SPD-Landeschef ehrt auch langjährige Parteimitglieder

Ahrensburg. Die SPD feiert sich selbst. 150 Jahre ist sie jetzt alt, und der Regierungswechsel in Niedersachsen beflügelt die Sozialdemokraten auch nördlich der Elbe. Selbst der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Ralf Stegner hat offenkundig gute Laune. "Niedersachsen hat ein Pferd im Wappen, und Pferde springen knapp", sagt er, grinst, genießt den Beifall im Saal und spricht von Rückenwind, den die Partei in diesem Jahr gut gebrauchen könne. Im Mai werden die Mehrheiten in den Kommunalparlamenten im Norden neu gemischt, im September ist Bundestagswahl.

Der Vorsitzende aus Kiel ist ins Ahrensburger Restaurant Strehl gekommen, um Menschen zu ehren, die auch einen Grund zum Feiern haben - weil sie der Partei schon sehr lange angehören. Menschen wie Gerhard Bartel, der 1962 von Helmut Schmidt derart beeindruckt war, dass er am 18. Dezember jenes Jahres sein Geburtsdatum fälschte, um eintreten zu können - als 14-Jähriger, zwei Jahre früher als erlaubt. Menschen wie Wolfgang Sinning, der zehn Jahre später in der Brandt-Ära eintrat. Und der in der Partei seine spätere Frau Margot ("Ich war für den SPD-Chor angeworben worden") kennenlernte, die nun auch schon 25 Jahre Mitglied ist - seit jenem Jahr, als Björn Engholm in Schleswig-Holstein SPD-Ministerpräsident wurde.

Heutzutage, lässt Ralf Stegner anklingen, stünden der Partei ein paar neue Mitglieder gut zu Gesicht. "An den Ideen, die 150 Jahre alt sind, ist nichts altmodisch", sagt er, "die sind immer noch modern." Und während es in den ersten Jahrzehnten Mut erfordert habe, in die Partei zu gehen, bedeute es heute vor allem eines: Abkehr von Bequemlichkeit. Gerechtigkeit herzustellen in der Gesellschaft, das sei nach wie vor die zentrale Aufgabe der SPD. Für andere Themen, so Stegner, seien andere Parteien zuständig. Er ruft die Genossen in Ahrensburg zum Wahlkämpfen auf: "Automatisch wählen die Leute nicht SPD."

Stegner mag nach der Niedersachsen-Wahl Rückenwind spüren, er ahnt aber auch, wer für Gegenwind sorgen kann - der eigene Kanzlerkandidat, auf den der Landesvorsitzende nur indirekt Bezug nimmt. "Wenn man die Menschen fragt, was ihnen wichtig ist, dann zählt nicht, ob jeder Satz in einem Interview richtig sitzt", meint Stegner. "Den Menschen ist wichtiger, was eine Krankenschwester verdient oder ein Busfahrer, als die Frage, ob ein Politiker gut genug bezahlt wird."