Eine Glosse von Celina de Cuveland

Neulich war ich mit meiner Freundin zum Essen verabredet. "Einen Tisch für zwei Personen?", fragt der Kellner, als wir das Lokal betreten. Ich nicke und muss wenig später feststellen, dass wir eigentlich zu dritt sind. Am Tisch sitzen meine Freundin und ich. Auf dem Tisch gesellt sich ihr Smartphone hinzu.

Anfangs ist seine Gesellschaft angenehm. Es übersetzt uns die Namen von Gerichten wie "Nazogi" und "Gäng Massaman Gai" ins Deutsche. Ich bin beeindruckt. Doch dann beginnt "Mister Smartphone", mich zu nerven. Er belästigt meine Freundin regelrecht. Ich kann keinen ganzen Satz mit ihr sprechen, ohne dass sich dieses in schwarzes Leder gekleidete Teil einmischt.

"Wie war denn dein...?" - Pling, Nachricht bei Whatsapp. "Wo willst du eigentlich...?" - Pling, Mitteilung bei Facebook. Unser Essen wird langsam kalt. Meines, weil ich damit beschäftigt bin, meine Freundin ungläubig anzustarren, und ihres, weil sie es vor lauter Smartphone-Liebe gar nicht bemerkt. Sie erklärt mir lieber, dass das Smartphone die Kussqualitäten einer Frau bewerten kann. Mit einer App. In meinem Kopf entstehen Bilder, wie meine Freundin bei romantischem Kerzenschein mit ihrem Smartphone knutscht. Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Da quakt eindeutig eine Ente. Erst als meine Freundin fluchtartig mit ihrem smarten Begleiter das Restaurant verlässt, begreife ich: Die Ente war ein Klingelton. Inzwischen können diese Touchscreen-Dinger ja scheinbar alles. Als der Kellner schließlich wissen will, ob wir zusammen oder getrennt bezahlen, bleibt das Gerät plötzlich seltsam stumm. Offenbar kann das Wunderwerk eben doch noch nicht alles.