Die Verwaltung will Schallschutzwände jetzt neu planen,der Umweltausschuss stimmte dafür. Die Bahn soll Vorschläge einbringen.

Ahrensburg. Im Streit um geplante Lärmschutzwände neben den Gleisen im Ahrensburger Innenstadtbereich hat die Bürgerinitiative "Lärmschutz Ahrensburg Mitte" jetzt einen wichtigen Etappensieg errungen. Die Planung der Deutschen Bahn AG (DB), deren Realisierung schon ab August ansteht, soll nachgebessert werden. Das sieht ein Beschluss vor, den der Ahrensburger Umweltausschuss getroffen hat. Bürgermeister Michael Sarach und die anwesenden Politiker revidierten überraschend die Position der Stadt, nach der, wie berichtet, ein ein Kilometer langer Abschnitt im Innenstadtbereich von der Planung ausgenommen werden sollte. Die Bürgerinitiative hatte auf einen weiter gehenden Lärmschutz gedrungen und eine Ortsbegehung mit Politik und Verwaltung durchgesetzt.

Die Entscheidung im politischen Gremium, die am Tag darauf fiel, bewertete Initiativensprecher Cord Brockmann vorsichtig: "Ich denke, das Thema ist noch nicht vom Tisch. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir im Konsens weitermachen können."

Bisher war vorgesehen, dass Ahrensburg zwei Lärmschutzwände bekommt: Eine etwa 470 Meter lange im Bereich der Brückenstraße und eine etwa 400 Meter lange im Bereich der Schillerallee. Beide Wände werden etwa drei Meter hoch sein. Die Strecke dazwischen sollte laut einem Beschluss aus dem Jahr 2008 ausgespart werden, weil eine Lärmschutzwand den Innenstadtbereich optisch zerschneiden würde, wie es hieß. Zudem sollten die barocken Sichtachsen der Manhagener Allee und der Hagener Allee frei bleiben. Darauf hatte die Untere Denkmalschutzbehörde gedrungen. Jetzt wird geprüft, ob im Innenstadtbereich nicht doch eine Wand gezogen werden könnte - im Bereich der Sichtachsen könnte sie dann abgesenkt werden. "Wir werden Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Bahn in den Bauausschuss am 16. Januar einladen. Dann werden wir sehen, was machbar ist", sagte Michael Sarach gestern. Nötig sei ein Kompromiss, bei dem die optische Trennung "so gering wie möglich" ausfalle. Die Details müssten nun ausgearbeitet werden.

Im Bauausschuss müsse auch geklärt werden, wie viel Zeit noch für Veränderungen bleibt. Wie berichtet, hatte die Bahn Gesprächsbereitschaft signalisiert, aber auch zur Eile gemahnt. "Ich brauche eine Aussage der Stadt. Und das so schnell wie möglich", sagte dazu Sabine Müller, die zuständige Planerin bei der DB Projekt Bau GmbH.

Bei einer Ortsbegehung, zu der man sich auf Drängen der Initiative am Dienstagabend traf, wurde erneut deutlich, dass es an den bisherigen Plänen massive Kritik gibt. Rund 40 Personen nahmen an dem Rundgang teil - darunter auch Christopher Kroschke, Geschäftsführer des Immobilienmanagements der Ahrensburger Kroschke-Gruppe. "Wir haben an der Bogenstraße Häuser, die wir vermieten. Ich habe wenig Verständnis für die politische Entscheidung von einst", sagte er. Eine mögliche Lärmschutzwand im Bereich des Bahnhofes, die nun geprüft wird, würde diese Wohnungen hingegen schützen. Cord Brockmann, Sprecher der Initiative, trug seine Position auch noch einmal im Umweltausschuss am Mittwoch vor: "Seit 2008 sind wesentliche Veränderungen eingetreten. Nach einem Bau der Fehmarnbeltquerung werden wesentlich mehr Güterzüge durch Ahrensburg fahren. Wir gehen davon aus, dass das einen Einfluss auf bis zu 1000 Einwohner hat."

Überzeugungsarbeit brauchte Brockmann, der selbst an der Bismarckallee wohnt, da schon nicht mehr zu leisten. Bürgermeister Michael Sarach zog - für die meisten Anwesenden völlig unerwartet - die bisherige Beschlussvorlage zurück, in der die Verwaltung empfahl, bei den Planungen aus dem Jahr 2008 zu bleiben.

Stattdessen präsentierte der Verwaltungschef eine neue Vorlage, die nach kleinen Änderungen einstimmig beschlossen wurde. Sie sieht vor, dass "über bereits geplante Lärmschutzwände hinaus im Bereich des bisher ausgesparten Streckenabschnitts Bedarfe" bei der DB anzumelden sind. Weiterhin sollen Vertreter der DB und der Unteren Denkmalschutzbehörde in den Bau- und Planungsausschuss eingeladen werden, zwecks "Abstimmung des weiteren Vorgehens". Schließlich sollen die Stadtverordneten über den Bau von Lärmschutzwänden noch einmal neu entscheiden. Zu den Gründen des Meinungsumschwungs wollte Michael Sarach nichts sagen. Nur soviel: "Entscheidend ist, dass wir die Sache lösen."

Deutlicher wurde Dieter Heidenreich (WAB), Vorsitzender des Umweltausschusses. Er sagte: "Ich habe damals im Bauausschuss dafür gestimmt, dass der Innenstadtbereich keine Lärmschutzwand bekommt." Der damalige Bauamtseiter Wilhelm Thiele habe sich dafür eingesetzt. Heute sehe Heidenreich das Thema anders: "Ich habe moralisch kein Recht, Menschen per Abstimmung einen Lärmschutz zu verwehren."

Heidenreich sagte auch, dass es damals keinen mit heute vergleichbaren Bürgerprotest gegeben habe. "Kaum jemand schien etwas dagegen zu haben." Lediglich Anwohner der Straße Fannyhöh hätten sich zu Wort gemeldet, doch deren Straße habe ja auch eine Lärmschutzwand bekommen. Horst Marzi (Grüne) ist hingegen der Ansicht, dass mögliche Alternativen wie eine Absenkung der Lärmschutzwand damals gar nicht diskutiert wurde: "Die Option, dass wir noch mehr haben können, ist damals gar nicht diskutiert worden."

Zumindest in einem war man sich am Mittwochabend einig: Bürgerinitiative, Politik und Verwaltung hätten sehr konstruktiv zusammengearbeitet, hieß es von allen Beteiligten.