Sorge in Barsbüttel vor epidemischer Ausbreitung der infektiösen Magen-Darm-Krankheit. Bislang wurden 23 Fälle gemeldet.

Barsbüttel. Wer am Freitag an der Kindertagesstätte Soltausredder in Barsbüttel vorbeikam, konnte stutzig werden: Von spielenden Kindern war dort nichts zu sehen, verlassen waren Rutsche und Schaukel auf dem Spielplatz vor dem Gebäude. Stattdessen stand ein Firmenwagen mit der Aufschrift "Tatortreinigung" auf dem Parkplatz. Unter ihr der Slogan "Wir reinigen nach Unglücks- und Todesfällen."

Die Kita als Schauplatz eines Todesfalles? Womöglich eines Verbrechens? Nein, das war es nicht, was die Firma "Tatortreinigung Nord" auf den Plan gerufen hatte. Inhaber Dirk Plähn war vielmehr in seiner Eigenschaft als staatlich geprüfter Desinfektor vor Ort, weil er demnächst Viren in der Kita bekämpfen soll. Der Grund: An der Kita Soltausredder haben sich akute infektiöse Magen-Darm-Erkrankungen ausgebreitet. Die Kita ist daher seit Freitag durch eine Anordnung des Gesundheitsamtes des Kreises Stormarn bis zum 23. November geschlossen.

"Es sind in den vergangenen Wochen 23 Krankheitsfälle sowohl bei Kindern aller Gruppen als auch bei Erziehern aufgetreten", sagte Florian Bittner, Leiter des Fachbereichs für Schulen und Kitas der Gemeinde Barsbüttel. "Es besteht der Verdacht, dass Rotaviren die Krankheiten hervorgerufen haben, allerdings ist das klinisch noch nicht bestätigt." In Abstimmung mit der Gemeinde und der Kita-Leitung entschied sich das Kreis-Gesundheitsamt am Donnerstagmittag, die Kita zu schließen. "Wir haben dann versucht, möglichst viele Eltern schnell zu informieren", sagte Joachim-Hans Hahne, der Leiter der Kita. Viele Eltern schafften es noch nachmittags, ihre Kinder vorzeitig abzuholen. Sie und die anderen Eltern wurden auch an der Kita durch die Mitarbeiter und Florian Bittner von den Umständen informiert.

Die Kita Soltausredder, deren Träger die Gemeinde Barsbüttel ist, besuchen derzeit rund 85 Kinder. Sie hat einen Krippenbereich für Kinder im Alter bis zu drei Jahren, einen Elementarbereich für Drei- bis Sechsjährige und einen Hortbereich für Sechs- bis 14-Jährige, der auch Schüler der benachbarten Grundschule betreut.

"Wir mussten die Übertragungswege der Viren kappen", nannte Andreas Musiol, Leiter des Fachbereichs Gesundheit des Kreises, als Grund für die Schließung der Kita. "Derzeit wird geprüft, was für Krankheitserreger vorliegen und woher sie kommen." Mitarbeiter des Gesundheits- und des Veterinäramtes des Kreises haben am Donnerstag die Kita besucht und die hygienischen Standards überprüft. "Die waren in Ordnung", sagt Kita-Leiter Hahne. Das Veterinäramt hat Lebensmittelproben genommen, die nun in einem Landeslabor untersucht werden. Ebenfalls ins Labor kommen Stuhlproben von Betroffenen, die diese einsenden müssen. Über die Ergebnisse wird das Gesundheitsamt informiert. Florian Bittner vom für Kitas zuständigen Fachbereich appelliert an alle Eltern, dass ihre Kinder Menschenansammlungen vorerst meiden sollten. "Das hilft, die Ausbreitung der Infektionen zu stoppen." Weitere Kitas im Kreis sind derzeit nach Kenntnis der Behörden nicht betroffen.

Die Kita selbst soll kommende Woche gründlich desinfiziert werden. Entsprechende Vorbereitungen haben die Mitarbeiter um Leiter Hahne am Freitag getroffen. Einige Dinge, wie Blumen, von den Kindern gebastelte Sachen, Teppichböden und auch einzelne Möbel, müssen entsorgt werden. "Eine Desinfektion wäre teurer als eine Neuanschaffung", sagte Leiter Hahne. Andere Sachen, wie etwa Bücher, kamen für eine Art "Selbstreinigung" in Kisten und werden bis zu vier Wochen gelagert. In dieser Zeit sterben die Viren von selbst ab. Separat von den Kita-Beschäftigten verpackt wurden auch Stoffteile wie Handtücher, Bettwäsche und Kleidungsstücke der Kinder. Sie werden zur Feuerwehr nach Hamburg-Altona gebracht, die über eine spezielle Stoffwaschanlage verfügt.

Das übrige Inventar und die Räume der Kita werden von Dirk Plähn desinfiziert. Seine Firma reinigt auch Tatorte von Verbrechen und Wohnungen, in denen Leichen lange Zeit lagen. Er wird in der Kita größtenteils eine Scheuer- und Wischinfektion anwenden. Ein kleinerer Raum wird mit Sachen gefüllt und dann wird alles mit Ozon besprüht. "Das Ozon desinfiziert", sagte Plähn.

Die von der Schließung betroffenen Eltern müssen unterdessen Lösungen für die Betreuung ihrer Kinder finden. Glück hat, wer dazu auf Verwandte zurückgreifen kann. "Auf unseren Kinder können die Großeltern in Hamburg aufpassen", erzählte Nina Russello, deren sechsjähriger Sohn und vierjährige Tochter in der Kita sind. "Ich weiß aber von anderen berufstätigen Eltern, die Probleme haben, ihre Kinder unterzubringen." Für die Schließung der Kita hat sie dennoch Verständnis: "Die Situation kann man nicht ändern."