Die Zusteller in Bargteheide arbeiten zur Zeit im Akkord. Das geht teils auf Kosten der Gesundheit

Bargteheide. In der Zeit vor Weihnachten herrscht überall Hochbetrieb - besonders bei den Briefträgern und Paketzustellern in Stormarn. In den Wochen vor Weihnachten gibt es noch mehr Sendungen auszuliefern als sonst. Außerdem müssen die Zusteller viele Überstunden machen, beziehungsweise Bezirke von kranken Kollegen mitbeliefern. Das führt häufig zu Extraarbeit, die nicht bezahlt wird. Die Folge: Noch mehr Briefträger fallen krankheitsbedingt aus oder können wegen Überbelastung nicht mehr arbeiten.

Nach Auskunft des Paketdienstes DHL müssen die Zusteller zum Ende des Jahres etwa doppelt so viele Sendungen wie sonst in der gleichen Zeit austragen. Normalerweise werden bundesweit täglich drei Millionen Pakete verschickt, in den letzten Wochen aber stieg dieser Wert bereits um 100 Prozent an. Tendenz zum Wochenende steigend.

"Das kann man nicht schaffen", sagt Gabriele Kuschel, die seit 30 Jahren als Post- und Paketzustellerin arbeitet und ihre Tour in Bargteheide fährt. "Ich habe normalerweise 50 Pakete für eine Tour. Heute sind es 150. Am Sonntag müssen wir auch noch eine Extraschicht fahren, damit die Leute ihre Pakete alle pünktlich zum Heiligen Abend bekommen." Auch in Bargteheide führt die zusätzliche Belastung zu Ausfällen. "Eine Kollegin musste nach Hause, weil sie so fertig war", berichtet Kuschel. Die verbliebenen Kollegen müssen einspringen.

Zwar schreibt die Gewerkschaft Ver.di eine Maximalarbeitszeit von zehn Stunden und 45 Minuten vor, um die Mitarbeiter bei Post- und Paketunternehmen zu schützen. Aber es gibt trotzdem einige, die über diese Zeit hinaus arbeiten, um die Pakete nicht ein Tag später ausliefern zu müssen. Der Grund: Es soll nicht noch mehr Beschwerden von Kunden geben, die ihre Post zu spät oder teilweise gar nicht zugestellt bekommen. Im Internet gibt es zahllose Foren-Einträge über unzuverlässige Postboten.

"Bei der Post wird gerne auf äußerster Kapazitätsgrenze geplant, um Geld zu sparen. Die müssen dafür sorgen, dass genug Personal vorhanden ist, um die vielen Pakete zu verteilen", sagt Ver.di-Sprecher Lars Rieck.

Die Höchstarbeitszeit solle die Arbeitnehmer vor Überbelastung schützen. Das Risiko, dass die Pakete nicht rechtzeitig ausgeliefert werden können, liege dann beim Unternehmen. "Am schwersten haben es die Mitarbeiter von Subunternehmen", so Rieck. Teilweise würden dort Strafzahlungen angedroht, wenn nicht alle Pakete ausgeliefert werden. So sei es nicht verwunderlich, dass deren Paketzusteller oft länger als elf Stunden pro Tag arbeiten müssten.