Hannelies Ettrich hört zum Ende September 2013 auf. Kollegin Ute Sauerwein-Weber wird dann ihre Nachfolgerin werden.

Bargteheide. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: 5456 Kurse, 70.000 Buchungen und fast 20.000 Besucher. "Das ist wirklich eine Menge", sagt Hannelies Ettrich fast ein bisschen erstaunt darüber, was sie als Leiterin der Bargteheider Volkshochschule (VHS) alles auf den Weg gebracht hat. Aber nach 23 Jahren an der Spitze der Bildungseinrichtung möchte die 62-Jährige die Weichen für ihren Lebensweg neu stellen. Ende September hört sie auf und gibt den Stab an Ute Sauerwein-Weber weiter.

"Der Beruf hat für mich immer im Vordergrund gestanden. Aber ich habe so viele persönliche Interessen", sagt Hannelies Ettrich. "Ich würde gern wieder wissenschaftlich arbeiten, vielleicht sogar noch einmal studieren." Dass der Übergang in den neuen Lebensabschnitt gestaltet sein will, weiß sie genau. Und auch, wie sie sich am besten darauf vorbereiten kann: mit einem Kursus an der Bargteheider VHS. "Wendepunkte - Sinn gebende Lebensgestaltung im zweiten Erwachsenenalter" heißt das Wochenendseminar, das sie im Juni belegen wird. "Das Angebot habe ich natürlich bewusst ins Programm genommen", sagt Ettrich und lacht.

Insgesamt 200 Kurse umfasst das neue Frühjahrssemester. Es ist das letzte Programm, das die VHS-Leiterin allein auf die Beine gestellt hat. Das Herbstsemester wird bereits eine Gemeinschaftsproduktion mit ihrer Nachfolgerin. Ettrich: "Ich bin sehr froh, dass Ute Sauerwein-Weber die Aufgabe übernimmt. Wir arbeiten schon seit Jahren sehr gut zusammen."

Die Idee, Bildungsreferentin Sauerwein-Weber vom städtischen Jugendarbeitsteam zu fragen, hatte Bürgermeister Henning Görtz. "Ich bin glücklich über diese Lösung", sagt der Verwaltungschef, "wir kennen sie alle vom Jugendarbeitsteam, das im Übrigen über die Junge VHS auch schon erfolgreich mit der VHS kooperiert."

Der Bürgermeister hatte aber nicht nur die Idee für die Neubesetzung. Die Stadt gibt auch Geld für eine optimale Vorbereitung des Wechsels aus: Von Februar bis September werden Ettrich und Sauerwein-Weber die Geschicke der VHS als Doppelspitze lenken. Die Neue musste nicht lange überlegen, ob sie die Stelle annimmt. "Das ist für mich eine Riesenchance. Schließlich bin ich nicht nur Sozial-, sondern auch Bildungswissenschaftlerin", sagt Ute Sauerwein-Weber, die wie Ettrich einen Neuanfang wagen möchte. "Ich bin jetzt 50. Meine Kinder sind alle erwachsen. Da ist es an der Zeit, auch mich noch einmal neu zu erfinden."

Ihre halbe Stelle als Sozialpädagogin an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule wird wieder besetzt und sogar auf eine dreiviertel Stelle aufgestockt. Ihre Arbeit als Jugendbildungsreferentin wird es nicht mehr geben. Die Stunden aber auf andere Kollegen verteilt.

Die künftige VHS-Leiterin studiert seit 2010 "Bildung und Medien" an der Fernuniversität Hagen. E-education und e-learning sind ihre Schwerpunkte. Und die möchte sie auch gern in die VHS integrieren. "Als Ergänzung", betont Sauerwein-Weber, die möglichst viele Menschen erreichen möchte. Und das gehe am besten zeit- und ortsunabhängig auf elektronischem Weg über virtuelle Räume im Computer.

Literaturwissenschaftlerin Hannelies Ettrich bevorzugt eher reale Räume. Aber die VHS hat keine eigenen. Sie muss sich Räume im Stadthaus und in den Schulen suchen. "Deswegen möchten wir ein Weiterbildungsgesetz haben. Dann wäre die Unterstützung der VHS keine freiwillige Leistung mehr", gibt sich Ettrich noch immer kämpferisch. Das ändert aber nichts daran, dass die Zusammenarbeit zwischen Stadt und VHS bestens klappt. Görtz: "Frau Ettrich leistet ganz, ganz tolle Arbeit und hat die VHS weiterentwickelt." Und die noch amtierende VHS-Leiterin nennt fünf Gründe, warum ihr die Arbeit so viel Spaß macht: ganzheitliches Arbeiten, eine positive Resonanzerfahrung mit der Welt, entspannte Teilnehmer, motivierte Kursleiter und eine Stadt, die ihr nie reingeredet hat.