CDU-Landeschef Jost de Jager kündigte beim Kreisparteitag in Großhansdorf an, seine Partei zu modernisieren. Claus Brand wiedergewählt.

Großhansdorf. Im Frühjahr finden die Kommunalwahlen statt. Schon wieder Wahlen! Jost de Jager, Landesvorsitzender der CDU, blickt immer noch mit gemischten Gefühlen zurück auf die Abstimmung im Mai. 40 Minuten lang sei er damals durch Schleswig-Holstein gefahren, ohne ein einziges Plakat seiner Partei zu sichten - und das mitten im Landtagswahlkampf. "So geht es nicht", sagte er in Großhansdorf. Dort tagte am Sonnabend die CDU Stormarn - und de Jager war als Gastredner dabei. Er monierte nicht nur die nachlässige Kampagnenführung in jenen Wochen, die mit einer Niederlage der CDU und dem Verlust der Regierungsmehrheit für die CDU/FDP-Koalition endeten. "Wir müssen aus dem Wahlergebnis Konsequenzen ziehen", sagte er. Die CDU habe sich möglicherweise zu sehr auf die Felder beschränken lassen, bei denen sie den meisten Einfluss habe. "Wir müssen mehr Antworten geben als zuvor", sagte er beim Kreisparteitag im Emil-von-Behring-Gymnasium.

Trotz einiger Defizite solle die CDU aber nicht selbst ihr größter Kritiker sein. De Jager: "Wir dürfen uns von den Sozialdemokraten nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern müssen das würdigen, was wir erreicht haben." Er wies darauf hin, dass die CDU wieder stärker als Volkspartei in den Vordergrund treten müsse. De Jager: "Sowohl in den städtischen als auch in den ländlichen Bereichen muss die Partei zulegen." So müsse darauf geachtet werden, dass die ländlichen Räume nicht leer liefen. "Die medizinische und pflegerische Versorgung auf dem Land muss gesichert werden. Wir müssen uns auf den demografischen Wandel einstellen", so de Jager. Gleichzeitig müsse man das Leben auf dem Land aber auch für junge Menschen attraktiv halten.

In den Städten sei es wichtig, in aktuellen Themen wie der Integration oder der innerstädtischen Sicherheit aktiv zu werden. "Im Moment werden wir in den Städten nicht richtig wahr genommen", kritisierte der Landesvorsitzende. Auch beim Thema Kinderbetreuung müsse man neue Akzente setzen: "Die Landesregierung hat ein falsches Familienbild. Wir dürfen nicht nur überlegen, wie wir mehr Kita-Plätze schaffen. Viel wichtiger ist es, jungen Müttern und Vätern die Betreuung der Kinder unter drei Jahren zu Hause zu ermöglichen", so de Jager.

Ein weiterer Kritikpunkt an der Regierungskoalition war deren Umgang mit dem Schulsystem. "Eine zuverlässige Struktur im Schulsystem ist absolut notwendig und mittlerweile kein Hexenwerk mehr", sagte er. "Die Menschen haben es satt, ständig Systemdebatten zu führen. Sie wollen vielmehr über die Qualität der Schule sprechen." Um zukunftsweisend zu sein, müsse man die Unterrichtsinhalte in den Vordergrund stellen. "Wir müssen es schaffen, dass die Schüler heute das lernen, was sie in zehn Jahren tatsächlich brauchen", so de Jager.

Abschließend rief er dazu auf, in der Zeit bis zu den Kommunalwahlen die Unterschiede zwischen den Christdemokraten und den Sozialdemokraten deutlich zu machen. Der Vorteil seiner Partei sei, dass diese nicht von oben herab, sondern volksnah und vor Ort regiere.

Hierbei sprach er auch das Thema Gemeindegebietsreform an und zitierte aus dem Koalitionsvertrag der Dänen-Ampel. Dort heißt es, Schleswig-Holstein sei überverwaltet und zu kleinteilig. Es sei das Ziel, Gemeinden von mindestens 8000 Personen zu schaffen.

Dieses Vorhaben kritisierte Jost de Jager scharf. "Die Menschen in unserem Land identifizieren sich mit ihren Gemeinden. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit würde wegfallen, wenn zu große Gemeinden geschaffen würden", sagte er. Er erwarte deshalb, dass die Gemeindegebietsreform nicht erst, wie geplant, im kommenden Herbst, sondern schon vor den Wahlen auf den Tisch komme. De Jager: "Die Bürger müssen darüber aufgeklärt werden, was die Landesregierung mit den Gemeinden vorhat. Es wäre Wählertäuschung, die Reform erst nach den Wahlen vorzulegen."

Die Stormarner Christdemokraten wählten in Großhansdorf auch einen neuen Kreisvorstand. Vorsitzender bleibt der Ahrensburger Claus Brandt (108 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme, eine Enthaltung). Stellvertretende Kreisvorsitzende sind Kristin Krochmann (91 Ja-Stimmen), Tobias Koch (82 Ja-Stimmen), Patrick Ziebke (56 Ja-Stimmen) und Jürgen Lamp (56 Ja-Stimmen). Nicht gewählt wurde Bernd Hengst (55 Ja-Stimmen). Kreisschatzmeister bleibt Uwe Rädisch (95 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme, eine Enthaltung).