Das Projekt “Deutsch als Zweitsprache“ hilft Migranten und hat jetzt auch eine Zweigstelle an der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe.

Bad Oldesloe. Vor zehn Monaten kam der 17-Jährige Jan Jousef Hashem aus Afghanistan nach Deutschland. Damals sprach der Flüchtling kein Wort Deutsch. "Jetzt verstehe ich fast alles", erzählt er stolz. Das hat Jan nicht zuletzt dem Pilotprojekt "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) der Beruflichen Schule Bad Oldesloe zu verdanken. Dort lernt er seit zehn Wochen mit 13 anderen Jungen im Alter von 16 bis 20 Jahren die deutsche Sprache.

Ein Großteil von ihnen stammt aus Afghanistan, andere aus dem Iran und Ägypten. "Es geht neben der sprachlichen Grundlage auch um die Fachsprachen für das Holz- und Metallgewerbe. Damit zielen wir auf die berufliche Integration der Jugendlichen", sagt die Lehrerin der DaZ-Klasse, Christina Gütte. Obwohl sie die Landessprachen der Jugendlichen nicht beherrsche, seien sprachliche Barrieren kein Problem. Sie sagt: "Im technischen Bereich kann man zum Beispiel direkt die Geräte zeigen und benennen." Der Praxisunterricht in der Werkstatt der Schule, Sport, Fachrechnen sowie die Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss in Mathematik ergänzen den Sprachkursus.

Im Kreis Stormarn existieren bereits sechs DaZ-Zentren, die Migranten beim Erlernen der deutschen Sprache helfen und ihnen einen Schulabschluss ermöglichen sollen. "Diese Zentren richten sich allerdings nur an die Migranten, die an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden können", sagt Gütte. "Diejenigen, die nicht mehr schulpflichtig sind und deren Deutschkenntnisse nicht für eine solche Schule ausreichen, werden im DaZ-Konzept nicht erfasst." Obwohl also viele Adressaten an beruflichen Schulen zu finden sind, gibt es keine Verbindung zwischen ihnen und den DaZ-Zentren. "Das macht es älteren jugendlichen Flüchtlingen extrem schwer, sich zu integrieren", sagt Jan Stargardt, zuständiger Ministerialrat des Kieler Ministeriums.

Für diese Jugendlichen gibt es in Stormarn nun die DaZ-Klasse der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe. Dafür wurde in der Außenstelle Am Stadion ein Raum umgebaut und neu eingerichtet. Auch ein Verwaltungsbüro gibt es dort nun. Uwe Bernhardt, Fachbereichsleiter der Berufsvorbereitung an der Beruflichen Schule Bad Oldesloe, wurde mit dem Projekt kurz vor seiner Rente noch ein Herzenswunsch erfüllt.

"Es ist Wahnsinn, dass innerhalb kürzester Zeit die neuen Räume hergerichtet werden konnten", sagt er. Er dankte auch Schulrätin Kirsten Blohm-Leu, die DaZ an der beruflichen Schule veranlasst hatte. Ihr Ziel sei es gewesen, den Flüchtlingen einen ganz normalen Schulalltag im eigenen Klassenraum zu ermöglichen. In dem neuen Raum haben 14 Schüler Platz. "Die Liste des Diakonischen Werks, das uns die Schüler zuweist, hält noch viele weitere bereit", sagt Gütte. Sie hofft, dass das Projekt fortgeführt werden kann. Und auch Stargardt hat große Pläne für die Zukunft. "Ich wünsche mir, dass die beruflichen Schulen in das DaZ-System aufgenommen werden."

Doch vorerst ist das Ziel, die 14 jungen Männer zum Hauptschulabschluss und so zu einem wichtigen Schritt in die berufliche Integration zu begleiten. "Jan kann den Hauptschulabschluss schon am Ende des Schuljahres erreichen. Die anderen Jungs sollen noch ein ausbildungsvorbereitendes Jahr absolvieren, um dann ihren Hauptschulabschluss zu machen", so Gütte. Sie zieht ein positives Fazit der bisherigen Zeit mit der DaZ-Klasse. "Die Schüler erleben mit jedem neuen Wort Deutsch einen Schritt mehr auf dem Weg zur Integration", sagt sie. "Ihnen scheint klar zu sein, dass sich hier eine echte Perspektive auftut." Trotzdem sei es bis zum Abschluss einer Ausbildung natürlich noch ein langer Weg, auch angesichts des vielfach unklaren Bleiberechts der Jugendlichen.

Jan Jousef Hashem möchte später in Deutschland studieren. "Mir gefällt es hier so weit ganz gut", sagt er. "Oft ist es aber sehr schwer, dass ich nicht mit meiner Familie zusammen sein kann."