Eine Glosse von Martina Tabel

Was ist das denn! Der ganze Weg ist verschwunden. Und wo ist mein Auto? Bitte nicht das kleine Blaue da, das kläglich hinter den vom Räumungsgerät aufgetürmten Schneemassen auf mich wartet. Na, das fängt ja gut an. Dabei hätte ich es mir denken können. Schließlich haben wir Dezember. Überall leuchten Sterne. Und überhaupt, wir wollen doch immer weiße Weihnachten haben.

Aber muss es gerade jetzt sein, morgens, wenn ich sowieso in Hetze bin? Ja auch sonntags sind Journalisten unterwegs, damit alle am Montag gemütlich Zeitung lesen können. Also los. Aber wo ist der Feger, um mein Auto zu befreien? Und die Handschuhe sind auch wieder weg. Und Moonboots wollte ich mir schon vor fünf Jahren kaufen. Der Winter hat mich wieder kalt erwischt. Mit Halbschuhen wate ich durch das nasse Etwas. Von wegen weißer Schnee! Und kalt ist es auch. Und überhaupt, so ein Mist.

In der Redaktion koche ich mir erst mal einen Tee. Während ich unhörbar fluchend den Wasserkocher unter den Hahn halte, kommt mein Chef herein. Er sieht so frisch aus. "Haben Sie auch Schnee geschippt", fragt er, und bevor ich richtig loslegen kann, sagt er noch: "das hat Spaß gemacht. Die Kinder fanden das klasse."

Was mache ich nur falsch? Vielleicht sollte ich bei den nächsten Nachrichten nicht auf das abenteuerliche Kleid der Wetterfee, sondern auf die Vorhersage achten. Aber ich weiß schon: Nächstes Jahr ist es dasselbe Spiel. Winterfreuden! Man muss sie einfach lieben.