Versöhnung zerschlagen

22. November: "Kirchengericht rehabilitiert Pastor"

Erkenntnis kommt immer nach dem Erleben. Ganz glasklar ist uns das wieder vor Augen geführt worden. Vier Betroffene des Ahrensburger Missbrauchsfalles erkannten für sich, dass es an der Zeit sei, sich zu öffnen. Für Bewegung zu sorgen. Einen Schritt in Richtung Vergebung und vielleicht auch Versöhnung zu machen. Andere, deren Aufgabe es eigentlich ist, für Versöhnung einzutreten, haben dieser kleinen, frischen Blume Versöhnung die Blüte abgeschlagen. Da ist die Rede von Hetzkampagnen und frei erfundenen Vorgängen. Beide Behauptungen stehen einsam, aber drohend im Raum, ohne eine Benennung von Fakten und Belegen. Gibt es eigentlich Seilschaften unter Tätern?

Mein Eindruck ist es, dass die vom Missbrauch Betroffenen erneut missbraucht wurden, weil sie zu früh meinten, erkannt zu haben, nach dem Erlebten Versöhnung auf den Weg zu bringen, sei an der Zeit. Die erfolgten Vorgänge werden die schweigende Mehrheit der Stadt Ahrensburg und die sich noch verschweigend verhaltenden Opfer nicht dazu bringen, für weitere Bewegung zur Aufklärung, Vergebung und Versöhnung beizutragen. Während andere Gemeindemitglieder das Ergebnis des Disziplinarverfahrens mit Sekt begießen und sich nicht schämen, es öffentlich zu machen. Kirche, wohin geht dein Weg? Ahrensburg, wem wirst du folgen?

Wolfgang Meichßner

Ein Armutszeugnis

20. November: "Tristesse in Reinbeks Zentrum"

Der ausgestorbene Klostermarkt ist ein Armutszeugnis für eine Kleinstadt wie Reinbek, in der finanzkräftiges Publikum lebt. Die Besucher des Sachsenwald-Forums gehen abends an leeren Geschäften vorbei. Ich lebe nun fast seit zwei Jahren in diesem Ort und empfinde den Klostermarkt als sehr abstoßend. Hier lädt nichts ein. Und der Bürgermeister überlegt, ob die Stadtmitte eventuell woanders sein könnte - ist hoffentlich nicht ernst gemeint. Der Klostermarkt wirkt in sich zu abgeschlossen, lädt nicht zum Betreten ein und gehört umgebaut. Interessant ist, wie gut das neue Café (ehemals Ellermann), das modern und freundlich erscheint, in Reinbek angenommen wird. Es geht doch.

Regina Weyers

Ziemliche Frechheit

21. November: "Grundpreis für Strom verdoppelt"

Wenn der Geschäftsführer der Stromversorgung Ahrensburg (SVA) behauptet, dass der Tarif E nur von Kunden genutzt werden kann, die schon zehn Jahre Kunden sind, so entspricht diese nicht den Tatsachen. Ich bin erst vor sechs Jahren nach Ahrensburg gezogen und habe genau diesen Tarif. Es ist schon eine ziemliche Frechheit, den Grundpreis zu verdoppeln. Da kann man nur den Anbieter wechseln.

Manfred Paul

Einheit abhandengekommen

17./18. November: "Volkstrauertag: ",Es hat uns niemand gefragt'"

In der Mitte Ahrensburgs erinnert ein Gedenkstein mit Friedenseiche an den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. An diesem Tag steht dort aber niemand, um sich über das epochale Ereignis zu freuen, das eine Zeit mit zwei Kriegen und einem gespaltenen Nachkriegsdeutschland durch eine unblutige Revolution abgeschlossen hat. Der Stein ist verschmutzt und hinter allerlei Gewächsen in Vergessenheit geraten. Stattdessen stehen wie jedes Jahr am Volkstrauertag Pastoren, Politiker und Posaunisten mit gesenkten Köpfen vor den Ehrenmalen und sprechen routiniert von tiefer Verbundenheit mit den ihnen unbekannten toten Söhnen, die als Krieger ins Verderben ziehen mussten - oder wollten.

Zugleich soll in Ammersbek ein hochhaushoher Aussichtsturm auf dem Schüberg für die Einheit einer in fünf Ortsteile zersplitterten Kunstgemeinde sorgen. Das erklären zumindest die Initiatoren. Tatsächlich wird diese Einheit wohl erst unter dem gemeinsamen Dach eines Nordstaates gelingen. Und eine Gruppe mutiger Kirchenleute zeigt einen Bericht her, in dem die fehlende Einheit zwischen den Gläubigen und der Kirchenleitung beklagt wird. Der Bericht spricht von einem "komplexen System", unter dessen Dach aus Mitwissern, Unterstützern und Vertraulichkeit über lange Zeit nicht zählbarer Missbrauch stattgefunden hat: Missbrauch an Leib, Seele und Glauben. Die abhandengekommene Einheit zwischen Bürgern und der abgehobenen Obrigkeit wird sich auch im nächsten Jahr wieder in einer das System ignorierenden, immer dramatischeren Abnahme der Wahlbeteiligung beweisen.

Hermann Jochen Lange, Ammersbek

Züge gehören zum Stadtbild

24. November: "An den Gleisen zwischen Hamburg und Lübeck wird's leiser"

Wir verschandeln unser Land mit einer Vielzahl neuer Mauern und Wände unter dem Deckmantel des Lärmschutzes vorzugsweise entlang von Bahnstrecken. Überdimensionierte Wände von mindestens drei Metern sorgen einzig dafür, dass die Fahrgäste keine Sicht mehr nach außen haben. Und Menschen, die fähig sind, einen vorüberfahrenden Zug als integralen Bestandteil des Stadt- und Landschaftsbildes zu begreifen, wollen diesen durchaus sehen (und auch hören) können. Statt das kurzzeitig auf- und abschwellende Fahrgeräusch eines Zuges als Lärm zu brandmarken, sollte man doch besser dem Dauerlärm unserer städtischen Hauptstraßen zu Leibe rücken.

Holger Flach, Hamburg

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