Im Streit um die Ahrensburger Kirche St. Johannes erzürnt Propst Hans-Jürgen Buhl mit einem Schreiben die Mitglieder des Gemeinderats.

Ahrensburg. Ein Schreiben von Propst Hans-Jürgen Buhl an den Ahrensburger Kirchengemeinderat hat für Empörung, Unverständnis und zugleich für maßlose Enttäuschung gesorgt. "Der Propst will uns einen Maulkorb umhängen. Das lassen wir uns nicht gefallen", sagt der Ahrensburger Gerd Smith, der den Brief ebenfalls erhalten hat. Und das, obwohl er aus dem Kirchengemeinderat bereits ausgetreten ist - aus Protest gegen den Verkauf des Gemeindehauses der St. Johanneskirche. Aber genau darum geht es.

Bei der Gemeindeversammlung am kommenden Sonntag soll über die Zukunft von St. Johannes gesprochen werden. Wie das geschehen soll, daran lässt Propst Buhl keinen Zweifel. Im Schreiben heißt es: "Ich kündige nun hiermit an, dass ich in der Versammlung selbst weder aktive noch gerade ausgeschiedene Kirchengemeinderäte um einen Beitrag bitten möchte."

Der Brief liegt der Redaktion vor. Ihm ist außerdem zu entnehmen, dass Propst Buhl die Versammlung mit dem Geschäftsführenden Ausschuss der Kirchengemeinde vorbereitet hat, dass er die Leitung der Versammlung übernehmen und sie mit einem Bericht eröffnen wird. Dabei wolle er auf Vorwürfe zum Beispiel im Hinblick auf das Demokratieverständnis und auch auf die Presse eingehen. "Danach", so schreibt Buhl weiter, "will ich Stimmen und Stimmungen aus der Gemeinde zu Gehör bringen, also diejenigen, die gerade nicht im Leitungsgremium der Kirchengemeinde ihren haupt- oder ehrenamtlichen Dienst tun."

Mit anderen Worten: Auch die Pastoren werden von Buhl angehalten, sich nicht zu äußern. Mit einer Ausnahme.

So schreibt Buhl weiter: "Bitte stellen Sie sich darauf ein, dass für den Kirchengemeinderat nur Frau Botta und Herr Christiansen antworten werden." Anja Botta ist Pastorin im Kirchsaal Hagen. Norman Christiansen ist nach dem Ausscheiden von Pastor Detlev Paschen amtierender Vorsitzender des Kirchengemeinderates.

Für Gerd Smith ist das ein Ding der Unmöglichkeit. "Ich bin wie vor den Kopf gestoßen", sagt der Ahrensburger. Der Sinn der Gemeindeversammlung sei gewesen, über die Zukunft von St. Johannes mit allen betroffenen Kirchengruppen zu sprechen und erst danach eine Entscheidung zu treffen. Stattdessen sei bereits am 22. Januar der Beschluss gefasst worden. Und nun soll im Nachhinein beraten werden - mit eingeschränktem Rederecht. "Das kann alles gar nicht angehen." Ein anderes Gemeindemitglied spricht von einer "pröpstlichen Verfügung", die wohl kaum dem Wohl der Gemeindemitglieder diene und die traurig stimme.

"Ich möchte, dass Menschen, die für den Kirchengemeinderat Aufgaben wahrgenommen haben, in der Versammlung nicht beschädigt werden", entgegnet Buhl den Kritikern auf Anfrage des Abendblatts. Das gelte auch für Kritik an Pastor Paschen, wie Buhl in seinem Schreiben ausdrücklich erwähnt. Es gebe ein Loyalitätskonflikt in der Gemeinde. Das Thema polarisiere. "Ich erlebe hohe Emotionalität und Aggressivität."

So sei im Vorfeld der Versammlung angekündigt worden, noch mehr vertrauliche Informationen weiterzugeben, als es bisher schon der Fall sei. Buhl: "Das möchte ich verhindern. Weil ich nicht will, dass sich Befürworter und Gegner in der Versammlung gegenseitig zerfleischen und die Gemeinde selbst gar nicht mehr zu Wort kommt."

Mitglieder des Kirchengemeinderates könnten ihre Auffassungen über andere Gemeindemitglieder äußern lassen. Das sei kein Problem. Buhl: "Natürlich kann ich den Unmut nachvollziehen. Aber was wäre die Alternative? Und wie sieht es mit dem Verständnis von der anderen Seite aus?"

Hier herrscht eher Skepsis. "Es ist die Frage, ob dieses Vorgehen mit dem Charakter einer Gemeindeversammlung konform geht. Hier sollte eigentlich jeder Rederecht haben", sagt Klaus Tuch von der Kantorei St. Johannes. Der Ahrensburger gehört zur Krisen-AG von Kantorei und Freundeskreis der Kirchenmusik an St. Johannes, die mit einer Unterschriftenaktion die Einberufung der Gemeindeversammlung erzwungen hatten. Nun kommt sie nach der Entscheidung. Tuch: "Dass zur Einladung keine Tagesordnung mitgeschickt wurde, dafür aber der Leiter der Versammlung schon vorher feststeht, ist wohl auch eher ungewöhnlich."