Die Möllner Landstraße soll nach der Sanierung breiter werden als zunächst beschlossen. Die Entscheidung fiel äußerst knapp aus.

Reinbek. Letzten Endes war der monatelange Kampf der Anwohner der Möllner Landstraße für den Erhalt der 17 Linden vergeblich. Die Bäume fallen der Sanierung der Straße zum Opfer. Zumindest haben so die Stadtverordneten in ihrer Versammlung am Donnerstag, 31. Januar 2013, entschieden. Nicht nur das knappe Abstimmungsergebnis von 15 Ja- und 13 Nein-Stimmen, sondern auch die hitzig geführte Debatte zeigt, wie brisant das Thema ist.

Hintergrund: Der Zweckverband Südstormarn plant, einen neuen Abwasserkanal entlang der L 94 zu bauen. Dieser soll verhindern, dass weiterhin Regenwasser versickert. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wollte die Stadt Reinbek die Fahrbahn erneuern. In der Stadtverordnetenversammlung am 13. Dezember 2012 präsentierte die Verwaltung zwei mögliche Baumaßnahmen: Variante A mit einem Ausbau auf 6,50 Meter, bei der die Linden gefällt werden müssten, und Variante B, bei der die Bäume bei einem Rückbau der Straße auf eine Breite von sechs Metern stehen bleiben könnten.

Letztendlich folgten die Stadtverordneten einem Antrag der Fraktion Forum 21, die einen Kompromiss forderte. Einstimmig wurde der Erhalt der Linden aufgrund "ihrer Bedeutung für das Stadtbild" und für "das Klima und für die Ausfilterung von Stäuben und Schutzstoffen" beschlossen. Um dies zu erreichen, sollte die heute bereits 6,50 Meter breite Landstraße im Zuge der Fahrbahnsanierung an bestimmten Stellen auf eine Breite von sechs Metern zurückgebaut werden.

Gegen diesen Beschluss legte Reinbeks Bürgermeister Widerspruch ein. "Die Entscheidung wurde von städtischen Juristen überprüft und ist durchgefallen, weil sie nicht den bestehenden Straßen und Wegegesetzen entspricht", so Bärendorf. Durch eine Fahrbahnverengung entstehe ein zu hohes Unfallrisiko. Der Reinbeker Verwaltungschef hat nicht nur juristischen Rat bei seinen Mitarbeitern, sondern auch bei einem externen Anwalt eingeholt - was wiederum einigen Stadtverordneten nicht gefiel. "Den Anwalt müssen doch die Bürger bezahlen", so der Vorsitzende des Forum 21, Heinrich Dierking.

Da ein Widerspruch aufschiebende Wirkung hat, musste zunächst der bestehende Beschluss aufgehoben werden. 15 Stadtverordnete stimmten dafür, 13 Kommunalpolitiker dagegen. Dann folgte die Abstimmung über das weitere Bauvorhaben.

"Die Fahrbahnverengung ist sehr gefährlich", sagte Peter Huschke (CDU). Daher würde er sich schweren Herzens für das Fällen der Bäume aussprechen. Außerdem sieht der Christdemokrat die Gefahr einer Dauerbaustelle und erhöhter Mehrkosten.

Tatsächlich hätten eine Fahrbahnverengung oder weitere Verzögerungen des Baubeginns Konsequenzen: Sollten die Baumaßnahmen nicht in Kooperation mit dem Abwasserzweckverband durchgeführt werden, kämen weitere Kosten in Höhe von rund 340.000 Euro hinzu. Die Kostenumlage für die Anwohner der Möllner Landstraße würde sich um 90.000 Euro erhöhen, die Stadt Reinbek hätte zusätzliche 250.000 Euro mehr auf der Rechnung. "Aber viel schlimmer: Dann hätten wir dort über zwei Jahre eine Baustelle", so Bürgermeister Bärendorf.

Die Gefahr einer Dauerbaustelle sieht auch Heinrich Dierking: "Wir haben schon vor zwei Wochen den Bürgermeister angeschrieben und darauf hingewiesen, dass der Widerspruch eine Verzögerung bewirkt." Er sei zuversichtlich, dass die Untere Wasserbehörde des Kreises Stormarn als verantwortliche Behörde in Bezug auf die Dringlichkeit der Baumaßnahmen mit sich reden ließe. "Das Risiko, dass erhöhte Mehrkosten entstehen, entsteht durch die Verzögerung in der Verwaltung", so Dierking.

Wenn es nach dem Reinbeker Bürgermeister geht, soll es keinen weiteren Aufschub geben. "Durch die Aufhebung des alten Beschlusses ist mein Widerspruch untergegangen", sagt Bärendorf. Der neue Beschluss sei das Startzeichen, mit der Bauplanung zu beginnen. Sobald die Absprachen mit dem Zweckverband erfolgt seien, soll mit der Erneuerung der Straße begonnen werden. "Beschlüsse sind dafür da, dass sie umgesetzt werden."

Dierking sieht das anders. Noch in der Sitzung warnte er den Bürgermeister davor, "die Bäume in einem Schnellschuss" zu fällen.