Ein Riss geht durch Tremsbüttel: Die einen wollen den Haltepunkt Kupfermühle auch für die S 4 erhalten. Die anderen wollen ihn verlegen.

Tremsbüttel. Zwei Bürgerinitiativen spalten derzeit die Gemeinde Tremsbüttel. Die Ursache für die heftig geführte Debatte ist der Bahnhof Kupfermühle, den täglich rund 250 Fahrgäste der Regionalbahn R 10 nutzen. Der 1893 erbaute Haltepunkt liegt im Tremsbütteler Ortsteil Sattenfelde.

Die Mitglieder der Initiative "Wir für S 4" fordern unter Federführung von Simone Lobbel und Marco Gehlen, den Haltepunkt im Zuge des Ausbaus der S 4 näher an den Tremsbütteler Ortskern zu verlegen, nämlich an den Fischbeker Weg. Ihre Argumentation: 80 Prozent der Dorfbewohner lebten in Tremsbüttel direkt und könnten den neuen Bahnhof zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen.

Dem gegenüber steht die Meinung der Gruppe "Pro Bahnhof Kupfermühle": "Der bestehende Bahnhof ist für die Sattenfelder eminent wichtig", sagt Initiativen-Gründer Tim Thode. Zu dem ins Spiel gebrachten, rund zwei Kilometer weiter südlich gelegenen Haltepunkt am Fischbeker Weg gebe es von Sattenfelde aus weder Fuß- noch Radwege. "Außerdem ist der Bahnhof Kupfermühle die Anbindung an unser Naherholungsgebiet und an das Altenpflegeheim", sagt Thode. Der Haltepunkt werde nicht nur von Sattenfeldern, sondern auch von Einwohnern der umliegenden Dörfer genutzt.

Die Debatte begann mit einer Anfrage der Bürgermeisterin Erika Mosel (CDU) bei der Landesverkehrsservicegesellschaft (LVS). Die Gemeinde wollte wissen, ob ein zusätzlicher Haltepunkt in Tremsbüttel möglich sei, den die geplante S 4 in Zukunft anfahren würde. Das ist auch das erklärte Ziel der Initiative "Wir für S 4": einen zusätzlichen Bahnhof zu dem Haltepunkt Kupfermühle zu schaffen. In einem Antwortschreiben machte die LVS jedoch bereits deutlich, ein Bahnhof in Tremsbüttel sei grundsätzlich denkbar, allerdings müsse dann der an der Kupfermühle in diesem Fall geschlossen werden. Zwei Stationen in so kurzem Abstand zueinander zu betreiben, werde sich nicht rechnen.

Damit die LVS überhaupt handeln könnte, bedarf es der Zustimmung der Tremsbütteler Gemeindevertretung. Die Initiative "Pro Bahnhof Kupfermühle" hat bereits Unterschriften gesammelt, um den örtlichen Politikern die "Bedeutung des Haltepunktes" klar zu machen. Die Gegenseite will am kommenden Freitag, 22. Februar, damit beginnen, Unterschriften einzuholen. Mit dem Einwohnerantrag wollen die Mitglieder erwirken, dass die Gemeindevertretung eine Entscheidung in Sachen Bahnhofsverlegung trifft.

Die Befürworter des Bahnhofes Kupfermühle glauben, dass sich ein Haltepunkt am Fischbeker Weg nicht lohnen würde. "Ein Großteil der Bürger würde ohnehin nach Bargteheide fahren", sagt Tim Thode, der seit 42 Jahren in Tremsbüttel lebt. "Denn dieser Bahnhof liegt schon auf dem Weg in Richtung Hamburg und soll nach der derzeitigen Planungen außerdem dreimal häufiger von der S 4 angefahren werden."

Auch die Aufwertung der Tremsbütteler Grundstücke, die "Wir für S 4" auf ihrer Internetseite als Argument für den neuen Bahnhof nennt, sei kritisch zu sehen. "Die möglicherweise steigenden Grundstückswerte in Tremsbüttel gehen einher mit der Entwertung der Sattenfelder Grundstücke, sollte der Bahnhof Kupfermühle geschlossen werden", sagt Thode. Im Übrigen hätten die Tremsbütteler ja gewusst, dass sie in einen Ort ohne Bahnhof ziehen, während die Sattenfelder ihren Wohnort in dem Bewusstsein gewählt hätten, den Haltepunkt an der Kupfermühle vor der Tür zu haben. "Den Eigentumswert jetzt derart zu verschieben, will gut überlegt sein", argumentiert Tim Thode.

Die Tremsbütteler SPD-Fraktion hat zu diesem Thema jetzt einen Eilantrag eingereicht. Der Bau- und Umweltausschuss und die nächste Gemeindevertretung sollen demnach den "Ausbau der Haltestelle historischer Bahnhof Kupfermühle" beschließen - und folglich deren Erhaltung.

"Die behindertengerechte Anhebung des Bahnsteiges wurde uns schon vor mehr als zehn Jahren zugesichert", sagt SPD-Fraktionschef Hermann Thaele. Er habe die Entwicklung des Dorfes seit 1970 als Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter verfolgt. "Selbst wenn die S 4 irgendwann bis nach Tremsbüttel käme, würde das noch Jahre dauern", sagt Thaele. Technisch sei der Schienenbau in der Region allerdings ohnehin kaum realisierbar. Hinzu kämen die Kosten: "Der Gemeindehaushalt ist gleich Null", sagt Thaele.

Die Initiative "Wir für S 4" argumentiert dagegen auf ihrer Internetseite, die Kosten für den neuen Bahnhof müssten die Bahn und das Land tragen. "Pro Bahnhof Kupfermühle"-Gründer Tim Thode will das nicht gelten lassen: "Auch wenn jemand anderes sie trägt, sind die Kosten ja immer noch vorhanden." Gemeindevertreter Hermann Thaele gibt ihm Recht: "Das Land muss sich vielen anderen Aufgaben widmen, die immense Kosten mit sich bringen. Tremsbüttel hat da keine Priorität."

Die Forderung der Initiative sei "illusorisch". "Mindestens bis 2020 wird sowieso nichts passieren", sagt Thaele. Daher sei es sinnvoller, das wenige Geld, das zur Verfügung stehe, "bestmöglich" zu investieren. "Der Bahnsteig in Kupfermühle muss noch in diesem Jahr angehoben werden. Was wir wirklich brauchen, sind zusätzlich Parkplätze, damit das angrenzende Naherholungsgebiet weiter belebt werden kann. So wird auch die Gastronomie gefördert", sagt Thaele.

Die Gemeindevertretung tagt das nächste Mal am Montag, 4. März. Dann soll weiter über die Zukunft des historischen Bahnhofes diskutiert werden.