Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Den Surf- und Skiclub Stormarn.

Weder Skipisten noch Surferparadiese sind im ländlichen Stormarn zu finden. Dennoch gibt es im Kreis einen Surf- und Skiclub. "Warum eigentlich nicht", sagt Bernd Himmer, Gründer des Vereins. "Das Meer ist nicht weit und in den Bergen ist man auch recht schnell", so der 52-Jährige aus Siek. Eigentlich kommt er aus der Nähe von Mainz. 1984 lockte ihn ein Jobangebot aus Rheinland-Pfalz in den Norden. Seitdem ist er hauptamtlich beim Deutschen Segler-Verband tätig.

Doch seine Freizeit verbringt er lieber auf dem Surfbrett oder auf Skiern. "Als ich in Stormarn angekommen bin, habe ich einen entsprechenden Verein gesucht. Jedoch vergebens", sagt Himmer. Also entschloss sich der Wasser- und Wintersportler, selbst einen zu gründen. 1986 hatte er dann weitere sechs Mitglieder für die Vereinsgründung gefunden. Und ein Jahr später hatte der Verein schon 100 Mitglieder. "So etwas hat Stormarn gebraucht", so der Gründer, der Schleswig-Holstein als Wasserhochburg beschreibt. "Doch in Stormarn scheint dies noch nicht angekommen zu sein", kritisiert Himmer. Denn auf die Seen im Kreis dürfen weder Wind- noch Kitesurfer. "Im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg sieht das anders aus."

Aber davon lassen sich die Sportler nicht entmutigen und haben ihre Zelte auf der Ostseeinsel Fehmarn aufgeschlagen. "Wir haben dort auf einem Campingplatz auf 200 Quadratmetern zwei Campingwagen stehen", sagt Lutz Gehrke. Seit fast 25 Jahren ist der 45-Jährige im Verein. "Damals wollte ich einfach nur Skifahren und Surfen. Doch inzwischen schlägt mein Herz mehr für den Wassersport", so Gehrke. Auch Wassertemperaturen von knapp über Null Grad Celsius halten ihn nicht davon ab, in die Ostsee zu springen.

Kitesurfen ist eine immer beliebtere Trendsportart auf dem Wasser

Vergangenes Wochenende war er auf Fehmarn zum Kitesurfen. "Und ich war nicht der einzige", frotzelt Gehrke.

Etwa 40 Wassersportler sollen am ersten Wochenende des Jahres auf dem nur fünf Grad kalten Wasser gewesen sein. "Mit einem Trockenanzug ist das kein Problem", so der Surfer aus Bargteheide: "Ich war sogar schon bei minus einem Grad Außentemperatur auf dem Wasser."

Erst seit rund zehn Jahren gibt es das Kiten. Der Surfer steht auf einem Brett. Um die Hüfte hat er einen Gurt geschnallt, an dem eine bis zu 30 Meter lange Leine befestigt ist. Am anderen Ende der Leine hängt ein Lenkdrachen, der sogenannte Kite, der den Surfer übers Wasser zieht. "Das macht total Spaß", sagt Gehrke, der zuvor begeisterter Windsurfer war.

"Kiten ist körperlich nicht so anstrengend wie Windsurfen. Dabei muss der Sportler nämlich das Segel halten und damit lenken", so der Bargteheider. Beim Kiten hat der Surfer eine Lenkstange, in Fachkreisen auch Bar genannt. "Damit können wir den Winkel der Drachen einstellen und somit die Krafteinwirkung des Windes", sagt Gehrken. Der schnellste Kiter ist mit Tempo 100 übers Wasser geglitten. Lutz Gehrkes Rekord liegt bei Tempo 63. Dies sei aber nicht der einzige Kick beim Kiten. "Es sind Sprünge in bis zu sechs Meter Höhe möglich", sagt er völlig begeistert. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Windsurfen sei, dass bereits drei bis vier Windstärken reichen, um zu Kiten. Windsurfing sei erst ab fünf Windstärken möglich.

Doch nicht nur wegen des Sports ist Lutz Gehrke gerne im Surf- und Skiclub Stormarn. "Es ist auch die Gemeinschaft. Nachdem wir auf dem Wasser waren, grillen wir auf dem Campingplatz, feiern am Strand oder gucken uns zusammen unsere selbst gedrehten Videos an. Denn fast jeder Surfer trägt eine Helmkamera", sagt der Wassersportler, der die lockere Atmosphäre liebt: "Im Sommer kommt jeder, der mag, auf die Insel. An den Wochenenden sind wir dann immer rund 30 Leute." Auch Fahrten nach Bork Havn in Dänemark gehören zum Vereinsleben dazu. "Die machen wir immer im Herbst."

