Synergien schaffen, Produktivität erhöhen, Effizienz steigern: Das Wörterbuch der Rationalisierung hat schon viele kreative Schöpfungen hervorgebracht, die deutlich positiver klingen als etwa Arbeitsplatzabbau. Nun kommt eine weitere hinzu, die an Perfidität kaum zu überbieten ist: Ausbau.

Die Glinder Firma Tipper Tie baut aus: die Maschinenproduktion in der Schweiz und einen neuen deutschen Standort im Raum Hamburg als zentralen Standort für Konstruktion, Service, Verwaltung und Logistik für Europa. Damit prahlt das Unternehmen mit US-amerikanischer Verwurzelung just seit jenem Tag auf seiner Internetseite, an dem 70 Menschen in Glinde erfahren haben, was das für sie bedeutet: Arbeitslosigkeit.

Bei allem Verständnis für das der Wirtschaft eigene Streben nach positiv klingenden Sprachregelungen: Dieses Maß an Taktlosigkeit ist kaum noch zu toppen. Und wenn, dann allenfalls dadurch, dass ein Personalabbau dieser Dimension durchgezogen wird, während gerade ein Betriebsrat gegründet wird.

Damit haben sich die Tipper-Tie-Mitarbeiter allerdings auch viel zu viel Zeit gelassen. Ihr Beispiel zeigt: Vertrauen in Chefs ist gut. Die gesetzlich verankerten Arbeitnehmerrechte wahrzunehmen ist besser. Apropos Vertrauen: Manche noch so harte Einschnitte mögen betriebswirtschaftlich gesehen vielleicht sogar alternativlos sein. Verständnis dafür werden aber nur Chefs ernten, die die Betroffenen mit einbeziehen.