Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Die Trittauer Laienspieler von 1951.

Ein Mann liegt angezogen in seiner Wohnung auf einem gestreiften Sofa und schläft. Vor sich auf einem Tisch steht eine leere Whiskyflasche, er hat offenbar viel getrunken. Da klingelt das Telefon. Der Mann von Anfang 50 wacht auf und fasst sich an den Kopf. "War ich das?", fragt er sich und schaut ungläubig auf die leere Flasche. Weil das Telefon weiter klingelt, geht er ran. Der Mann spricht mit einer Frau namens Ann, es geht um eine andere Frau, Doris. "Sie ist ein Albtraum", sagt der Mann, der Felix heißt. Er und Doris haben sich heftig gestritten.

Irgendwann beendet Felix das Gespräch, will eine Orange essen. Doch er schneidet sich in den Finger, schreit auf. Er verschwindet hinter einer Ecke, um die Wunde zu versorgen. Währenddessen betritt Doris unbemerkt die Wohnung. Sie bleibt stehen, sieht sich um, sucht Felix. Der kommt wieder ins Zimmer und hält bei ihrem Anblick inne. Beide schweigen sich an. "Ich habe mich geschnitten", sagt schließlich Felix. Damit beginnt ein Dialog der beiden um Liebe und ihr Verhältnis.

Diese Szene einer Beziehung spielt sich derzeit mittwochabends in Trittau ab, im ersten Stock des Bürgerhauses am Europaplatz. Sie gehört zum Theaterstück "Die Eule und das Kätzchen", das die Trittauer Laienspieler zurzeit proben. Premiere hat das Werk im Februar nächsten Jahres. Bei den Trittauer Laienspielern haben sich Menschen zusammengefunden, deren Leidenschaft und Hobby das Schauspielern und das Theatermachen ist.

Jedes Jahr werden zwei neue Stücke auf die Bühne gebracht

Rund 115 Mitglieder aus allen Teilen Stormarns hat der Verein derzeit, darunter aktive wie passive. Sie bringen zwei Stücke im Jahr auf die Bühne, eines im Frühjahr und eines im Herbst. Vorher wird monatelang geprobt, werden ein Bühnenbild entwickelt und Requisiten beschafft. Das Repertoire der Laienspieler umfasst alle Genres: Komödien, Dramen, Krimis und mittlerweile auch Musicals. Aufgeführt wurden unter anderem bereits "Les Miserables", "Orpheus in der Unterwelt", "Desperado" und für Kinder "Der kleine Tag" von Rolf Zuckowski. Zwei Spielleiter wählen die Stücke aus, derzeit sind dies Renate Menk und Uschi Dyballa. Vorschläge von den Mitgliedern sind dabei jederzeit willkommen.

Das aktuelle Stück "Die Eule und das Kätzchen" ist eine Komödie des US-amerikanischen Autos Bill Manhoff (1919-1974), sie wurde mit Barbara Streisand und George Segal verfilmt. In ihr fällt Doris, ein leichtes Mädchen, bei Felix ein, einem verklemmten Buchhändler und Möchtegern-Schriftsteller, auf dessen Betreiben sie aus ihrer Wohnung geworfen wurde. Nun treffen zwei Welten aufeinander: die spontane, lebenslustige Doris und der ordnungsliebende Felix. Der versucht verzweifelt, sich aus Doris' Fängen zu befreien, ist andererseits aber liebenswert bemüht, ihr etwas Bildung beizubringen. Die beiden verlieben sich ineinander, aber Konflikte sind programmiert.

Die Hauptrollen in dem Zwei-Personen-Stück, das von schnellen und pointierten Dialogen lebt, spielen Heidi Borchert-Schlichtig als Doris und Mark Mundschenk als Felix. Sie ist gelernte Altenpflegerin, er arbeitet als Verkaufsmanager, beide sind 51 Jahre alt. "Es macht Spaß und ist cool, Rollen zu spielen, die man im wahren Leben nicht darstellt", sagt Heidi Borchert-Schlichtig über den Reiz des Schauspielens. Ihr Bühnenpartner Mark Mundschenk wollte als Kind schon Schauspieler werden, schlug beruflich dann andere Wege ein, blieb dem Theater aber immer verbunden. Warum er im Verein mitmacht? "Die Laienspieler haben einen sehr hohen Anspruch an sich und ihre Stücke, sie nehmen das, was sie machen, sehr ernst", sagt er.

