Eine Gruppe junger Stormarner pachtet die Wiese Am Bornberg und erprobt dort umweltschonendes, autarkes Leben. „Einfälle statt Abfälle“.

Bargteheide. Besucher fühlen sich ein bisschen an einen Zirkus erinnert. Sieben bunte Bauwagen und Campingmobile stehen in einem Halbkreis auf der grünen Wiese an der Straße Am Bornberg in Bargteheide. Allerdings watscheln nur ein paar Enten zwischen den Wagen umher. Ansonsten herrscht Stille. Es geht hier offenbar nicht um Kunststücke am Hochseil, lustige Clowneinlagen oder die Vorführung mehr oder weniger exotischer Tiere. Es geht um ein Experiment. Der Verein Natur Leben sucht nach alternativen, möglichst autarken Lebensweisen. "Junge Erwachsene versuchen, sich bei uns Freiräume zu schaffen und Aktionen zu starten", sagt Hannes Neuhaus, Vorsitzender des Vereins, dem acht Mitglieder angehören. Gegründet haben ihn Stormarner Studenten und einige ihrer Freunde Ende 2011.

Zu ihnen gehört auch Martin Seyrl. Der 22-Jährige steht vor seinem weißen Wohnmobil, auf dem in roten Buchstaben "Dauercamper" steht. Seyrl sagt: "Wir arbeiten an verschiedenen Projekten. So haben wir zum Beispiel ein Kompostklo gebaut." Er deutet auf eine kleine, erhöht stehende Holzhütte. An die Tür ist in Pink ein Herz gesprayt worden. Seyrl holt aus seinem Campingwagen ein kleines, orangefarbenes Heftchen. Es enthält Baupläne für Kompost-Klos. "Danach haben wir unser Exemplar errichtet", sagt er. Auf dem Titelblatt steht "Einfälle statt Abfälle". Es geht der Gruppe um den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen - wie dem Trinkwasser. Dazu konzipieren sie verschiedene Projekte und versuchen, sie umzusetzen. Die Camping- und Bauwagen dienen dabei laut Neuhaus auch als Werkstatt.

"Bei einem anderen Projekt haben wir versucht, unseren eigenen Strom zu erzeugen", erläutert Martin Seyrl. Mit dem Kopf deutet er auf ein rundliches Gebilde aus Holz. Doch leider habe die Gruppe die falschen Materialien verwendet. "Wir haben Pressspanplatten aus Holz verbaut. Die haben sich jedoch voll Wasser gesaugt", erläutert Hannes Neuhaus, der in Hamburg Holzwirtschaft studiert.

Es seien Erfahrungen wie diese, insbesondere auch Rückschläge, die für die jungen Menschen so wichtig seien, sagt Frank Michelsen. Der Einrichtungsleiter der Stormarner Werkstätten Ahrensburg hat viel Lob für den Verein, seine Mitglieder und ihre Ideen übrig. Mitglieder des Vereins kamen zu ihm, weil die Stormarner Werkstätten das Gelände selbst gepachtet haben. Rund 40 Menschen mit Handicap arbeiten auf dem angrenzenden ehemaligen Bauernhof im Landschafts- und Gartenbau. Die Werkstätten sind seit rund 30 Jahren auf dem Bauernhof an der Straße Am Bornberg aktiv.

"Ich finde es toll, wenn sich junge Leute mit der Natur auseinandersetzen wollen und nicht nur in interaktiven Welten unterwegs sind", sagt Michelsen. "Für derartige Projekte gibt es viel zu wenig Möglichkeiten." Kurzerhand setzten Michelsen und die Vereinsmitglieder einen Untermietvertrag auf, der dem Verein das rund 3.500 Quadratmeter große Gelände auf unbestimmte Zeit überlässt. Die Stormarner Werkstätten könnten die Fläche derzeit nicht nutzen. 400 Euro zahlten die jungen Leute pro Jahr dafür. Michelsen: "Eine Miete wollte ich vor allem, um die Ernsthaftigkeit des Projekts zu unterstreichen."

Doch habe er durch den bisherigen Kontakt den Eindruck gewonnen, dass es die Mitglieder des Vereins durchaus ernst meinten. Auch der Grundstückseigentümer, ein Architekt aus Lübeck, sei über das Projekt informiert. Michelsen: "Er hat zwar sein Einverständnis gegeben, hat aber bereits signalisiert, dass er die Fläche irgendwann gern bebauen möchte." Doch das werde erst in fünf bis sieben Jahren konkret, schätzt der Einrichtungsleiter. So gebe es eine Kündigungsregel, dass ohne Nennung von Gründen der Vertrag bei einer Frist von drei Monaten jederzeit aufgehoben werden kann.

Michelsen würde sich wünschen, so sagt er, "wenn aus dem Neben- ein Miteinander wird". Hin und wieder unterstützten die Gruppenleiter der Werkstätten die Vereinsmitglieder bei der Umsetzung von Vorhaben.

"Manchmal kommen sie vorbei und trinken mit uns einen Kaffee", sagt der Vereinsvorsitzende Neuhaus. Doch eine wirkliche Kooperation gebe es derzeit noch nicht. Neuhaus: "Wir haben schon mehrfach unsere Hilfe angeboten. Bislang hat es jedoch nicht geklappt."

Dem Leiter der Stormarner Werkstätten Ahrensburg ist vor allem wichtig, dass kein Vereinsmitglied auf dem Gelände wohnt. Frank Michelsen: "Das haben wir ganz klar so vereinbart, und das kontrollieren wir auch." Vereinsvorsitzender Neuhaus sagt: "Wir haben alle einen Wohnsitz in der Nähe, entweder bei den Eltern oder in Wohngemeinschaften." Die Mitglieder seien pro Woche zwischen fünf und zehn Stunden auf dem Gelände. Dennoch sagt er mit Blick in die Zukunft: "Es ist aber schon ein Ziel, auch mal zu versuchen, hier ein paar Tage zu leben." Doch dazu müsste erst die Vereinssatzung angepasst werden. "Daran arbeiten wir gerade."