Auslauf auf 50.000 Quadratmeter: Auf der Wiese von Elke Schwaiger können auch gefährliche Tiere herumtoben.

Rehhorst. Wenn eine Wiese so groß ist, dass ein Bernhardiner nicht mehr sichtbar ist, wenn er am anderen Ende steht, ist es eine sehr große Wiese. Das Areal befindet sich in Rehhorst. Es umfasst 50.000 Quadratmeter und gehört Elke Schwaiger. Und bald auch ein bisschen den Hundebesitzern in der Umgebung. Die Wiese soll eine Auslauffläche für Hunde sein, die sonst nicht ohne Leine spazieren gehen dürfen. "Wenn man so viel Glück hat, muss man auch was zurückgeben", sagt Schwaiger. Und ja, sie wisse, dass das kitschig klingt. Aber wahr ist es trotzdem.

Elke Schwaiger arbeit als Hundetrainerin, seit 2001 hat sie eine eigene Hundeschule. Seit sieben Jahren lebt sie in Stormarn, bislang zur Miete. Nun haben ihr Freund und sie einen Resthof gekauft, 400 Meter vom alten Haus entfernt. "Der Hof stand seit mehr als einem Jahr zum Verkauf. Alle dachten, er sei zu groß für uns", sagt Schwaiger. Doch zur Familie gehören auch der Bernhardiner Navy, der Bernhardiner-Berner-Sennen-Mischling Ilvy und Harley, ein Border Collie. Außerdem noch zwei Katzen. Da ist Platz durchaus von Vorteil. "Wir haben uns das Gebäude angeguckt, die Substanz war gut. Dann haben wir uns eigentlich binnen einer Stunde entschieden", sagt sie. Es gab viel zu tun, und damals konnte sie ja nicht wissen, dass viele Kunden der Hundeschule beim Renovieren helfen werden. "So was hab ich noch nie erlebt", sagt Schwaiger, und wer sieht, wie ihr beim Erzählen Tränen in die Augen steigen, glaubt das gern.

Richtig überzeugt war Schwaiger von dem mehr als sechs Hektar großen Gelände. "Das ist ein Lebenstraum von mir gewesen: viel Platz für die Tiere zu haben", sagt sie, "gerade für benachteiligte." Der alte Gänsestall wird jetzt zur Hundesporthalle umgebaut.

Schwaigers Tiere sind als Welpen in die Familie gekommen. Sie sind gut erzogen, das müssen sie sein. Immerhin arbeiten sie nicht nur mit in der Hundeschule. Sie besuchen Demenzkranke im Seniorenheim, zeigen in Kindergärten, wie Kinder mit Hunden umgehen sollen, sie gehen in Schulen und zu behinderten Menschen. Und sie treten in Filmen auf und machen Werbung.

Aber Elke Schwaiger hat auch mit Hunden zu tun, die nicht so brav sind. "Ich arbeite auch mit Hunden, die als gefährlich eingestuft werden", sagt sie. So kam sie auf die Idee mit der Wiese. "Viele dürfen nie frei laufen, weil sie abhauen, jagen oder für andere Menschen oder Hunde gefährlich sind."

Der Rottweiler Cash zum Beispiel ist so ein Hund. Ihn hat Schwaiger aus schlechter Haltung befreit. "Er soll die Wiese im Frühjahr offiziell einweihen", sagt sie. Cash ist etwa vier Jahre alt, die erste Hälfte seines Lebens habe er in Küche und Flur seines Besitzers gewohnt, raus durfte er nie, erzählt Schwaiger. Der Mann schlug Cash mit einem Stock, Cash wehrte sich, er sollte eingeschläfert werden. Die Ärztin informierte das Tierheim. "Als wir ihn rausholten, hat er die Welt im Zeitraffer kennengelernt. Für ihn war das Tierheim ein Paradies", sagt sie. Er lebt immer noch dort. "Niemand will einen unerzogenen Rottweiler. Er hat das Herz am rechten Fleck, aber Rottweiler gelten eben als gefährlich."

Bis die Wiese genutzt werden kann, muss erst Gras gewachsen sein. "Wir haben Pferdeweide gesät, die ist robuster als normaler Rasen", sagt Schwaiger. Robust ist auch der Zaun. "Wir haben eine spezielle Genehmigung vom Amt, so konnten wir ihn zwei Meter hochziehen", sagt Schwaiger. Nun unterteilt er die Wiese, ein Stück soll später als Weideland genutzt werden. Dann bleiben den Hunden 30.000 Quadratmeter. "Der Zaun ist aus Tornadodraht", sagt Schwaiger, "der Zaunbauer hat gesagt, es sei der Mercedes unter den Zäunen." Er hat fast 40.000 Euro gekostet.

Tierheime sollen den Platz an einem Tag pro Woche gratis nutzen dürfen. Weil die Fläche gemäht und gepflegt werden will, wird Elke Schwaiger von anderen Hundebesitzern etwas Geld nehmen. "Es soll etwa fünf Euro kosten", sagt sie. Für die Planung soll es eine Liste mit Anmeldungen geben. Zur Einweihung ist ein Fest geplant, da kann jeder gucken kommen. Denn eins ist Elke Schwaiger wichtig: "Die Wiese ist nicht an meine Hundeschule gekoppelt. Niemand muss Angst haben, dass ihm ein Kursus aufgeschwätzt wird."