Rekordbeteiligung bei 48. Wettbewerb “Jugend forscht“. Natalie und Antonia aus Trittau wollen wissen: Was passiert, wenn wir nicht lüften?

Ahrensburg. Welchen Einfluss hat eigentlich der Kohlendioxidgehalt in der Luft auf die Konzentrationsfähigkeit von Menschen? Antonia, 13, und Natalie, 14, vom Gymnasium Trittau finden diese Frage höchst spannend. Deshalb haben sich die beiden Mädchen bei "Jugend forscht" angemeldet. "Wir beide waren in der Physik-AG und unser Lehrer hat uns vorgeschlagen an dem Wettbewerb teilzunehmen."

So geht es den meisten Teilnehmern. Antonia und Nathalie sind zwei von insgesamt 302 Jugendlichen in Schleswig-Holstein, die sich in diesem Jahr für den Naturwissenschaftswettbewerb angemeldet haben. Die Veranstalter sprechen von einer Rekordbeteiligung in diesem Jahr, dem 48. in der "Jugend-forscht"-Geschichte. Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis 21 Jahre können wieder daran teilnehmen. Für Teilnehmer bis 14 heißt der Wettbewerb allerdings "Schüler experimentieren".

Antonia und Natalie haben experimentiert: Wie ist das denn nun mit dem Kohlendioxid und der Konzentrationsfähigkeit? Dazu ließen sie zwei achte Klassen ihrer Schule jeweils drei Tests bearbeiten - einen bei niedriger Kohlendioxid-Konzentration in der Luft, einen bei mittlerer und einen bei hoher. Um die unterschiedlichen Kohlendioxid-Werte zu erreichen, blieben die Fenster im Klassenraum über längere Zeit geschlossen. Auf der Skala eines Messgeräts konnten Antonia und Natalie dann verfolgen, wie die Kohlendioxid-Konzentration mit jeder weiteren Minute zunahm.

Entgegen ihren Erwartungen stellte sich aber bei ihrem Versuch heraus, dass die schlechte Luft kaum Einfluss auf die Testergebnisse ihrer Mitschüler hatte. Natalie: "Da die Ergebnisse sehr durchwachsen waren, war kaum ein Zusammenhang zu dem Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft zu ziehen. Aber: Meine Mitschüler hatten nach unserem Versuch alle Kopfschmerzen und haben sich sehr schlecht gefühlt."

In einer siebenseitigen Dokumentation hielten die beiden jeden einzelnen Arbeitsschritt fest. In Geesthacht werden sie heute ihren Versuch vorstellen. Mit dabei: ein selbst gestaltetes Plakat, auf dem ihre Arbeit dokumentiert ist. Alle Teilnehmer mussten ihre Dokumentation zum 15. Januar einschicken. Nun sind Antonia und Natalie gespannt auf die Reaktionen der Jury und der Öffentlichkeit, die in einem zweiten Durchgang ebenfalls dabei sein darf, und hoffen natürlich auch darauf, einen der ersten Plätze zu ergattern.

Am Ende besteht die Chance, ins Bundesfinale zu kommen. Mit dem Nachwuchswettbewerb sollen besondere Leistungen und Begabungen in Naturwissenschaften, Mathematik und Technik bei Schülern gefördert werden. Die Jugendlichen können sich allein, mit ihrem Lehrer oder in einer Gruppe ein beliebiges Thema im naturwissenschaftlichen Bereich aussuchen.

Auch die 13-jährige Vera vom Gymnasium Am Heimgarten in Ahrensburg macht mit. Sie hatte sich zu Beginn des Wettbewerbs die Frage gestellt, wie Farben von Obst und Gemüse auf Laugen und Säuren reagieren. Mit der Hilfe ihrer Lehrerin konnte sie diesen Versuch in der Schule ausprobieren. Vera: "Ich habe erst einzelne Obst- und Gemüsesorten mit Wasser aufgekocht, um die Farbe filtern zu können. Die Farbe von roter Zwiebel habe ich dann mit Natronlauge gemischt. Dadurch wurde die Farbe grün. Nach kürzester Zeit wechselte sie aber ins Gelbliche."

Ove, 15, Niklas, 14, und Daniel, 15, die das Gymnasium Trittau besuchen, beschäftigen sich derweil mit einem zukunftsorientierten Thema. Sie fragten sich während einer verregneten Unterrichtsstunde, ob man nicht mithilfe des Regens Energie gewinnen könnte. Die drei Schüler hatten die Idee, ein kleines Kraftwerk in einer Regenrinne zu installieren. Dabei wird ein Teil durch ein modifiziertes ersetzt, auf dem eine Schraube befestigt ist. Das Wasser fließt an der Schraube vorbei und bringt diese zum Drehen. Mithilfe eines Generators wird die Energie aus dem Wasser umgewandelt und speist die entstandene Spannung ins Stromnetz ein.

Der erste "Jugend-forscht"-Wettbewerb wurde 1966 ausgetragen. Der damalige Chefredakteur des Magazins Stern, Henri Nannen, hatte dazu aufgerufen. 244 Jungen und Mädchen nahmen teil. Gekürt wurden damals noch ein Sieger und eine Siegerin. Schon ein Jahr später gab es für jedes Fachgebiet nur noch einen Sieger - egal, ob männlich oder weiblich. Zunächst standen Biologie, Chemie, Mathe und Physik zur Auswahl. Später konnten sich die Wettbewerbsteilnehmer auch für Technik sowie Geo- und Raumwissenschaften entscheiden. 1975 kam dann das Gebiet Arbeitswelt hinzu.

1981 lud der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt alle Sieger und Platzierten zu einem persönlichen Empfang nach Berlin ein. Seither ist dieser Besuch beim Kanzler nun eine Tradition.

Innerhalb von nicht mal 50 Jahren ist die Teilnehmerzahl auf mehr als 10.000 Schüler gestiegen. Auf die Sieger des Wettbewerbs warten auch in diesem Jahr wieder einige Geldpreise.