Die Stromversorgung Ahrensburg (SVA), eine E.on-Tochterfirma in Ahrensburg, nutzt die Erhöhung der EEG-Umlage, um Altverträge umzuwandeln.

Ahrensburg. Schon seit etlichen Jahren ist Rolf Schmidt Kunde des E.on-Tochterunternehmens Stromversorgung Ahrensburg (SVA). "Ich hatte dort nie Schwierigkeiten", sagt er. Doch als vor einigen Tagen die Post mit den neuen SVA-Tarifen öffnete, traute er seinen Augen kaum. Ab Januar 2013 liegt sein jährlicher Grundpreis nicht mehr bei 39,48 Euro, sondern steigt auf 80,67 Euro. Das ist eine Anhebung von mehr als 100 Prozent. "Erhöhungen hat es natürlich immer mal gegeben. Darauf war ich auch dieses Mal eingestellt", sagt Schmidt. Dass es so viel werden würde, habe ihn aber überrascht.

Zum Anstieg des Grundpreises kommt die Erhöhung des Arbeitspreises. Der steigt zum Jahresbeginn von 18,98 Cent auf 22,77 Cent pro Kilowattstunde Strom. Insgesamt bedeutet diese Umstellung für Schmidt bei einem Verbrauch von 2532 Kilowattstunden Strom, wie im Jahr 2011, Mehrkosten von jährlich rund 240 Euro.

Der Ahrensburger Rentner muss damit einen deutlich höheren Preissprung verkraften als die meisten anderen Stromkunden. Zwar haben in diesen Tagen nahezu alle Stromlieferanten ihre Preise für 2013 heraufgesetzt. Als Begründung nennen sie unter anderem die Erhöhung der Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage), die der Bundestag beschlossen hat. Aber ihr Aufschlag fällt erheblich geringer aus. Im bundesweiten Schnitt sind es knapp 12 Prozent. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden muss dann im Jahr etwa 125 Euro mehr bezahlen.

Die Stromlieferanten beteuern, dass sie für diese Preiserhöhungen nichts können. Heinz Grothkopp, Geschäftsführer der Vereinigten Stadtwerke in Ratzeburg, sagt: "Wir geben nur die staatlich veranlassten Umlagenerhöhungen weiter. Für uns gibt es ansonsten keine Notwendigkeit, den Preis anzuheben", sagt er. Sein Unternehmen, das rund 40 000 Kunden im Norden beliefert, liegt mit seiner Preisgestaltung ziemlich exakt im bundesweiten Schnitt. Der Grundpreis für Strom (66 Euro im Jahr) bleibt gleich, der Arbeitspreis steigt von 22,55 Cent auf 25,22 Cent pro Kilowattstunde.

Doch bei Rolf Schmidt und der SVA liegt der Fall offenbar anders. Warum? Eine Erklärung für seinen urplötzlich verdoppelten Grundpreis hat er bei der Informationshotline der SVA nicht bekommen. "Dort sagten sie nur: 'Das ist eben so'", berichtet Schmidt. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt der Geschäftsführer der SVA, Holger Neubauer, der Schmidtsche Tarif sei "veraltet". Und weiter: "Diesen Tarif E haben nur noch Kunden, die schon rund zehn Jahre von unserem Netz Strom beziehen. Er beinhaltete bis 2012 noch drei Cent verbrauchsabhängigen Leistungspreis pro Kilowattstunde Strom. Diese drei Cent wurden jetzt auf Arbeitspreis und Grundpreis aufgeteilt. Es hat sich also die Struktur des Tarifs verändert."

Was tun, wenn man als Stromkunde plötzlich mit Preissprüngen konfrontiert wird? Die Verbraucherzentrale (VZ) Schleswig-Holstein empfiehlt, Strom zu sparen oder den Anbieter zu wechseln. "Aber man sollte nicht bei einem Unternehmen abschließen, das von den Kunden Vorkasse verlangt", sagt VZ-Pressesprecher Thomas Hagen. Er empfiehlt zudem Verträge, die eine Preisgarantie für einen bestimmten Zeitraum beinhalten, etwa für ein Jahr. Ansonsten gelte: "Bei Preiserhöhungen hat der Kunde ein Sonderkündigungsrecht, er kann also sofort wechseln."

Beim Verband der kommunalen Unternehmen (VKU), die für die Stadtwerke sprechen, fühlt man sich unterdessen von der Politik alleingelassen. VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck sagt: "Es reicht nicht, Privilegien zu beschließen, dann aber die Erklärung von Preiserhöhungen allein den Energieversorgern zu überlassen."

In der Tat belastet den Strompreis mittlerweile eine Fülle von Abgaben, Steuern und Umlagen. Die EEG-Umlage ist nur eine von vielen. Sie wird an die Produzenten von Windstrom gezahlt. Die sollen sich sicher sein dürfen, für ihr Produkt stets einen festen Preis zu bekommen. Weil die Windstrommenge steigt, steigt auch die Umlage Jahr für Jahr. 2003 lag sie noch bei netto 0,41 Cent pro Kilowattstunde, im kommenden Jahr werden es 5,28 Cent sein. Hinzu kommen eine Umlage für Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, eine Umlage, damit große industrielle Stromverbraucher in den Genuss eines vom Staat heruntersubventionierten Preises kommen, und eine brandneue Offshore-Haftungsumlage, die den Betreibern von Windparks auf hoher See das Investieren erleichtern soll. Das ist noch längst nicht alles. Dazurechnen muss man noch die Konzessionsabgabe, Netznutzungsentgelte, Stromsteuer und Mehrwertsteuer. VKU-Geschäftsführer Reck: "Nur noch 34 Prozent des Strompreises werden wettbewerblich gebildet."