Die Datenautobahnen in Stormarn sind oft nicht ausreichend ausgebaut. Der Wirtschaftsverband und die Stadtwerke wollen nun helfen.

Oststeinbek/Ahrensburg . In Konferenzen muss sich Michael Hass, Geschäftsführer des Oststeinbeker Unternehmens Hass Kunststofftechnik, oft auf sein Gehör verlassen. Sein Gegenüber kann er nicht sehen. Das liegt aber nicht an seinen Augen, sondern an der schwachen Internetleitung im Oststeinbeker Gewerbegebiet. Denn die Konferenzen mit Geschäftspartnern finden oft per Computer statt - allerdings ist die Übertragungsleistung mit zwei Megabit pro Sekunde so niedrig, dass das Bild häufig ausfällt.

Die geringe Leitungskapazität hat weitere Konsequenzen für das Unternehmen "Wir bekommen häufig Konstruktionspläne per E-Mail geschickt. Das dauert dann manchmal eine halbe Stunde und ist nervig", sagt Michael Hass. Außerdem würde er einigen seiner 25 Mitarbeitern gerne anbieten, von zu Hause aus zu arbeiten. Doch auch hier macht die Internet-Kapazität einen Strich durch die Rechnung.

So wie Michael Hass geht es vielen Unternehmern im Kreis. Die Internetleitungen, häufig noch aus Kupfer, sind nicht mehr ausreichend für die großen Datenpakete, ihre Übertragungsleistung endet bei etwa 16 Megabit pro Sekunde. Besonders groß sind die Probleme derzeit in den Gewerbegebieten Oststeinbek und Braak/Stapelfeld, sowie in Bargteheide-Langenhorst und Ahrensburg-Nord. Viele Unternehmen brauchen einen Anschluss an das Glasfasernetz, das Übertragungskapazitäten von 100 Megabit pro Sekunde und mehr zulässt. Dieses Netz ist aber noch nicht überall ausgebaut. Größere Unternehmen lassen sich deshalb auf eigene Kosten Leitungen legen.

So hat es das Unternehmen Basler in Ahrensburg gemacht, das unter anderem Spezialkameras für die Industrie herstellt. "Wir haben mittlerweile eine Glasfaserleitung der Telekom. Denn die DSL-Leitungen sind hier definitiv zu langsam", sagt Farid Sarwari, Leiter des Facility-Managements. Dafür habe das Unternehmen, das 300 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, "mehrere tausend Euro" bezahlt. Basler versorgt über diese Leitung auch einige kleinere Unternehmen mit, die im Technologiepark Ahrensburg ansässig sind.

Andere Betriebe, wie Planatel in Braak, haben diese Möglichkeit nicht. Sie müssen mit den vorhandenen Kapazitäten vorlieb nehmen. "Wir haben eine Internetleitung, die zwei Megabit pro Sekunde zulässt", sagt Projektmanager Andreas Schaumann. Diese Leistung sei jedoch zu niedrig - denn oft versende seine Firma, die andere Unternehmen etwa in Sicherheitsfragen berät, große Dokumente digital. Aber das Unternehmen, das 20 Mitarbeiter hat, kann es sich nicht leisten, eine eigene Glasfaserleitung installieren zu lassen, für die umfangreiche Erdarbeiten stattfinden müssten.

Für den Verband der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW), der mehr als 300 Mitglieder in der Region hat, ist die Internet-Versorgung derzeit eines der größten Probleme für Stormarner Unternehmen. "Internet-Verbindungen sind mittlerweile genauso wichtig wie Straßen und Autobahnen", sagt die designierte Hauptgeschäftsführerin Nicole Marquardsen. Auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist das Problem bekannt. Sie hat deshalb eine Umfrage gestartet, um Versorgungslücken genau zu lokalisieren. Diese Umfrage wird zurzeit ausgewertet.

Der VSW hat bereits in Oststeinbek und Stapelfeld/Braak Initiativen gegründet, die für schnellere Übertragungsraten sorgen sollen. Die Idee: Kleine und mittlere Unternehmen tun sich zusammen und treten gemeinsam an einen Anbieter heran, für den sich die Erschließungsarbeiten dann lohnen. "Wir sind für Oststeinbek zurzeit im Gespräch mit einem Hamburger Unternehmen", sagt Nicole Marquardsen. Es gehe um die Verlegung eines Glasfaserkabels von einem Verteilerpunkt aus, der fünf Kilometer vom Gewerbegebiet entfernt liegt. Laut Nicole Marquardsen müssen sich 40 Unternehmen zur Abnahme eines Anschlusses bereit erklären, damit keine Baukostenzuschüsse mehr anfallen.

Einen ähnlichen Weg geht man in Bargteheide: Hier organisiert die Stadtverwaltung. "Wir haben kürzlich Unternehmer zusammengeführt, damit sie sich gegenseitig helfen und gegebenenfalls die Anschluss-Gebühren teilen", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Aber ein Investor, der ganz Bargteheide ans Glasfasernetz anschließt, ist nicht in Sicht. Das liege unter anderem daran, dass die Internet-Verbindung im Zentrum noch relativ gut ist - für einen Investor würde sich der Anschluss aber erst dann lohnen, wenn die Haushalte einbezogen würden. "Der Leidensdruck der Privatleute ist nicht groß genug", fasst Görtz zusammen, für den schnelles Internet eigentlich zur Grundversorgung gehört - "so wie Wasser, Gas und Strom".

Anders in Ahrensburg. Hier sind es die Stadtwerke (ehemals GAG), die jetzt die Sache in die Hand nehmen. Das städtische Unternehmen will in den kommenden Jahren das gesamte Stadtgebiet mit einem modernen Glasfasernetz ausstatten. Im Jahr 2020 sollen die Arbeiten beendet sein, der Anschluss des Gewerbegebietes Nord ist schon für 2013/14 vorgesehen.

Auch in Braak/Stapelfeld ist eine Lösung in Sicht. Wir werden im Jahr 2013 eine Glasfaser-Trasse zum Gewerbegebiet legen", sagt Wolfgang Babel, der zuständige Fachbereichsleiter bei den Vereinigten Stadtwerken. "Im Herbst wollen wir in Braak ankommen." Der Anschluss von Privathaushalten sei auch möglich.

Nicole Marquardsen von der VSW will 2013 bei den Unternehmen abfragen, wo es weitere Versorgungsengpässe gibt. Sie ist sicher: "Der Leidensdruck ist da. Und er wird in den kommenden zwei Jahren noch immens ansteigen."