Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Musste neulich mit Kind und Frau zum Lernentwicklungsgespräch zur Klassenlehrerin. Na gut, dachte, ich, Tochter kann lesen und ein wenig schreiben und mag Schule lieber als Ferien ("Langweilig!") - also, wird schon passen.

Ich kenne Schule ja noch eher klassisch. Lehrer am Pult, Schüler davor. Ruhe jetzt! Hefte raus, Klassenarbeit, fertig. Doch in der Schule, da ist jetzt alles anders, da gibt es kein Pult mehr. Im Klassenzimmer, das eher wirkt wie eine Wohlfühlzone, hockt die Klassenlehrerin (mein Jahrgang) mit einem tief ausgeschnittenen Top auf einem Teppich am Boden. Meine Tochter hockt sich dazu, meine Frau und ich sollen uns auf Kinderstühlchen setzen. Ich schaue also ständig von oben nach unten. Ja, und jetzt hockt die zugegebenermaßen gut aussehende Lehrerin da unten mit diesem Ausschnitt und merkt gar nichts, ganz im Gegenteil zu mir. Ich bin eben auch nur ein Mann, aber kein Brüderle, fasele also nichts von Dirndln, sondern blicke wechselweise meine Frau, meine Tochter oder die schöne Aussicht vor dem Fenster an. Aber niemals die Lehrerin.

Dumdidumdidum summe ich mir vor, um mich abzulenken. Nicht auszudenken, wenn ich meiner Tochter die Grundschulkarriere durch einen versehentlich zu tief gerutschten Blick versaue! "Hallo?" Ich werde aus meiner Schau-weg-Konzentration gerissen. Die Lehrerin hat mich was gefragt, während ich betont gelangweilt aus dem Fenster starre. Wie Mann's macht, macht Mann's falsch.