Beim Parteitag wählen die Stormarner Sozialdemokraten ihre 25 Direktkandidaten. Fraktionschef verzichtet auf Wahlkreis, führt aber die Liste an.

Lütjensee. Stormarns Sozialdemokraten haben ein ganz klares Ziel für die Kommunalwahl am 26. Mai. "Wir wollen die stärkste Fraktion im Kreistag werden", sagt Susanne Danhier, die Kreisvorsitzende. Bei der vergangenen Kreistagswahl im Mai 2008 hatte die SPD 17 von 64 Sitzen im Stormarner Parlament errungen, elf weniger als die CDU. Lediglich einen Wahlkreis hatte die Partei direkt gewinnen können: In Ammersbek hatten die Wähler für Sigrid Kuhlwein gestimmt.

Beim Kreisparteitag in Lütjensee haben die Sozialdemokraten nun ihre Kandidaten aufgestellt. Und ihre Ziele formuliert, die sie im Falle eines Wahlsieges erreichen möchten: "Als Erstes wollen wir die Kinderbetreuung in den Kommunen stärken", sagte die Kreisvorsitzende in ihrer Begrüßungsrede vor 64 Wahlberechtigten im Dorfgemeinschaftshaus Waldstadion. Insbesondere für berufstätige Eltern seien zuverlässige Kinderbetreuungsangebote wichtig. Danhier lobte die Initiative Beruf und Familie Stormarn und ermunterte weitere Unternehmen, sich dem Projekt anzuschließen.

Ein weiteres Ziel betrifft den Stormarner Arbeitsmarkt. "Jeder Arbeitnehmer hat das Recht auf gute, gerechte und auskömmliche Bezahlung", sagte Danhier. Deswegen lehne die Partei Dumpinglöhne und Zeitarbeitsverträge ohne gerechte Bezahlung ab. Und weiter: "Wir setzten auf die Einführung des Tariftreuegesetzes in Schleswig-Holstein für alle Aufträge auch auf kommunaler Ebene." Eine Vergabe kommunaler Aufgaben an tariflich nicht geregelte Bereiche lehne die SPD ab.

Sollten die Sozialdemokraten nach dem 26. Mai tatsächlich die stärkste Fraktion stellen, würde auch der künftige Kreistagspräsident aus ihren Reihen kommen. Susanne Danhier ist zuversichtlich: "Wenn ich mir die Ergebnisse der zurückliegenden Wahlen in Deutschland anschaue, dann gehe ich davon aus, dass wir aus dieser Kreistagswahl als klarer Sieger hervorgehen werden." Wer im Falle eines Wahlsiegs der Nachfolger von Kreistagspräsidentin Christa Zeuke (CDU) würde, ist aber noch unklar.

Seit Sonnabend stehen allerdings die Kandidaten für die Direktmandate in den Wahlkreisen und die Listenkandidaten fest. Da es wegen einer Neuordnung bei der Wahl nur noch 25 statt 29 Wahlkreise gibt, verzichtet Reinhard Mendel auf seine Kandidatur in dem neu geschaffenen Wahlkreis Tangstedt zugunsten von Christian Rink. Dafür wurde der amtierende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion mit großer Mehrheit auf Platz eins der Listenkandidaten gewählt.

Im Wahlkreis Bad Oldesloe 2/Süd-Ost kam es zu einer Kampfabstimmung. Ulrich March setzte sich gegen Jürgen Schneider durch. Für March stimmten insgesamt 50 der 64 Stimmberechtigten beim Kreisparteitag. Ansonsten verlief die Wahl der Direktkandidaten eher ruhig.

Einige Direktkandidaten sind bereits in der laufenden Wahlperiode Mitglied des Kreistags. "Besonders stolz sind wir, dass wir wieder zwei Kandidaten stellen, die jünger als 30 Jahre sind", so Danhier. Der 27 Jahre alte Verwaltungsfachangestellte Benjamin Freitag tritt im Wahlkreis Nordstormarn an. Freitag ist seit 2004 Bürgerliches Mitglied der Kreistagsfraktion und vertritt seine Partei im Sozial- und Gesundheitsausschuss. René Wendland, 29, stellt sich im Wahlkreis Reinbek 1/Nord zur Wahl. Er ist amtierender Kassenwart der Kreistagsfraktion und Mitglied im Schul-, Sozial- und Sportausschuss sowie im Finanzausschuss.

Auch die Listenkandidaten wurden am Sonnabend gewählt. Hier kam es ebenfalls nur zu einer Kampfabstimmung: Der auf Platz 18 gesetzte Wolfgang Sinning meldete Anspruch auf den Platz von Jürgen Weingärtner (15). "Ihr alle wisst, dass ab Platz 16 der Wahlausgang unsicher ist. Und ich sage es ganz offen: Ich will in den Kreistag", so Sinning. Doch sein Antrag wurde abgewiesen. Weingärtner wurde mit 61 Ja-Stimmen auf dem Listenplatz 15 bestätigt.

Bei der Wahl vor fünf Jahren wäre Sinning mit dieser Platzierung nicht in den Kreistag eingezogen. 2008 gewann die CDU 28 der 29 möglichen Wahlkreise. 16 SPD-Kandidaten kamen nur über die Liste zu ihrem Sitz im Kreistag.

Außerdem wurde am Sonnabend noch ein Nachzügler nominiert: Özen Durmis vom Ortsverein Lütjensee meldete kurzfristig seine Kandidatur für den nahezu aussichtslosen Listenplatz Nummer 40 an. "Mir ist aufgefallen, dass auf der Liste nur wenig Kandidaten mit Migrationshintergrund vertreten sind." Özen Durmis ist nach eigenen Angaben "zur Hälfte Türke und zur Hälfte Chilene." 59 der 64 Delegierten kamen seinem Wunsch nach und wählten ihn.