Bundesweit bekannter Pferdespezialist starb im Alter von 78 Jahren. Er betreute die deutschen Pferde bei sechs Olympischen Spielen

Ahrensburg. Die Reitsportszene trauert um Dr. Karl Blobel. Der renommierte Pferdefachtierarzt aus Ahrensburg erlag am 15. Dezember in einem Hamburger Krankenhaus im Alter von 78 Jahren den Folgen eines plötzlichen Verschlusses der Halsschlagader. "Er starb im Kreis seiner Familie", sagte seine Tochter Elena dem Abendblatt. Karl Blobel hinterlässt seine Frau Armgard und vier Kinder. Er hatte zwei Töchter und zwei Söhne.

Der Tierarzt war bundesweit als Pferdefachmann anerkannt, er engagierte sich im Tierschutz und als Vorkämpfer gegen das Doping von Pferden. 27 Jahre lang betreute er als Mannschaftstierarzt die Pferde der deutschen Reiter bei zehn Europameisterschaften, fünf Weltmeisterschaften sowie sechs Olympischen Spielen.

Karl Blobel wurde 1934 im schlesischen Waltersdorf als Sohn eines Tierarztes geboren, er hatte sieben Geschwister. Sein jüngerer Bruder Günter erhielt 1999 den Nobelpreis für Medizin. Blobel flüchtete 1952 durch das Brandenburger Tor nach West-Berlin. Bereits im Alter von 22 Jahren schloss er erfolgreich das Studium der Tiermedizin ab, er promovierte im hessischen Gießen. 1959, mit 24 Jahren, eröffnete er in Ahrensburg eine eigene Tierarztpraxis. Er behandelte dort Tiere aller Art, seine große Liebe aber wurden und waren bis zuletzt die Pferde.

Im Jahr 1970 wurde Karl Blobel zum deutschen Mannschaftstierarzt berufen. Bis 1996 betreute er die Pferde aller drei olympischen Disziplinen, des Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreitens. Daneben lehrte er auch an der Universität Kiel. Bekannt wurde er auch für sein Tierschutzengagement rund um den Pferdesport. Neben zahlreichen Publikationen, Seminaren und Vorträgen zu diesem Thema war er in den 1990er Jahren maßgeblich an der Einrichtung der Tierschutzbeauftragten in den Kreisreiterverbänden beteiligt. Für seine Tätigkeit wurde Blobel im Jahr 1994 von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold ausgezeichnet. 1998 erhielt er für sein Wirken das Bundesverdienstkreuz am Bande.

"Er war ein absoluter Pferdekenner", berichtet Blobels langjähriger Weggefährte Bernd Grundmann über den Verstorbenen. Der Tierarzt hatte mit Karl Blobel von 1975 bis 2000 eine gemeinsame Praxis in Ahrensburg mit Räumen an der Klaus-Groth-Straße und der Parkallee. "Seine Spezialgebiete waren das Lahmen von Pferden und Stoffwechselkrankheiten." Laut Grundmann wurde Blobel in Fachkreisen besonders auch wegen seiner Kollegialität geschätzt. "Er hat jüngere Tierärzte immer mit seinem stets aktuellen Fachwissen unterstützt, sie konnten sich immer an ihn wenden."

Grundmann ist Vorsitzender des Tierschutzvereins Ahrensburg-Großhansdorf. Auch dort war Karl Blobel aktiv, unter anderem führte er ihn von 1962 bis 1972. Zuletzt war er Ehrenvorsitzender des Vereins. Eine Herzensangelegenheit war für Karl Blobel immer der Kampf gegen das Doping von Pferden. Er wirkte auch an Richtlinien für artgerechte Tierhaltung mit.

Auch Volker Sill, einer der Leiter der Pferdeklinik Bargteheide, erinnert sich an Blobels Fachkompetenz. Beide haben bei einer großen, jährlich stattfindenden internationalen Pferdeauktion in Neumünster die Zuchthengste begutachtet, die teilweise für Summen im sechsstelligen Bereich versteigert wurden. "Seine Meinung war bei den Kunden aus aller Welt sehr geschätzt. Die Käufer vertrauten seinem Urteil."

Die Trauerfeier für Karl Blobel ist am Freitag, 28. Dezember, um 12 Uhr in der Ahrensburger Schlosskirche. Anschließend wird er im engsten Familienkreis beigesetzt.