Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Der Ahrensburger Bürgerverein von 1874

Weihnachten steht vor der Tür. Jetzt noch schnell Weihnachtsgeschenke kaufen und im Anschluss an den Einkaufsmarathon ein Glühwein - zur Stärkung der Nerven und um sich auf die besinnliche Zeit einzustellen. Beliebter Treffpunkt dafür ist seit 15 Jahren der Glühweinstand des Ahrensburger Bürgervereins auf dem Rondeel. "Wir sind in der Zwischenzeit eine richtige Institution geworden", so der Vorsitzende Peter Wendt. Und seine Ehefrau Anke scherzt: "Bei uns schmeckt der Glühwein halt am Besten." Neben dem traditionellen Weihnachtsgetränk wird zwischen 11 und 20 Uhr auch Lumumba (Kakao mit einem Schuss Rum), Kinderpunsch und sogar After Eight (Cappuccino mit einem Schuss Pfefferminzsirup) ausgeschenkt.

Die Früh- und Spätschicht wird mit Freiwilligen des Bürgervereins besetzt. Feiwilligen wie Volkert Renner. Seit zwei Jahren steht Renner in der Vorweihnachtszeit jeden Mittwoch ab 16.30 Uhr mit roter Weihnachtszipfelmütze hinterm Tresen der Glühweinbude. Oder zusätzlich mit roter Schürze bekleidet in der danebenliegenden Abwaschhütte.

Bei der Gründung war es ein reiner Männerverein

Der Glühweinstand ist natürlich längst nicht das einzige Projekt des Ahrensburger Bürgervereins. Seit seiner Gründung am 29. November 1874 war der Verein immer sehr engagiert im Gesellschaftsleben der Stadt Ahrensburg, in seinen Anfangsjahren sogar politisch im Rathaus aktiv. Allerdings waren es zu Beginn weniger Mitglieder. Gerade mal elf Bürger unter der Leitung von Ernst Ziese setzten ihre Unterschrift unter die Gründungsurkunde. "Die Historie berichtet, dass es damals noch ein richtiger Männerverein war", erzählt Peter Kahlert schmunzelnd. Eine weitere Hürde bei der Aufnahme: Jedes neue Mitglied benötigte zwei Bürgen.

Doch die Zeiten haben sich geändert: Am 25. Januar 1920 wurde Minna Koops als erste Frau als offizielles Mitglied aufgenommen. Aufgrund der Gesetzeslage in den 50er-Jahren folgte 1959 der Abschied der "Rathausparteien" aus der Politik - also jener Mitglieder von Vereinen, die politische Mandate hatten. Trotzdem erfuhr der Verein im Laufe der folgenden Jahrzehnte großen Zuspruch untern den Bürgern: 436 Ahrensburger sind heute Mitglied im Bürgerverein. "Wir sind die Anlaufstelle für Menschen, die unter Menschen sein wollen", beschreibt Wendt, der 2005 zum Vorsitzenden gewählt wurde, das Vereinskredo.

Dreh- und Angelpunkt des Vereins ist das Vereinsheim Bagatelle 1. Das ehemalige Waschhaus vom Schloss Ahrensburg ist eins der ältesten Wohnhäuser der Stadt. Entsprechend marode war das Gebäude, als es 1995 vom damaligen Vorsitzenden Jürgen Stahmer und seiner Frau Elke als Privatpersonen von der Stadt gekauft wurde. Zu diesem Zeitpunkt noch mit der Auflage, die Bagatelle an den Bürgerverein weiterzuvermieten. Laufzeit der Mitvereinbarung: mindestens 35 Jahre.

Mitglieder sanieren das Vereinsheim an der Bagatelle ehrenamtlich

Der Kaufpreis betrug damals stattliche 270.000 Mark. Bei der Schlüsselübergabe am 15. Oktober 1995 musste ein Teil des Dachs wegen Regens mit einer Plane abgedeckt werden. "Das Haus wurde praktisch in Eigenarbeit durch unsere Mitglieder saniert", erinnert sich Peter Wendt. 2002 hatte der Bürgerverein dann die finanziellen Mittel, das Gebäude selbst zu erwerben.

Heute ist das kleine Häuschen das Zentrum des Vereinslebens. Und das ist sehr abwechslungsreich. Neben dem Glühweinstand auf dem Rondeel ist wohl die bunte Farbenpracht der Krokuswiese hinter dem Ahrensburger Schloss jeden Frühling ein deutliches Zeichen, wie aktiv die Mitglieder sind. "1984 hat der Bürgerverein zum ersten Mal Krokuszwiebeln gepflanzt", erzählt Wendt. Und die Zahlen sind wirklich beachtlich: Seit 1984 wurden insgesamt 450.000 Blumenzwiebeln gesetzt. Aber nicht nur die Wiese vor dem Ahrensburger Wahrzeichen erblüht dank des Eifers des Bürgervereins. In den vergangenen Jahren wurden auch entlang der B 75 im Schnitt pro Jahr 5000 Blumen gepflanzt.

Ein weiterer Höhepunkt im jährlichen Vereinsleben findet ebenfalls auf der Schlosswiese statt: die Ostereiersuche für Kinder bis acht Jahre. Jedes Jahr zum Ostersonntag verpackt der Bürgerverein 8000 Eier in kleine Geschenktüten. "Genau vier Eier pro Tüte." Wendt und seine Kollegen sind da sehr genau. "Schließlich soll keins der Kinder benachteiligt werden".

Los geht es am Festtag der Auferstehung Jesu Christi um 9.30 Uhr mit dem Spielmannzug ATSV. "Und um 9.32 Uhr ist alles schon wieder vorbei, weil die Kinder so schnell sind", freut sich Anke Wendt.

Jedes Jahr organisiert der Verein zwei Reisen für die Mitglieder

Aber der Bürgerverein ist das ganze Jahr über aktiv: Jedes Jahr werden zwei Reisen organisiert. Für 2013 stehen die Ziele bereits fest: Im Mai wird eine Fahrradtour in Masuren angeboten, im September geht es nach Quedlinburg.

Besonders stolz sind die Mitglieder des Ahrensburger Bürgervereins auf die Städtepartnerschaft mit Viljandi. Nach dem Fall der Mauer organisierte der Verein 1989 den ersten Hilfstransport in die Hansestadt im Süden von Estland. "Dort fehlte es damals an allen Ecken und Enden", erinnert sich Wendt an diese aufregende Zeit.

Insgesamt fuhren in zehn Jahren 17 Hilfstransporte aller Art in den Baltikstaat. Eine großartige Leistung aller Beteiligten, an die sich die damaligen Mitglieder auch Heute noch bei den zweimal monatlich stattfindenden Klön- und Sonntagstreff in der Bagatelle 1 oder bei einem Glas Glühwein am Rondeel noch gerne erinnern.

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