Den Ewigkeitssonntag, im Volksmund Totensonntag, feiern wir jedes Jahr mit den Mitarbeitenden unserer Sozialstation in Barsbüttel. Viele Familien haben sie begleitet in schweren Stunden des Loslassen-Müssens. Viele Sterbende haben sie liebevoll gepflegt, bis zum letzten Atemzug. Manchmal werden sie gefragt: wie haltet ihr das aus, so eine schwere, zu Herzen gehende Arbeit? Ja, auch professionelle Sterbebegleiter brauchen einen Ort für Gefühle, für ihre Trauer. Im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag zünden sie an der Seite von trauernden Angehörigen eine Kerze an, für Menschen, die ihnen nahe gekommen sind in der Zeit der Pflegebedürftigkeit.

In diesem Jahr feiern wir den Ewigkeitssonntag unter der Überschrift des Kirchenliedes "Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand...." (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 533), denn das zu Ende gehende Kirchenjahr stand unter dem Motto "Reformation und Musik". Das haben wir in vielen Liedgottesdiensten und -predigten in Barsbüttel gewürdigt und kräftig dabei gesungen.

Das wollen wir nun auch am Ewigkeitssonntag tun, in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen mir beim Beerdigungsvorgespräch eine CD in die Hand drücken und sagen: "Singen können wir nicht ... ich kriege ja keinen Ton raus in meinem Schmerz" . Gewiss, das kann sein: Trauer schnürt einem die Kehle zu, doch Singen kann auch gut tun, wenn nur die Anderen singen. Und vielleicht kann ein zaghafter, krächzender Versuch des "Mit-Ein-Stimmens" das Herz weiten und der Trauer helfen.

Ganz zart wird spürbar: Wir müssen angesichts von Trauer und Tod nicht verstummen. Wir sind auch nicht allein. Egal, was wir durchgemacht haben: Schockstarre bei ganz plötzlichem Tod, oder unsäglicher Schmerz bei viel zu frühem Tod, Verzweiflung angesichts von Einsamkeit und Leere nach langer Ehe, oder auch dankbare Erleichterung, dass ein leidender Mensch erlöst wurde: Trauer hat ganz viele Facetten.

Im Singen kommt alles zusammen und die Gefühle finden ihren Weg aus uns heraus und im Ewigkeitssonntag ein Gegenüber: Gott. Er lässt uns nicht fallen, egal was passiert. "Du kannst nicht tiefer fallen, als nur in Gottes Hand", hat Margot Käßmann bei ihrem Rücktritt vom Bischofsamt erlebt. Gott, der sich als Freund erweist in schweren Tagen, der uns nicht fallen lässt. Was für ein tröstliches Bild auch für das endgültige Abschiednehmen: was uns Menschen so radikal voneinander trennt, der Tod, trennt uns von Gott nicht.

"Wir sind von ihm umgeben, auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit". Von diesem Trost und Glauben bezieht der Sonntag seinen Namen: Ewigkeitssonntag.