Auch die Skisportler des Vereins sind regelmäßig unterwegs. Sie machen zweimal pro Jahr eine Skireise. "Von den 178 Mitgliedern des Vereins sind 129 Skifahrer", sagt Manfred Steenbuck, der seit fast 25 Jahren Vorsitzender ist. In den Jahren nach der Gründung sei dies noch umgekehrt gewesen. "Wir hatten früher sehr viele Wassersportler, sogar eine Bundesliga-Mannschaft und haben auch das 2. Bundesliga-Finale auf Fehmarn ausgerichtet", so der Vorsitzende. Doch so etwas sei immer sehr kostspielig. Die Vereinsspitze legt großen Wert auf Ausrüstung. "Ich bin stolz darauf, dass wir für die Mitglieder sowohl Equipment für den Wassersport stellen als auch ganze Familien mit Ski-Ausrüstung ausstatten können", so Gründer Bernd Himmer.

Am 11. Januar fahren die Vereinsmitglieder nach Tirol

Er und rund 25 weitere Vereinsmitglieder fahren am 11. Januar für sieben Tage nach Österreich ins Tiroler Skigebiet Serfaus. "Wir sagen dazu immer Ü-40-Fahrt", sagt Birgit Gerken, die am vergangenen Mittwoch mit den Vereinsmitgliedern in einem Delingsdorfer Restaurant letzte Reisevorbereitungen getroffen hat.

Neben Skifahren steht bei dieser Reise auch Wellness auf dem Programm. In den Osterferien macht der Verein zudem eine Skireise, an der Familien teilnehmen können. "Beide Fahrten sind immer toll. Wir sind von morgens bis abends auf der Piste", sagt Gerken. "Dabei bilden sich je nach Können und Erfahrung Grüppchen." Zum Mittagessen treffen sich Anfänger und Fortgeschrittene zum Essen in der Berghütte und abends wird gemeinsam gefeiert. An offiziellen Rennen nehmen sie nicht mehr teil. "Wir veranstalten unsere eigenen Turniere", so der Vereinsvorsitzende Steenbuck.

Zehn Ehen sind im Surf- und Skiclub schon entstanden

Dennoch hat der Stormarner Verein schon mal einen Titel gewonnen. "Das war in den 90er-Jahren", erinnert sich Birgit Gerken. Damals machte der Verein eine Skireise nach Kaprun in Österreich. Abends feierten die Wintersportler in einer Diskothek. "Dort wurde die Miss Skihase gesucht. Und eine aus dem Verein hat den Titel geholt."

Neben der Organisation der Skireisen leitet die 52-Jährige aus Delingsdorf auch die Skigymnastik. Jeden Donnertag treffen sich ab 20 Uhr Vereinsmitglieder in der Turnhalle des Kopernikus Gymnasiums. Bei "Après- und Hütten-Dudler-Mucke" bereiten sich die Mitglieder auf die Skifahrten vor und halten sich fit. Auch Yoga und Pilates werden als Kurse angeboten.

Radtouren durch Stormarn stehen ebenfalls regelmäßig auf dem Vereinsprogramm. "Die Gemeinschaft ist einfach toll", sagt Gerken und fügt hinzu: "Dabei ist auch schon die eine oder andere Ehe entstanden. Etwa zehn dürften es inzwischen sein." Beispielsweise hat Kitesurfer Lutz Gehrke 1994 bei einer Skireise seine Frau kennengelernt. Zwar hielt die Ehe nicht lange. "Wir sind seit zehn Jahren glücklich geschieden", so Gehrke. Jedoch sind beide noch im Surf- und Skiclub, haben im Herbst sogar zusammen eine Club-Reise nach Dänemark gemacht. "Auch unsere 15 Jahre alte Tochter ist im Verein und fährt gerne Snowboard und windsurft", sagt der Bargteheider.

Auf der Suche nach einer Braut ist Torsten Werner aus Bad Oldesloe eher nicht. Er ist seit vielen Jahren begeisterter Skifahrer und das neuste Clubmitglied. Der 60-Jährige ist Anfang des Jahres dem Verein beigetreten. "Früher bin ich immer mit der Familie in den Winterurlaub gefahren. Doch die hat jetzt keine Zeit mehr, ich dafür umso mehr", sagt Werner. Über einen Zeitungsartikel ist er auf den Verein gestoßen und war sofort begeistert. "In jungen Jahren war ich oft surfen und damit werde ich im Sommer wohl wieder anfangen."