Mitarbeiter der Behörde täuscht Überfall in Bad Oldesloe vor. Einnahmen des Sparklubs betroffen

Bad Oldesloe. Der Mann hat beruflich mit Geld zu tun. Mit viel Geld. Denn er arbeitet beim Finanzamt Bad Oldesloe. Und auch in seiner Freizeit beschäftigt er sich offenbar gern mit Münzen und Scheinen. Denn neben seiner Tätigkeit bei der Behörde hatte er auch noch mit dem Sparklub eben jenes Finanzamtes zu tun - und das offenbar in verantwortlicher Position. Denn er hatte Zugriff auf das Konto dieses Klubs, bei dem die Kolleginnen und Kollegen durch regelmäßige Einzahlungen Geld sammeln, was dann für einen gemeinsamen Zweck verwendet wird. Diesen Zugriff wollte er nun offenbar für äußerst eigennützige Motive nutzen und eine größere Summe unterschlagen. Doch dabei scheiterte der Mann letztlich.

Zunächst sah alles nach einem dreisten und brutalen Überfall auf offener Straße aus, der sich am Mittwoch in Bad Oldesloe zugetragen haben sollte. Der 48 Jahre alte Mann gab vormittags bei der Polizei an, auf dem Peters-Parkplatz von einem Unbekannten angegriffen worden zu sein und löste damit einen größeren Polizeieinsatz aus.

Der Mann aus der Nähe von Bad Oldesloe hatte um 10.25 Uhr knapp 60 000 Euro Bargeld von der Sparkasse in der Hagenstraße abgeholt. Bei dem Geld handelte es sich um Einnahmen aus dem Sparklub des Finanzamtes. Als er an seinem Wagen stand, habe ihn angeblich ein unbekannter Mann angesprochen. Er habe gefragt, ob er etwas Kleingeld wechseln könne. Plötzlich, so die Version des Finanzamts-Mitarbeiters, soll der mutmaßliche Räuber den 48-Jährigen mit einem Elektroschockgerät attackiert und dann das Geld an sich genommen haben. Anschließend soll er zu Fuß in Richtung der Hindenburgstraße gelaufen sein. Der 48-Jährige fuhr nach seiner Darstellung danach zur Polizei und erstattete Anzeige. Mehrere Streifenwagenbesatzungen starteten eine Fahndung.

Doch der 48-Jährige war augenscheinlich nicht verletzt. Im Zuge der weiteren Ermittlungen kamen den Beamten der Kriminalpolizei in Bad Oldesloe dann weitere Zweifel an der Darstellung des 48-Jährigen. Sie schauten genau hin und fanden bei einer Durchsuchung des Wagens des vermeintlichen Opfers das komplette Bargeld.

Der 48 Jahre alte Mitarbeiter des Finanzamtes gestand schließlich in seiner Vernehmung durch die Kriminalpolizei, sich die Geschichte von dem Überfall auf offener Straße nur ausgedacht zu haben. Das genaue Motiv für seine Tat ist derzeit noch unklar, er machte dazu keine näheren Angaben. Er wird sich nun wegen des Verdachts der Unterschlagung, des Vortäuschens einer Straftat und des Verdachts der Untreue verantworten müssen. Die Ermittlungen dauern noch an. Da keine Haftgründe gegen ihn vorlagen, befindet er sich wieder auf freiem Fuß.