Schornsteinfeger-Monopol ist gefallen. Hauseigentümer dürfen Kehrer seit Jahresbeginn selbst wählen. Die müssen sich nun breiter aufstellen.

Rethwisch. Ines Dreisow ist Bezirksschornsteinfegerin im Kehrbezirk Steinburg in Stormarn. Bislang hatte sie allein das Recht, Kamine, Öfen und sonstige sogenannte Feuerstätten in ihrem rund 3000 Haushalte zählenden Gebiet zu überprüfen. Mit Beginn dieses Jahres muss sich die 47-Jährige dem Wettbewerb mit ihren Kolleginnen und Kollegen stellen. Das neue Schornsteinfeger-Handwerksgesetz gilt. Wichtigste Änderung: Das Monopol der Glücksbringer ist gefallen, Haus- und Wohnungseigentümer können seit dem 1. Januar nun einen Schornsteinfeger ihrer Wahl beauftragen.

Aus der Bezirksschornsteinfegerin Ines Dreisow ist damit eine sogenannte bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegerin geworden. Das bedeutet: Nur noch die Feuerstättenbeschau , die alle dreieinhalb Jahre ansteht, fällt in ihrem Kehrbezirk automatisch in ihre Zuständigkeit. Denn das ist eine hoheitliche Aufgabe, die sie wahrnimmt. Dabei überprüft sie, ob Heizungen, Kamine, Ofenrohr und Öfen sicher sind, ob Baufehler zu bemängeln oder Teile verschlissen sind.

"Danach müssen wir für jeden Haushalt einen Feuerstättenbescheid ausstellen, auf dem genau vermerkt ist, was wann gemacht werden muss. Das ist sehr viel Arbeit", sagt Dreisow.

Die Haus- und Wohnungsbesitzer dürfen entscheiden, ob sie die auf dem Feuerstättenbescheid vermerkten Arbeiten von ihr oder - und das ist neu - lieber von einem ihrer Kollegen ausführen lassen. Sie können einen anderen Bezirksschornsteinfeger oder einen freien Schornsteinfeger beauftragen.

Hauseigentümer müssen selbst darauf achten, dass Wartungs- und Sanierungsarbeiten fristgerecht erledigt werden. Dem für sie zuständigen Bezirksschornsteinfeger müssen sie anschließend einen Nachweis über die erledigten Arbeiten liefern. Geschieht das nicht fristgerecht, droht dem Auftraggeber ein Bußgeld.

"Das ist natürlich viel mehr Verwaltungsaufwand für den Hauseigentümer, deswegen glaube ich nicht, dass meine Kunden zu einem anderen Schornsteinfeger wechseln werden. Aber natürlich müssen wir trotzdem kundenorientierter arbeiten, damit uns niemand wegläuft", sagt Dreisow.

Vorerst macht sich die Schornsteinfegerin noch nicht so große Sorgen. Doch 2014 werden alle Kehrbezirke neu ausgelost. Das läuft über ein Bewerbungsverfahren, bei dem sich nach der neuen Regelung jetzt auch Schornsteinfeger aus dem europäischen Ausland bewerben dürfen. Das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle bestimmt dann den am besten qualifizierten Kandidaten. "Früher war es so, dass jeder Bewerber auf eine Rangliste kam. Sobald ein Bezirksschornsteinfeger aufhörte, rutschte er weiter nach oben. Das hatte allerdings zur Folge, dass man teilweise über zehn Jahre warten musste, bis man einen Kehrbezirk zugeteilt bekam", sagt Ines Dreisow.

Jetzt gibt es die Möglichkeit für jeden Schornsteinfeger, auch außerhalb seines Bezirks zu arbeiten. Oder auch als freier Schornsteinfeger ohne festen Bezirk. Außerdem ist zu Jahresbeginn das Nebentätigkeitsverbot aufgehoben worden. Das heißt, dass die Schornsteinfeger jetzt auch Extraleistungen erbringen dürfen, die nicht zu ihren üblichen Aufgaben gehören. Dazu zählen beispielsweise Ofenbau, Installation von Heizungen und Energieberatung.

Dreisow sagt: "Viele meiner Kollegen bekommen jetzt Angst, dass sie mit der neuen Regelung nicht mehr genügend Arbeit haben und von ihrem Gehalt nicht mehr leben können. Die besuchen jetzt Seminare, um solche Extraleistungen anbieten zu können." Einerseits bedeutet das, dass auch Heizungsinstallateure und Ofenbauer nun von den Schornsteinfegern Konkurrenz bekommen, andererseits ist es auch ihnen nun möglich, mit einer Zusatzausbildung Aufgaben eines Schornsteinfegers zu erledigen. Der Wettbewerb wird zusätzlich dadurch angeheizt, dass nun auch Schornsteinfeger aus dem europäischen Ausland die Möglichkeit haben, in Deutschland zu arbeiten.

Haus - und Wohnungseigentümer hoffen darauf, dass die Schornsteinfegerarbeiten so günstiger werden. Jörg Greve von der Schornsteinfegerinnung Lübeck allerdings sagt: "Auch wenn viele glauben, durch den Wettbewerb und die Kollegen aus dem Ausland werde der Preis sinken, halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Schornsteinfegerarbeiten werden meiner Einschätzung nach nicht preiswerter werden."