Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Der Schützenverein von Trittau und Umgegend.

Trittau . Dennis Weber ist ganz ruhig, steht gerade und bewegt sich nicht. In seinen Händen hält er ein Kleinkalibergewehr, der Kolben wird an die rechte Schulter gedrückt, der Kopf liegt leicht schräg an der Waffe. Der 27-Jährige visiert die Zielscheibe an, die 100 Meter entfernt vor ihm angeleuchtet wird. Ein kurzer Druck mit dem Finger auf den Abzugshebel, dann macht es "Klack". Das Geschoss schlägt in der Zielscheibe ein. Der Schütze ist zufrieden, er hat genau ins Schwarze in der Mitte der Scheibe getroffen.

Dennis Weber ist Mitglied des Trittauer Schützenvereins. 1921 gegründet, ist dieser mit seinen derzeit rund 170 Mitgliedern der viertgrößte Schützenverein in Stormarn. Der Kfz-Servicetechniker, der in Mühlenrade bei Hamfelde wohnt, kommt mindestens einmal die Woche zum Trainieren auf die Schießanlage des Vereins. Die liegt mit dem dazugehörigen Vereinsheim passenderweise an der Straße Zum Schützenplatz in Trittau, etwas versteckt zwischen dem Freibad und der Anlage des Trittauer Tennisvereins. Dennis Weber trainiert dort für die Wettkämpfe, die er mit dem Verein bestreitet. "Da bin ich am Wochenende viel unterwegs", erzählt er.

Die Mitglieder schießen mit Luftgewehr, Kleinkalibergewehr und Luftpistole

Zum Verein ist er durch seinen Vater Jürgen gekommen, der ebenfalls bei den Trittauer Schützen aktiv ist. "Ich wurde hier herzlichst aufgenommen, der Verein ist eine zweite Familie", sagt Dennis Weber, "man hilft sich untereinander auch privat." Familiär geht es bei den Trittauer Schützen allein schon deshalb zu, weil oft Eltern und ihre Kinder gemeinsam und sogar ganze Familien über mehrere Generationen hinweg Mitglieder sind. So sind auch Dennis Webers Onkel Norbert Weber und dessen Sohn bei den Schützen aktiv.

Norbert Weber ist Sportleiter des Vereins. "Viele denken, dass in Schützenvereinen nur alte Männer sind, die Hüte tragen und auf Vögel schießen", sagt er. "Dabei sind wir ein sportlicher Verein, auch mit Kindern." Weber hat selbst an Wettkämpfen teilgenommen. "Da braucht man eine gute Kondition, wenn man längere Zeit abwechselnd liegend, kniend und stehend schießt, dabei immer die Muskeln anspannen und sich konzentrieren muss, das ist schon anstrengend."

Geschossen wird bei den Trittauer Schützen mit der Luftpistole, dem Luftgewehr und dem Kleinkalibergewehr. Dafür können die Schützen in ihrer Trittauer Schießanlage an 20 Ständen auf die Distanzen zehn, 50 und 100 Meter trainieren. Mit der Pistole wird stehend und freihändig geschossen, mit dem Luftgewehr stehend sowohl freihändig als auch aufgelegt und mit dem Kleinkalibergewehr liegend, kniend und stehend (Freihand und Auflage). "Aufgelegt" bedeutet, dass die Waffe beim Schießen auf einer höhenverstellbaren Halterung liegt.

Für die Mitglieder hält der Verein einen Vorrat an Gewehren und Pistolen bereit, viele der Schützen besitzen jedoch eine eigene Waffe. Die Vereinswaffen werden außerhalb des Trainings in einer verschlossenen und einbruchssicheren Waffenkammer aufbewahrt. Wer als Schütze eine eigene Waffe haben will, kann ein Luftgewehr ab 18 Jahren frei erwerben, für ein Kleinkalibergewehr bedarf es einer Waffenbesitzkarte vom Kreis Stormarn.

Neben dem sportlichen Schießen und dem Traditionsschießen um vereinsinterne Pokale spielt bei den Trittauer Schützen auch die Geselligkeit eine große Rolle. "Neben dem Sportlichen mit Kondition, Konzentration und Körperbeherrschung machen die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitgefühl den Reiz des Vereins aus", sagt der Vorsitzende Wolfgang Twesten. Treffpunkt für die Mitglieder auch außerhalb des Schießtrainings ist das Vereinsheim. Dort gibt es herzhafte Speisen und Getränke, man sitzt umgeben von unzähligen Pokalen und Ehrenscheiben, die die Namen und Bilder der Schützenkönige tragen.

Die Frauen im Verein treten nicht um den Titel einer Schützenkönigin an

Jeden Dienstagabend trifft sich die Damenabteilung des Vereins zum Trainieren und Klönen. Einmal im Monat ist das Glücksschießen auf eine besonders gestaltete Scheibe. "Da gibt es kleine Preise wie Blumen und Süßigkeiten zu gewinnen, die jede von uns mal spendiert", erzählt Schützin Inge Hinsch. Die Frauen im Verein können auch sportliche Erfolge für sich verbuchen. Stefanie Dietsch, Maren Müller und Diana Lais erreichten dieses Jahr bei den Landesmeisterschaften in der Mannschaftswertung zwei dritte Plätze. Auf einen Titel verzichten die Schützinnen allerdings: "Schützenkönigin werden wir nicht", sagt Margret Jackson, "das lehnen wir aus Gründen der Tradition ab." Die Frauen nehmen am Königsschießen vor dem Schützenfest teil, die Königswürde bekommt aber immer der beste männliche Teilnehmer.

An Nachwuchs mangelt es dem Verein derzeit nicht, laut dem Vorsitzenden gibt es 27 Mitglieder im Alter von bis zu 21 Jahren. Ein Jungmitglied ist Justin-André Schmidt. "Ich bin im Verein, weil ich hier Pokale gewinnen kann, zwei habe ich schon geholt", berichtet der 13-Jährige. Der Nachwuchs im Alter von elf bis 16 Jahren schießt im Verein mit dem Luftgewehr, die "Minis" von sechs bis zehn Jahren üben mit einem Spezialgewehr, bei dem es gilt, einen Lichtpunkt möglichst genau im Ziel zu platzieren.

Jeder Schützenkönig erhält einen scherzhaften Beinamen

Höhepunkt im Vereinsleben ist das Schützenfest, das jedes Jahr im August auf dem Trittauer Schützenplatz neben der Schießsportanlage stattfindet. Zu ihm gehören unter anderem ein Umzug durch Trittau, der Schützenball und das Katerfrühstück, bei dem der neue König proklamiert wird. Ausgeschossen wird der Schützenkönig bereits eine Woche vorher, der Name wird dann zunächst von der Königskommission, die das Schießen überwacht, geheim gehalten. Sie streut bewusst Gerüchte, wer gewonnen hat, um die Spannung hochzuhalten. Eine Tradition bei den Trittauer Schützen ist, dass der König einen Beinamen erhält, der mit seiner Person zu tun hat. Amtierender König ist der jungverheiratete Thilo Wilke. Er trägt den Beinamen "der Verliebte".

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