Ahrensburg. Die Farbe ist weg. Die Leinwand. Der Hintergrund. Nichts davon ist zu sehen. Nur weißes Papier. Und dennoch ist es unverkennbar das "Mädchen mit Perlenohrring" von Jan Vermeer. Der fantastische dreidimensionale Scherenschnitt ist ein Hingucker und eine künstlerische Ansage an die Alten Meister. Und es gibt noch mehr davon im Ahrensburger Marstall.

"Der Turmbau zu Babel" von Pieter Bruegel dem Älteren quillt als Miniatur aus einer Zigarrenkiste hervor. Dafür wird umgekehrt ein Mini-Quadrat aus Dürers "Großem Rasenstück" herausgezoomt und Silhouetten von Blumen und Gräsern über eine Länge von 2,20 Meter auf Acryl ausgesät.

"Alte Meister. Neue Geister" heißt die Ausstellung der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, die am Sonntag, 13. Januar, um 11.30 Uhr eröffnet wird. Die neuen Geister sind acht kreative Köpfe, die sich furcht- aber keineswegs respektlos den großen Vorgängern nähern. "Wir wollen nicht kopieren. Wir wollen moderne Antworten finden", sagt Dolf Bissinger, der von der "Briefleserin" des Jan Vermeer beinahe nur ein Stück des grünen Vorhangs übrig lässt. Und die Lesende? Sie taucht verschwommen in einem Spiegel auf und guckt auch nicht züchtig barock nach unten, sondern dem Betrachter direkt ins Gesicht. Und auch der taucht als Spiegelbild auf. Denn eine Glasscheibe vor der Leinwand macht den Betrachter zum Teil des Kunstwerk.