Eine Glosse von Rainer Burmeister

Waren das noch Zeiten, als mit Hilfe von Filmtiteln Hinweise auf den Inhalt des Leinwandwerks gegeben wurden. "Witwer mit fünf Töchtern" und Heinz Erhardt in der Hauptrolle, da war schon klar: Das konnte nur eine ebenso klamaukige wie rührselige Familiengeschichte aus den 1950er-Jahren sein. Selbst ein Western-Klassiker mit Gary Cooper und Grace Kelly lief unter dem deutschen Titel "12 Uhr mittags" statt des amerikanischen "High Noon". Logisch, das musste ja in einem Duell enden.

Doch jetzt ist alles anders. So könnte sich folgende Szene während der Planung der kulturellen Freizeitgestaltung entwickelt haben:

Er: "Lass uns doch mal wieder ins Kino gehen."

Sie: "Was gibt's denn?"

Er: "Weiß ich nicht."

Sie: "Wieso nicht? Du hast doch die Zeitung mit dem Filmprogramm in der Hand."

Er: "Ich weiß es trotzdem nicht."

Sie: "Lies doch mal vor."

Er: "Na gut. Also wollen wir lieber 'The Master' oder 'Django Unchained' sehen? Es gibt aber auch noch 'Ghost Movie' und 'Zero Dark Thirty'. Oder sollten wir uns doch 'Warm Bodies' anschauen?"

Sie nimmt ihm die Zeitung weg: "Lass mich mal gucken. Hier gibt es doch auch noch 'Parker'. Ist das besser als "The Impossible'?"

Er: "Unmöglich!"

Sie: "Ja, impossible heißt unmöglich. Du kannst ja richtig gut Englisch!"

Er: "Geht so. Sag mal, wir haben doch noch die DVD mit Heinz Erhardt als Witwer mit fünf Töchtern. Wollen wir uns die nicht gemütlich bei einem Glas Wein reinziehen. Da weiß man wenigstens, worum es geht."

Sie: "Tolle Idee. Nostalgie pur. Und dazu essen wir Käse-Igel!"