Großhansdorfer kooperieren mit Reproduktionsmedizinern der Uniklinik Lübeck. Die Behandlungen sollen im Juli beginnen.

Großhansdorf. In das 1902 erbaute Kutscherhaus auf dem Gelände der Park-Klinik Manhagen an der Sieker Landstraße in Großhansdorf zieht moderne Medizintechnik ein. Ab Mitte des Jahres sollen sich in den Räumen Paare, die ungewollt kinderlos sind, in einem sogenannten Kinderwunschzentrum behandeln lassen können.

Derzeit wird das unter Denkmalschutz stehende Haus, das seit 2005 leer stand, komplett saniert. "Wir sind froh, dass wir für das historische Gebäude nun eine medizinische Verwendung gefunden haben und es so retten konnten", sagt Christian Rotering, Geschäftsführer der Park-Klinik Manhagen. Dachform und Holzbalken werden erhalten. Von innen aber wird das Gebäude komplett neu gestaltet.

Außer vier ärztlichen Untersuchungsräumen werden im Kutscherhaus auch drei Ruheräume für die Patienten eingerichtet. Hinzu kommen Empfang, Warteraum, Labor und ein Eingriffsraum. Alles zusammen wird zwei Etagen einnehmen. Die Investitionskosten könne er noch nicht beziffern, sagt Rotering. Sie dürften jedoch erheblich sein. "Fördergeld bekommen wir für das Kinderwunschzentrum nicht. Es wird dort ja auch ausschließlich ambulant behandelt", sagt Rotering. Im dritten Quartal soll der Betrieb aufgenommen werden. Um das Zentrum zu betreiben, geht der Träger der Klinik, die Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen (GSbG), ein Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ein.

Wenn das Zentrum in Großhansdorf fertig ist, sollen mindestens vier Mediziner des Kinderwunschzentrums des UKSH in Lübeck auch im Kutscherhaus der Park-Klinik die Patienten behandeln. Am Stormarner Standort werden rund zehn Personen arbeiten.

Die ärztliche Leitung übernimmt Dr. Georg Griesinger, Direktor der Sektion für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie an der Universitätsklinik Lübeck. "Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine gute Expertise in Lübeck erarbeitet und bieten das komplette Methodenspektrum auf universitärem Niveau an", sagt Griesinger.

Viele der Patienten kämen aus Hamburg und seinem östlichen Randgebiet, so der Medizinprofessor. "Deshalb bietet Großhansdorf eine sinnvolle und wohnortnahe Ergänzung in schönem Ambiente." Der ärztliche Leiter rechnet mit einem Bedarf von 300 bis 500 Behandlungen pro Jahr. Griesinger: "Für das erste Jahr rechne ich mit 100 bis 150 Eingriffen." Der Aufwand sei dabei enorm, erläutert der Medizinprofessor. "Wir haben dieselben gesetzlichen Vorgaben wie die Transplantationsmedizin."

In Deutschland werden laut Griesinger pro Jahr rund 50.000 künstliche Befruchtungen vorgenommen. "Der Bedarf an einer Kinderwunschbehandlung an einem universitären Kompetenzzentrum wächst spürbar", sagt der Reproduktionsmediziner. Grund: Immer mehr Paare hätten Schwierigkeiten, sich den Kinderwunsch auf normalem Weg zu erfüllen. Griesinger: "Das liegt daran, dass viele einfach zu lange warten. Mittlerweile ist das Durchschnittsalter von Frauen, die erstmals schwanger sind, im Westen Deutschlands auf mehr als 29 Jahre gestiegen." Die Fruchtbarkeit nehme aber mit zunehmendem Alter rapide ab. "Nach einem Jahr ohne Schwangerschaftseintritt, spätestens aber, wenn die Frau 35 Jahre alt ist, sollten sich Paare untersuchen und beraten lassen", empfiehlt Georg Griesinger.

Die Großhansdorfer Betreiber rechnen damit, dass sich die Zahl der Patienten auf einem sehr konstanten Niveau einpendeln wird. Die Kapazitäten seien ohnehin begrenzt, denn die Behandlung sei sehr intensiv, Patienten müssten regelmäßig ins Kinderwunschzentrum kommen.

Der Plan, ein solches Zentrum an der Park-Klinik einzurichten, ist schon vor mehreren Jahren gereift. "Gerade der universitäre Aspekt begeistert uns. Der fehlt ähnlichen Angeboten in Hamburg", sagt Geschäftsführer Rotering. Im März 2012 habe der Aufsichtsrat des UKSH dem Projekt zugestimmt. Im Juni begannen dann die Bauarbeiten am Kutscherhaus.

Ursprünglich hatte die Klinikleitung geplant, das Zentrum in dem Neubau einzurichten, in dem sich seit wenigen Monaten Unfallambulanz und -chirurgie befinden. Rotering: "Doch das wollen wir bewusst trennen. Das eine ist Klinik, das andere ist das Kinderwunschzentrum, wo die Patienten nur ambulant versorgt werden." Zudem sei der große Trakt, in dem unter anderem die Unfallchirurgie sitzt, komplett belegt. Ein weiterer Aspekt für das neue Projekt am Standort der Park-Klinik sei, so Rotering, dass es sich um ein Spezialgebiet handle. Das passe zum "Haus der Spezialisten", wie sich die Park-Klinik selbst nennt.

Positiv bewertet auch Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß die Entwicklung. "Es ist hervorragend, dass das historische Gebäude modernisiert wird und endlich wieder eine Verwendung bekommt." Außerdem stärke das Kinderwunschzentrum den Gesundheitsstandort Großhansdorf. Voß: "In unserer Gemeinde tut sich da in diesem Jahr so einiges."