Nach Feuer in Disco in Brasilien: Stormarn verzichtet weiterhin auf unangemeldete Kontrollen

Bad Oldesloe. Wochenende für Wochenende ziehen Jugendliche und junge Erwachsene durch Clubs und angesagte Szene-Kneipe, um zu tanzen, zu trinken und Spaß zu haben. Auf der ganzen Welt, auch im Kreis Stormarn. Seit dem vergangenen Sonnabendabend haben Schreckungsmeldungen aus der brasilianischen Stadt Santa Maria bei vielen den Spaß an Partys getrübt. Bei einem Großbrand in der Diskothek Kiss starben über 230 Partygäste, 160 wurden verletzt.

Und viele Menschen, die hierzulande gern feiern gehen, fragen sich nun: Wie sicher sind Stormarner Diskotheken? "Es besteht immer die Gefahr, dass in einer Disco oder in einer anderen öffentlichen Einrichtung ein Brand ausbricht", sagt Jens Bebensee, Leiter der Bauaufsicht beim Kreis Stormarn. "Viel wichtiger ist aber die Frage, ob die Rettungskette funktioniert." Zu der Rettungskette gehört nicht nur die Arbeit der Feuerwehr und der Rettungsdienste, sondern auch die Arbeit der Abteilung Vorbeugender Brandschutz.

"Wir prüfen, ob Feuerwehrleute ein brennendes Gebäude sicher betreten können und ob die Gäste so schnell wie möglich rauskommen", sagt Brandschutzingenieurin Christine Süpke-Schäfer. Gerade in Großraumdiskotheken mit einer hohen Besucherzahl seien bei einem Brand die ersten Minuten nach Ausbruch des Feuers entscheidend.

"Ein Feuer ist erst einmal räumlich begrenzt, viel schlimmer ist der dabei entstehende Rauch", sagt Florian Ehrich, Wehrführer der Feuerwehr Ahrensburg. Dieser Rauch verbreite sich schnell, er enthalte giftige Gase, die bereits "nach zwei, drei Atemzügen zur Bewusstlosigkeit" und schließlich zum Tod führen könnten. Zahlreiche Partygäste in Santa Maria starben an einer solchen Rauchgasvergiftung.

Eine weitere Gefahrenquelle: Massenpanik. Berichten aus der brasilianischen Universitätsstadt zufolge sollen zahlreiche Gäste den Gang zu den Toiletten mit dem Notausgang verwechselt haben. Der normale Ausgang war durch Menschenmassen blockiert. Im Gedränge wurden viele Besucher einfach niedergetrampelt.

"Die Versammlungsstättenverordnung schreibt zwei gegenüberliegende Ausgänge vor, die eine Mindestbreite von 1,20 Meter haben und dauerhaft und gut sichtbar beschildert sein müssen", sagt Süpke-Schäfer. Die Rettungswege dürften nicht verstellt werden und müssten außerhalb des Gebäudes zu öffentlichen Verkehrsflächen wie einer Straße oder einem Parkplatz führen.

Zwar führt die Abteilung Vorbeugender Brandschutz alle sechs Jahre eine Brandverhütungsschau mit dem Eigentümer durch, unangemeldete Kontrolle gebe es aber nicht. "Wir setzten auf die Eigenverantwortung der Betreiber", so Süpke-Schäfer. Mittlerweile geht man in Brasilien von einem Unfall mit Pyrotechnik während des Auftritts einer Band als Brandursache aus. Solche Feuereffekte seien in Deutschland "in der Regel eigentlich verboten".

In den meisten Fällen ist das Spiel mit Feuer nicht erwünscht. "Wir setzen viel lieber auf LED- und Lichteffekte", sagt Axel Sesiani, Geschäftsführer einer Disco in Bad Oldesloe.