Der Verkauf des Ahrensburger Gemeindehauses St. Johannes soll nur ein “erster Schritt“sein. 300 Menschen kommen zur Versammlung.

Ahrensburg. Nach der umstrittenen Entscheidung, das Gemeindehaus St. Johannes und das dazugehörige Pastorat zu verkaufen, kommen offenbar weitere Einschnitte auf die Ahrensburger Kirche zu. Das wurde bei einer Gemeindeversammlung am Sonntag in der Schlosskirche deutlich, zu der rund 300 Menschen kamen. Pastorin Anja Botta sagte, die Kirche müsse die jährlichen Ausgaben um weitere 80.000 Euro reduzieren. Details stehen noch nicht fest, der Kirchengemeinderat will sich aber schon am kommenden Wochenende mit dem Thema befassen.

Bei der turbulenten Debatte, die wegen des großen Andrangs vom Gemeindesaal in die Kirche verlegt wurde, gab es erneut vehemente Kritik an der Art, wie der Rat über das Schicksal des Gemeindehauses entschieden hatte. Gemeindemitglieder machten zahlreiche Vorschläge, wie das Haus doch noch gerettet werden könne. Der Rat muss sich nun laut Kirchenregularien mit diesen Vorschlägen befassen. Deutlich wurde auch, dass es starken Druck aus dem Kirchenkreis Hamburg-Ost auf den Rat gab - dieser sah sich gezwungen, zu sparen und schnell zu handeln, sagten Mitglieder.

Der Kirchengemeinderat, ein Gremium mit 22 gewählten Mitgliedern, hatte am 22. Januar trotz großer Proteste entschieden, das Gemeindehaus und das Pastorat zu verkaufen (wir berichteten). Zur Begründung wurde ein strukturelles Defizit von 110.000 Euro angeführt. Sechs Mitglieder des Rates waren daraufhin zurückgetreten. Sie kritisierten, dass der Rat diese Entscheidung nicht öffentlich traf und auch in der Zeit vorher keine Debatte mit den betroffenen Kirchenmitgliedern geführt hatte. Eine Initiative hatte zwar mit zahlreichen Unterschriften die Versammlung erzwungen - doch diese fand nun erst nach der Entscheidung zum Verkauf statt und nicht, wie die Initiatoren erhofft hatten, vorher.

Propst Hans-Jürgen Buhl, der die Versammlung leitete, musste zu Beginn erst einmal selbst Vorwürfen entgegentreten, er wolle Kritiker nicht zu Wort kommen lassen. "Selbstverständlich gilt für alle, dass sie reden dürfen", sagte Buhl, der für den Kirchenbezirk Rahlstedt-Ahrensburg und damit für elf Gemeinden zuständig ist. Zuvor hatte er allerdings in einem Brief geschrieben, dass er in der Versammlung "weder aktive noch gerade ausgeschiedene Kirchengemeinderäte um einen Beitrag bitten" wolle. Die Einschränkung nahm er zurück und war bemüht, die emotionale Debatte sachlich zu moderieren.

Den Gemeindemitgliedern, die die Versammlung erwirkt hatten, sprach er "Dank und Respekt" aus. Er sagte auch, dass es möglich gewesen wäre, Sparzwänge früher öffentlich zu diskutieren: "Vor einem Jahr, als die Beratungen in den Ausschüssen begannen, hätte man das in die Gemeinde hinein geben können. Aber der Rat entschied, das nicht öffentlich zu besprechen. Das kann man kritisieren", so Buhl. Letztlich sei es aber der gewählte Rat, der entscheiden müsse. Zudem, so Buhl, sei der Rat von Verantwortlichen des Kirchenkreises Hamburg-Ost, zu dem Ahrensburg gehört, regelrecht "gedrängt" worden, Maßnahmen zu ergreifen. Hätte der Rat nicht gehandelt, hätte der Kirchenkreis selbst das Heft in die Hand genommen. Auch das Ratsmitglied Norman Christiansen, er leitete mit Buhl und Pastorin Anja Botta die Versammlung, warb um Verständnis - zudem gelte für Mitglieder des Rates eine "Schweigepflicht".

Eben jenes Schweigen zwischen Kirchengremien und einfachen Mitgliedern hat indes offenbar zu einer Entfremdung geführt: Mehrere Teilnehmer der Versammlung sagten, dass es mittlerweile "tiefe Gräben" in der Kirche gebe. Andere Mitglieder zweifelten daran, dass mit dem Verkauf des Gemeindehauses überhaupt genug Geld gespart werden könne. Pastorin Anja Botta räumte ein: "Wir haben noch ein strukturelles Defizit von 80.000 Euro. Zurzeit können wir es noch mit Rücklagen decken." Aber es sei klar, dass der Beschluss zu St. Johannes nur "ein erster Schritt" sein könne. "Wir müssen alle Bereiche angucken." Denkbar sei es, dass sich die Kirchenbezirke stärker auf bestimmte Aufgaben konzentrieren, etwa auf Jugend- oder Seniorenarbeit.

Wie weiter gespart wird, soll Thema auf einer sogenannten "Außentagung" sein, zu der der Rat am kommenden Wochenende nach Eutin fahren wird. Dort wird er auch über einen Vorschlag beraten, den Wilfried Pioch, Pastor im Ruhestand, in der Versammlung machte: Er regte an, unter den Gemeindemitgliedern Geld für den Erhalt des Gemeindehauses St. Johannes zu sammeln. Weitere Anträge sahen vor, dass die Gemeindemitglieder künftig gehört und einbezogen werden sollen - wenn denn schon gespart werden muss.

"Ich habe die Hoffnung, dass der Rat jetzt stärker auf uns hört. Er sollte gemerkt haben, dass er es mit einer selbstbewussten Gemeinde zu tun hat", sagte Barbara von Kries nach der Versammlung. Sie selbst war Mitglied in dem Gremium, aber nach dessen Entscheidung im Januar zurückgetreten. "Ich habe nichts gegen das Sparen. Aber die Gemeinde muss beteiligt werden", betonte sie. Gerd Smith, auch er war von seiner Ratsmitgliedschaft zurückgetreten, sagte hingegen: "Ich habe die Befürchtung, dass es als nächstes den Kirchsaal Hagen trifft."