Regie bei "Die Eule und das Kätzchen" führt Ursula Hammelmann. Die 79-Jährige ist seit 1964 im Verein und hat schon an vielen Stücken sowohl als Schauspielerin als auch Regisseurin mitgewirkt. Für die Regiearbeit hat sie Kurse beim Amateurtheaterverband belegt. Sie gibt den Darstellern von Felix und Doris Anweisungen, wie sie ihre Rollen mit Leben füllen sollen. "Das muss etwas lockerer rüberkommen", sagt sie etwa nach einer Szene.

Anfangs spielte das Ensemble auch in plattdeutscher Sprache

Die Geburtsstunde der Laienspieler schlug am 3. Juli 1951 abends im Klubzimmer von Groths Gaststätte in Trittau. 26 Personen gründeten die Theatergruppe. Bereits im ersten Jahr fanden 13 Aufführungen auf Hochdeutsch und in plattdeutscher Sprache statt. Mittlerweile spielt der Verein ausschließlich auf Hochdeutsch.

Die Aufführungen fanden über die Jahre großen Anklang. Spielorte waren Groths Gaststätte, Holländers Gasthof und das Bugenhagenheim. Im Dezember 1981 wurde in das Trittauer Bürgerhaus gewechselt, in dem die Laienspieler noch heute proben und spielen. Dort haben sie einen Bühnenraum mit 64 Sitzplätzen für Publikum, Beleuchtungs- und Lautsprecheranlage. Nebenan ist ein Umkleideraum mit Schaltpult für die Technik. Sitzen können Besucher auf Sesseln zum Hochklappen.

Die Trittauer Laienspieler sind über die Jahre zu einer festen Einrichtung in der kulturellen Szene im Ort und der Umgebung geworden. Seit 1998 haben sie eine Jugendgruppe für Mitglieder im Alter ab zwölf Jahren, die jährlich ein eigenes Stück einstudiert und aufführt. Die Jugendlichen lernen auch, was sonst noch zum Theatermachen gehört: Requisite, Kostüme, Bühnenbau, Plakat- und Programmheftgestaltung. "Einerseits geht es um die eigenen Nachwuchssuche, auf der anderen Seite wollen wir Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten", sagt Ulrike Stehr vom Vorstand der Laienspieler. Die 42 Jahre alte Bankkauffrau aus Brunsbek ist seit 22 Jahren im Verein. Sie lernte die Laienspieler bei einer Aufführung für Senioren kennen, die sie mit ihrer Großmutter in Trittau besuchte. "Schauspielen wollte ich immer ausprobieren, so kam ich in den Verein", sagt sie.

Im Mai dieses Jahres wurde auch ein Chor gegründet

Mittlerweile engagiert sie sich auch im Chor der Theatergruppe, der sich im Mai dieses Jahres gegründet hat. Die Idee kam von den Mitwirkenden des Musicals "Theater um Moneten", das die Laienspieler eigens zum Vereinsjubiläum 2011 auf die Bühne brachten. Derzeit erarbeitet sich der Chor ein Repertoire aus Musical-, Rock-, Pop- und Gospelsongs sowie Evergreens. Unterrichtet wird er von der Sopranistin Katharina Maria Kagel und dem Nachwuchspianisten Felix Dedlow.

Doch bei den Laienspielern werden nicht nur Menschen gebraucht, die schauspielern und singen wollen. Gefragt sind auch Aktive, die sich um die Technik kümmern können, das Bühnenbild, die Kostüme oder die Requisite. Letztere ist das Steckenpferd von Horst-Peter Menk, dem Vorsitzenden der Laienspieler. "Ich könnte mich stundenlang damit beschäftigen, die passenden Sachen für die Theaterstücke zu besorgen", sagt er. Weil etwa der Felix aus dem aktuellen Stück auch ein amerikanischer Patriot ist, hat Menk Bilder von US-Präsidenten und -Generälen für dessen Wohnung beschafft. Der Fundus der Theatergruppe besteht vor allem aus Sachen, die selbst gebaut oder gespendet wurden.

Wer die Werke der Trittauer Laienspieler sehen will, kann sie als Nächstes im Februar 2013 mit dem Stück "Die Eule und das Kätzchen" erleben. Die Aufführungen sind sonnabends und sonntags am 2. und 3. Februar, am 9. und 10. Februar, am 16. und 17. Februar sowie am 23. und 24. Februar im Trittauer Bürgerhaus (Europaplatz 7). Die Aufführungen beginnen sonnabends um 20 Uhr und sonntags um 19 Uhr. Der Kartenvorverkauf läuft bereits, Karten gibt es für 9,50 Euro im First-Reisebüro Trittau (Kirchenstraße 36, Telefonnummer 04154/861 30).