Ronald Buchsdrücker verliert Posten als stellvertretender Wehrführer. Kreisbrandmeister spricht von Unverhältnismäßigkeit

Grönwohld. Bei der Feuerwehr in Grönwohld hängt der Haussegen schief. Weil Ronald Buchsdrücker an zwei Fortbildungsmaßnahmen nicht teilnehmen konnte, muss der Vizechef der Grönwohlder Wehr jetzt sein Amt abgeben. So haben es die Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen. Doch ob dies der einzige Grund für die Enthebung aus dem Amt ist, bleibt fraglich.

"Das ist völlig unverhältnismäßig", sagt Kreisbrandmeister Gerd Riemann. "So etwas hat es in Stormarn vorher noch nicht gegeben." Seit zwei Jahren ist Buchsdrücker stellvertretender Gemeindewehrführer in der 1350-Einwohner-Gemeinde. Laut Brandschutzgesetz muss der ehrenamtliche Feuerwehrmann innerhalb von zwei Jahren an zwei Lehrgängen an der Landesfeuerwehrschule in Harrislee teilnehmen. Für beide Fortbildungen war der 45-Jährige angemeldet. Doch im Frühjahr vergangenen Jahres konnte Buchsdrücker aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Maßnahme teilnehmen und im Herbst aus beruflichen. "Ich bin Chef eines Dämmtechnik-Unternehmens. Der Herbst ist unsere Hauptsaison", sagt Buchsdrücker.

Bevor er den einwöchigen Lehrgang absagte, sprach er mit Bürgermeister Ralf Breisacher. "Ich habe ihm erklärt, dass ich nicht teilnehmen könne und den Lehrgang im April nachholen werde. Das war für den Bürgermeister kein Problem", so Ronald Buchsdrücker, der vergangene Woche eines Besseren belehrt wurde. In einem Brief teilte ihm der Bürgermeister mit, dass die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am 18. Dezember beschlossen hätten, ihn seines Amtes zu entheben. Buchsdrücker sagt: "Ich bin aus allen Wolken gefallen."

Bürgermeister Ralf Breisacher (CDU) sagt: "Ich habe ihn gebeten, sein Amt niederzulegen." Fraglich ist dabei, warum der Bürgermeister gleichzeitig einen anderen Feuerwehrmann kommissarisch zum stellvertretenden Gemeindewehrführer ernannt hat. Und warum es nicht zu einem persönlichen Gespräch mit Buchsdrücker gekommen ist. "Ich war über die Weihnachtstage nicht da", sagt Breisacher. Warum es überhaupt zu diesem drastischen Schritt gekommen ist, will er nicht begründen. "Diese Personalmaßnahme wurde in einer nicht-öffentlichen Sitzung besprochen", sagt der Bürgermeister, der selbst seit 19 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Grönwohld ist. Auch zum Gespräch im Herbst mit Buchsdrücker will er sich nicht äußern, sagt nur: "Das habe ich anders in Erinnerung."

Für Gerd Riemann sind diese Personalmaßnahmen nicht nachvollziehbar: "Auch wenn Kameraden drei Jahre gebraucht haben, um die Lehrgänge zu absolvieren, ist die Aufsichtbehörde nicht eingeschritten." Außerdem bestätigt der Kreiswehrführer, dass Buchsdrücker für die Fortbildung im April angemeldet sei.

"Weil in solch einem Fall nach dem Beamtenrecht zu handeln ist, hätte der Bürgermeister disziplinarische Mittel ergreifen müssen. Er hätte den Betroffnen zunächst auffordern müssen, seiner Pflicht nachzukommen, und - falls das keinen Erfolg gebracht hätte - ihn abmahnen müssen." Doch beides sei nicht geschehen.

Indes gibt es in den eigenen Reihen für Buchsdrücker wenig Rückhalt. Gemeindewehrführer Carsten Höltig: "Ich kann die Gemeinde verstehen. Schließlich trägt sie die Verantwortung." Ronald Buchdrücker geht indes davon aus, dass einige mit seinem Führungsstil nicht einverstanden waren und nun eine willkommene Möglichkeit sahen, ihn seines Amtes zu entheben. "Das macht mich traurig. Ich bin seit 30 Jahren bei der Feuerwehr und mit ganzem Herzen Feuerwehrmann", so Buchsdrücker. Ob er gegen den Beschluss vorgehen wird, weiß er noch nicht.