Harte Arbeit, kein Geld

17. Dezember: Leserbrief "Kungelei aufgebrochen" zur Suspendierung von Oststeinbeks Bürgermeisterin Martina Denecke

In den Leserbriefen der letzten Zeit begegnet mir immer wieder eine Bewertung von Kommunalpolitik und Kommunalpolitikern, die ich nicht unwidersprochen lassen kann. Da wird von Mauscheleien und Pfründen gesprochen, dann davon, dass die Kommunalpolitik sich das Gemeinwesen zur Beute gemacht habe. Ich möchte dem Leserbriefschreiber doch sehr empfehlen, von der Galerie einmal herabzusteigen und sich auf die Ebene der Kommunalpolitik zu begeben. Dann wird er (oder sie?) sehr schnell merken, dass Kommunalpolitik harte Arbeit ist, viel Zeit kostet, kein Geld und keine Vorteile einbringt.

Aber wir Kommunalpolitiker kommen immer mehr in eine Verteidigungssituation, wir müssen uns rechtfertigen, dass wir die ehrenamtliche Arbeit machen. Wenn es so viele Vorteile bringt, warum beteiligen sich denn so wenige, zeigen nur dann Interesse, wenn sie selbst betroffen sind?

Und noch etwas: Unterschriftensammlungen sind immer nur ein Stimmungsbild. Sie sind notwendig, um Volksentscheide - oder wie jetzt in Oststeinbek - einen Antrag auf Abwahl durch die Bürger einzuleiten. Das ist urdemokratisch! Ebenso demokratisch ist dann der Abwahlantrag selbst, der ebenfalls von den Bürgern bestätigt werden muss. Richtig ist: Eine Unterschriftensammlung ist kein Wahlergebnis.

Irene Kastner, SPD-Fraktionsvorsitzende, Oststeinbek

Warum anonym?

Welch seltsames Verhalten vom Einsender, aber auch von Ihnen. Der Verfasser beschreibt klar, präzise und unmissverständlich seinen Standpunkt. Der gipfelt in der Feststellung, die Parteien hätten diesen Staat okkupiert, der Einzelne könne nur noch macht- und einflusslos zuschauen. Gerade hier habe die derzeitige Bürgermeisterin eingreifen wollen. Auf wohl eher unterer Ebene, aber einer, die sie tatsächlich beeinflussen konnte - wer in welchen Kommunen tut oder tat es ihr gleich? Oder bemühte sich? Um das Abstellen bestimmter offensichtlicher Probleme. Siehe den Bürgermeister von Reinbek. Darf ich, als nur ein Beispiel für schlichte Misswirtschaft, an das nicht nur Reinbeker Thema Leistungszusage an alle Rathausmitarbeiter verweisen? Und was taten die jeweilig in den Parlamenten vertretenen Parteien?

Was ist an der Auffassung des oder der G. E. zu kritisieren? Oder von ihr zu befürchten? Hier wird ein leider seit Langem vielen bekannter Tatbestand beschrieben. Warum aber dann die quasi Anonymisierung des Verfassers? Ist das nicht ein zusätzlich und weitaus noch bedenklicherer Tatbestand in unserer, wie es immer gebetsmühlenartig heißt, freiheitlichen Demokratie? Freiheit, die ich meine...?

PS: Sie können das veröffentlichen, wenn Sie möchten. Aufgrund des Angriffs auf Ihre Zeitung wird das eher unterbleiben. Wenn Sie das jedoch wider Erwarten tun, veröffentlichen Sie bitte mit vollem Namen. Und eine Bitte: Schreiben Sie über alles Mögliche, Weihnachtsmärkte, Schulaufführungen, Chöre usw. Aber bitte nicht mehr über diese unerträgliche Provinzposse aus Oststeinbek. Danke!

Hans-Otto Lüdemann, Reinbek

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