Gymnasiasten lernen, sich verantwortungsbewusst in Internet-Netzwerken zu bewegen. “Wichtige Daten sollten unter Verschluss bleiben.“

Bargteheide. Hans ist nicht gerade sympathisch, dafür aber offen. In seinem Online-Profil nennt er sich "Horny Hans" - frei übersetzt "geiler Hans". Und was er gar nicht mag, teilt er der Internetgemeinde ebenfalls mit: verklemmte Frauen. Politisch ist er nach eigenen Angaben "rechts" eingestellt. Mit Hans würden wohl die wenigsten jugendlichen Nutzer des Internet-Netzwerks gern befreundet sein. Damit haben die Neuntklässer Michael Kühnast, Ole Lehsten, Luke Tappé und Kajetan Kegel gute Arbeit gemacht. Denn Hans ist nicht real, er entstammt ihrer Fantasie. Aufgabe der Schüler war es, ein Profil zu erstellen, das so kein User öffentlich machen sollte. "Man sollte bei der Erstellung des Profils darauf achten, dass man auf keinen Fall zu viel preisgibt", sagt Ole. Im Zweifel solle man Eltern oder erfahrene Netzwerker fragen. Ole: "Wichtige Daten wie Adresse oder Telefonnummer sollten unter Verschluss bleiben."

Ole ist Schüler Gymnasiums Eckhorst in Bargteheide. Er besucht den Wahlpflichtkursus im Fach Medien und hat sich dabei mit seinen Mitschülern in der vergangenen Woche mit Internet-Netzwerken und den Profilen darin beschäftigt. In dem wohl bekanntesten Internet-Netzwerk fehlt wohl keiner der Schüler: Facebook.

"Wir haben Umschläge mit einer Aufgabe gezogen", erläutert der 15 Jahre alte Niklas Eichhorn. In Gruppen von drei bis vier Schülern haben die 20 Jugendlichen des Kurses dann ein Profil angelegt. Ein Auftrag lautete, einen Charakter zu kreieren, der in einer neuen Umgebung nach Freunden sucht.

Dabei haben die Schüler nicht das große Netzwerk Facebook oder eine andere echte Plattform benutzt. Sie haben von der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH) Materialen bekommen und ein eigens entwickeltes Probe-Netzwerk, dessen Zugangsdaten die MA HSH an die teilnehmenden Schulen vergibt. "Man kann hier Fotos hochladen und anderen Profilen Nachrichten schicken", sagt Ronja Wolf. Die 14-Jährige hat mit Benita Klöpper, Louisa Gromm und Jytte Brenner ein Profil für den fiktiven Marcel Lauenbach gebastelt. Er ist neu in der Stadt und auf der Suche nach Freunden. Sich als Mädchen in die Rolle eines Jungen zu versetzten fand Ronja nicht schwierig. "Unter dem Strich sind die Interessen und die Bedürfnisse doch gleich", sagt sie.

Doch wie sollte Marcel sich darstellen, damit er interessant für andere ist? "Er sollte schon einige Hobbys haben und intelligent rüberkommen", sagt Ronja. Dabei sei etwa Sport wichtig. Und so steht in Marcels Profil, dass er Sport mag, ein Fan des Hamburger Sport-Vereins ist und sogar mal als Personal Trainer und Model gearbeitet hat. Marcel gibt in seinem Profil zudem an, unpolitisch zu sein. "Wenn er wirklich Leute kennenlernen will, sollte er in diesem Punkt offen sein", erläutert Ronja. Jytte sagt, dass es wichtig sei, nicht zu viele private Dinge anzugeben. "Daher haben wir auch nicht das komplette Geburtsdatum angegeben, sondern nur den Tag", sagt sie.

Noch bis zum Ende des Schuljahres beschäftigen sich die Jugendlichen mit dem Umgang mit Medien. Der Unterricht steht unter dem Motto "Schein und Sein". Lehrer Michael Schwarz sagt: "Wir beschäftigen uns nicht nur mit sozialen Netzwerken, sondern auch mit Reality-TV." Jeder der Schüler schaut zum Beispiel die Sendung "Berlin bei Tag und Nacht", deren Darsteller auch alle ein Facebook-Profil haben. Es sei wichtig, den Jugendlichen zu vermitteln, dass es sich bei der Sendung trotz des Dokumentationsformats nicht um die Realität handelt. "Das Unterrichtsmaterial der Medienanstalt ist ganz aktuell und daher gut nutzbar", sagt Schwarz.

"Mit unserem Material soll es im Unterricht um Chancen und Möglichkeiten der neun Medien gehen", sagt Nina Soppa, Referentin für Medienkompetenz des MA HSH und Ansprechpartnerin für das Projekt "Schein und Sein". Man könne Netzwerke wie Facebook nicht einfach verteufeln, so Soppa. "Sie gehören ganz einfach zur Lebenswirklichkeit nicht nur der Jugendlichen."

Selbst wenn sich sicherlich auch ein "Horny Hans" irgendwo in den Weiten des Internets wiederfinden lässt - ein Vorbild für die Jugendlichen im Medien-Kursus ist er nicht. Niklas: "Auf meinem Facebook-Profil können Fremde nur wenig sehen. Die meisten Informationen gebe ich nur für Freunde frei."