Das Abendblatt erzählt in loser Folge die Geschichte hinter dem Namen. Heute: ein Eisenbahnbauer und Diamantenhändler, der in Glinde sesshaft wurde und Gutes tat

Glinde. Sönke-Nissen-Allee, Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, Sönke-Nissen-Stiftung - der Name Sönke Nissen ist in Glinde allgegenwärtig. Doch wer ist der Mensch hinter dem prominenten Namen? Die Antwort: ein Eisenbahnbauer, ein Diamantenhändler, ein Deichbauer, ein Gutsherr.

Sönke Nissen wurde am 27. Dezember 1870 im nordfriesischen Klockries geboren. Nach dem Besuch der Hamburger Bauschule folgte Ende 1894 eine erste Anstellung bei der Altonaer Firma Lenz & Co.

In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg boomte der Bau von Eisenbahnstrecken in den deutschen Kolonien. Vor allem in Afrika. Im Frühjahr 1903 wurde der Firma Lenz & Co. vom Kolonialamt der Auftrag für den Weiterbau der Usambara-Bahn von Korogwe bis Mambo in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) erteilt. Die Leitung des Streckenausbaus wurde Sönke Nissen übertragen. Eine Aufgabe, die der Nordfriese im Juni 1906 fast fünf Monate vor dem eigentlichen Zeitplan abschließen konnte. Weitere Bauprojekte folgten: So war Nissen 1908 am Bau der Südbahnteilstrecke Lüderitzbucht-Kubub beteiligt, als im April der einheimische Bahnarbeiter Zacharias Lewela neben der Bahnstrecke einen glänzenden Stein fand - einen Rohdiamanten. Ein sensationeller Fund, denn damals galt die wissenschaftliche Meinung, dass es aufgrund der geografischen Gegebenheiten in Namibia keine Diamanten gebe. Nissen erkannte seine Chance und gründete mit mehreren Partnern die Diamanten-Schürfgesellschaft "Kolmannskuppe".

Gegen Ende des Jahres 1909 kam der Ostafrika-Experte als reicher Mann zurück nach Deutschland. Mit dem Geld aus dem Diamantenhandel kaufte Nissen 1912 das Gut Glinde, einen großen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe Hamburgs. Nissen erweiterte das eigene Gut um neue Häuser für seine Arbeiter, er baute das Gutshaus um, er engagierte sich aber auch in sozialen Bereichen: Er finanzierte den Bau eines Altenheims für altgediente Hofleute und unterstützte die Feuerwehr.

Die Landgewinnung durch einen Deichbau an der Nordseeküste vor Pellworm wurde zwar von Nissen initiiert, doch der Glinder erlebte die Vollendung des Sönke-Nissen-Koogs nicht mehr. Sönke Nissen starb am 4. Oktober 1923 auf seinem Gutshof in Glinde nach einer langen Krankheit, die er sich in Afrika zugezogen haben soll. Seine Familie wanderte kurz nach seinem Tod nach Schweden aus.

Sein Sohn, Sönke Nissen junior, schenkte das Gutshaus der Gemeinde Glinde - mit der Auflage, es für einen sozialen Zweck zu verwenden. Später wurde das Geschenk in eine Stiftung überführt.

Wer mehr über den Menschen und die Arbeit von Sönke Nissen erfahren möchte: Das Stadtarchiv Glinde lädt zusammen mit der Sönke-Nissen-Stiftung für den 24. Januar zu einem Informationsabend ins Gutshaus. Unter dem Titel "Sönke Nissen - ein Abenteurerleben" berichtet Stadtarchivar Carsten Walczok über Sönke Nissen.