Ingenieur wegen Volksverhetzung angeklagt. Er drehte auch in Stormarn fremdenfeindliche Videos

Ratzeburg. Er hat Straßensituationen in Bad Oldesloe, Ahrensburg, Reinfeld und vielen anderen Städten und Gemeinden in Schleswig-Holstein gefilmt und sie mit rassistischen Äußerungen kommentiert. Mehr als 700 solcher Videos stellte Uwe W. aus Grinau (Kreis Herzogtum Lauenburg) ins Internet, auf das Videoportal Youtube. Auf manche Aufnahmen legte er ein Fadenkreuz und ließ Maschinengewehrsalven ertönen (wir berichteten). Am Freitag musste sich Uwe W. wegen des Verdachts der Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Ratzburg verantworten.

Angeklagt ist der 49 Jahre alte Diplomingenieur von der Staatsanwaltschaft aufgrund eines Videos, das er in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz in Polen gedreht hat. Die anderen Filme, auch die in Stormarn gedrehten, dienen der Anklage als Beleg für seine fremdenfeindliche und rassistische Gesinnung. In dem Auschwitz-Video mit dem Titel "Please, take me to Auschwitz", das am Freitag im Prozess gezeigt wurde, dokumentiert W. einen Ausflug zu der Gedenkstätte. Mit dabei ist eine Asiatin, die W. Sandy nennt. "Sandy, I bring you nach Auschwitz", sagt W. am Anfang des Videos. Er stellt die Frau vor die Verbrennungsöfen des einstigen Vernichtungslagers und lässt sie "Bye bye" sagen und winken. Er selbst sagt: "Sandy, die Öfen sind noch warm. Bye bye, Sandy."

Dieses Video erfüllt laut Staatsanwaltschaft den Tatbestand der Volksverhetzung. "Uwe W. wird angeklagt, die Menschenwürde in einer Weise, die geeignet war, den öffentlichen Frieden zu stören, angegriffen zu haben", hatte Staatsanwältin Ulla Hingst zu Prozessbeginn gesagt. W. soll Teile der Bevölkerung beschimpft und böswillig verächtlich gemacht haben. Das Video enthalte diffamierende Aussagen über Menschen asiatischer Abstammung.

Am Freitag wurde zudem als Beweisstück der Staatsanwaltschaft noch ein weiteres Video vorgeführt, das W. bei einer Tour durch die Slowakei aufgenommen hat. Dort filmte er immer wieder Angehörige der Sinti- und Roma-Minderheit. Diese bezeichnet er abfällig als "herumlungernde Zigeuner" und "Kulturträger Europas".

Uwe W. wies jegliche böse Absichten von sich. Auf Nachfragen von Richter Martin Mrozek bezeichnete er seine Videos als Erlebnisberichte und "reinen Jux". Es sei ihm vor allem darum gegangen, zu zeigen, was für ein tolles Auto sein restauriertes Goggomobil sei. Mit dem Wagen aus den 1950er-Jahren ist er in den Videos unterwegs, dieser ist immer wieder zu sehen.

Richter Mrozek gab noch einem Antrag der Staatsanwaltschaft statt, die Anklage wegen Volksverhetzung um den Punkt des Billigens nationalsozialistischer Verbrechen zu erweitern. Dazu präsentierte Anklägerin Hingst eine Webseite Uwe Ws., auf der er die "Feinde unter uns" und "Schädlinge in Norddeutschland" bekämpfen will. Dazu diene ein Goggomobil mit "Ungezieferdetektor und Gasanlage". "Diese Formulierungen erinnern an NS-Vokabular", sagte Ulla Hingst. Der Angeklagte verwies auf einen Hinweis auf der Seite, dass die Inhalte satirisch gemeint seien. Am 13. Februar wird der Prozess gegen Uwe W. in Ratzeburg fortgesetzt.