die alte Heimat, in den Hagen nach Ahrensburg. Dorthin, wo Fabian Harloff einst die Grundschule besuchte, für den Sportverein als Rechtsaußen Fußball spielte und im Forst rodelte. Kaum 100 Meter von seiner früheren Schule entfernt gibt der Schauspieler und Musiker am kommenden Sonnabend mit seiner Band auf der kleinen Bühne der Musikkneipe Bierstein den Startschuss für seine "Nu aber!"-Tour. "Die Besucher können sich auf geilen, erdigen Rock freuen - einen Streifzug durch die vergangenen 50 Jahre der Musikgeschichte", kündigt der 43-Jährige an. "Und auf einige Weißt-du-noch-Geschichten."

Wer mit Harloff durch die Siedlung Am Hagen fährt, der bekommt schon einmal einen Vorgeschmack. "Mein Taschengeld habe ich nach der Schule immer beim Supermarkt Strehl in Eis investiert", sagt er. "Brauner Bär" hieß sein Favorit. "50 Pfennig hat das damals gekostet." Und dann erzählt der Wahl-Hamburger, der unter anderem für die ZDF-Serie "Notruf Hafenkante" vor der Kamera steht: "Vor demselben Supermarkt haben wir Fußballer uns immer zu Auswärtsspielen getroffen."

Als Erwachsener spielte er bis vor wenigen Jahren noch einmal für die Seniorenmannschaft des SSC. "Bis mein Rücken gestreikt hat", sagt er. Offenbar kehrt er gern in seine alte Heimat zurück. Familie und Freunde leben hier. Er "schiele" selbst nach Möglichkeiten, wieder nach Stormarn zu ziehen. Noch fühle er sich mitten in Hamburg in seiner geräumigen Wohnung sehr wohl. "Aber wenn ich einmal abgerockt bin, will ich schon zurück nach Stormarn ziehen."

"Nu aber!" bezeichnet Harloff als sein erstes komplettes Album. Obwohl: Zwischen 1989 und 1995 brachte er sechs CDs heraus. "Das ist aber die Bravo-Zeit gewesen, als ich Teenie-Rock gemacht habe", sagt der 43-Jährige. Bravo - er spricht von der Jugendzeitschrift, die zu jener Zeit eine Auflage von rund anderthalb Millionen hatte.

Auch wenn er heute ab und an auf Englisch singt, gern auch Buddy Holly und Elvis covert, fühle er sich bei deutschen Texten wohler. "Das liegt mir mehr", sagt er. "Immerhin habe ich an deutschen Hits wie 'Du musst ein Schwein sein' von den Prinzen oder 'Mein Body und ich' von Udo Lindenberg mitgeschrieben." Den Titel "Nu aber!" habe er gewählt, weil er seit rund zehn Jahren mit dem Gedanken gespielt habe, ein deutschsprachiges Album zu machen. Doch erst in den vergangenen drei Jahren sei das Projekt konkreter geworden. "Und kürzlich habe ich die Songs dann mit der Band im Studio eingespielt."

Die erste Singleauskoppelung ist eine Liebeserklärung an die deutsche Musik der 80er-Jahre. Sie trägt den Titel "Liebeslieder". Aber auch Aktuelles verarbeitet Harloff in seiner Musik. Zwei Songs beschäftigen sich damit, dass in Fernsehen und anderen Medien immer weniger um Können, sondern eher um Entblößung gehe. Die Ausbreitung von Reality-Seifenopern mit Laienschauspielern oder Formate wie das Dschungelcamp zeugten von dieser zweifelhaften Entwicklung. "Für professionelle Schauspieler ist da immer weniger Raum im Programm." Eine große Release-Party feiern Harloff und seine Band im Hamburger Knust.

Doch Vorher kommen sie nach Ahrensburg. Reiner Zufall sei es gewesen, dass der Tourauftakt ausgerechnet im Bierstein steigen wird. "Ich hatte die Veranstaltungsagentur eigentlich nur gebeten, für den Start etwas Kleines, Nettes zu nehmen." Etwas, um sich eingewöhnen zu können. Es ist der Start zu einer Tour, die Harloff und seine Band durch fast ganz Deutschland bringen wird. "In den kommenden zwei Monaten haben wir mehr als 20 Auftritte. Das südlichste ist wohl Stuttgart", sagt Harloff.

Da er an einigen Wochentagen für die Serie "Notruf Hafenkante" arbeiten muss, kann er nur donnerstags bis sonnabends Musik machen. Trotz seiner Bühnenerfahrung aus 30 Jahren habe er noch immer Lampenfieber vor den Auftritten. "Die letzten 30 Minuten davor mag ich gar nicht", gibt er zu. Dann bekomme er auch keinen Bissen herunter. "Aber kurz vor dem Konzert trinke ich dann noch ein Bier mit den Bandmitgliedern."

Auch vor seinem Auftritt im Hagener Bierstein werde er sicherlich nervös sein. "Es ist schlimmer, wenn du vor Leuten spielst, die du kennst, als vor Fremden", sagt er. Doch nach einer Minute auf der Bühne sei das Lampenfieber verflogen. Dafür rinne dann der Schweiß. Harloff: "Ich hoffe, dass er nicht nur bei uns Musikern von der Stirn fließt." Dass der Vorverkauf etwas schleppend läuft, nimmt Harloff gelassen. "Die meisten kaufen ihr Ticket an der Abendkasse", sagt er. Laut Organisator Andreas "Hebby" Gramkow haben sich viele Mitglieder des SSC Hagen angekündigt. Der Frontmann der Westernhagen-Coverband Pfefferminz, der im Hagen wohnt, wird am Mischpult stehen und Harloff bei dessen Auftritt unterstützen.

Mindestens eine Stunde und 45 Minuten soll der Auftritt dauern. Mittendrin will Harloff auch drei Akustiksongs spielen. "Dann bietet sich die Gelegenheit, einen Drink zu nehmen", sagt Harloff. "Und nach dem Konzert wird es sicher noch die ein oder andere weitere Weißt-du-noch-Geschichte geben."