Entsetzen über die Vorentwurfsplanung für die neue S-4-Trasse vor. Stadt will Tunnel unter den Gleisen behalten. Altes Stellwerk von den Umbauplänen nicht betroffen

Bargteheide. Eine Brücke über die Gleise am Bargteheider Bahnhof? "Das wäre der Hammer", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Und das ist keineswegs positiv gemeint. Die überraschende Nachricht überbrachte Martin Clausing im Stadtplanungsausschuss. Der Mitarbeiter des Eisenbahn-Referats im Kieler Verkehrsministerium stellte die Vorentwurfsplanung der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS) für die neue S 4-Trasse zwischen Hamburg und Bad Oldesloe vor. Und danach wäre genau das möglich: Eine Brücke könnte künftig den Fußgängertunnel ersetzen.

"Das wollen wir nicht. Und da bleiben wir auch hart am Ball", sagt der Bürgermeister. Eine Brücke würde den Pendlerstrom nicht bewältigen. "Der Tunnel soll die Bahnsteige erschließen", so Görtz, "da wollen wir hin."

Verwaltung und Politik sind sich in dieser Sache einig. So entfachte der Ministeriumsmitarbeiter im Ausschuss einen Sturm der Entrüstung. Mehr als das. "Es war das pure Entsetzen. Wir haben Jahrzehnte für den Tunnel gekämpft. Jetzt wollen wir ihn auch behalten", sagt Andreas Bäuerle (SPD), zweiter stellvertretender Ausschussvorsitzender, "am liebsten hätten wir noch einen zweiten. Aber das ist Träumerei." Auf den jetzigen Tunnel wolle man jedoch keinesfalls verzichten.

Ausschussmitglied Friedrich Westerworth (CDU) nennt die Hauptgründe, warum sich Bargteheide so heftig wehrt: "Wir können uns nicht vorstellen, dass der Zugang zu den Bahnsteigen über die Brücke schneller wäre. Außerdem ist es eine Frage der Optik." Das Bahnhofsgebäude sei ein eingetragenes Denkmal, vom Alten Stellwerk einmal ganz schweigen. Westerworth: "Und der Höhenunterschied wäre bei einer Brücke so groß, dass die Rampen deutlich länger werden müssten."

So sieht es auch Bauamtsleiter Jürgen Engfer. "Die Brücke würde ein auffälliges Bauwerk werden. Und wir wollen, dass es in Bargteheide schön aussieht", sagt Engfer. Im Übrigen sei der Fußgängertunnel erst 2005 fertiggestellt worden - und das nach jahrelangen Debatten. Engfer: "Die Diskussion begann vor 30 Jahren, bei der Erschließung der östlichen Baugebiete. Es ging darum, sie mit dem Westen der Stadt zu verbinden. Dabei ist der Fußgängertunnel als Lösung herausgekommen. Daran halten wir fest." Der Tunnel könnte nun beim Bau der Gleisanlage verbreitert, verlängert und mit einem zentralen Fahrstuhl ausgestattet werden. Das sei obendrein kostengünstiger für Bund, Land und Bahn, die für die Finanzierung zuständig seien.

Wer den Bau von Ersatzparkplätzen bezahlt, wenn beim Umbau für die S 4 Stellflächen auf der Ostseite der Gleise wegfielen, ist dagegen noch nicht bekannt. "Das muss geklärt werden", sagt Bauamtsleiter Engfer. Die Stadt bereite ein Schreiben an das Verkehrsministerium vor, in dem die Parkplatz- und die Brückenfrage zur Sprache kommen soll. Engfer: "Wir wollen rechtzeitig unsere Bedenken äußern."

"Als reine Bahnquerung könnte der Tunnel erhalten bleiben", entgegnet Martin Clausing vom Verkehrsministerium. Ob der Tunnel auch als Zugang zu den Bahnsteigen dienen könnte oder eine Brücke nötig sei, werde noch geprüft. Clausing: "Vieles ist in der Schwebe. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, bestehende Gebäude zu erhalten." Das gelte auch für das Alte Stellwerk. "Es ist von den Plänen nicht betroffen", sagt Clausing, der damit Gerüchten über einen Abriss entgegentritt. Bürgermeister Görtz bestätigt: "Das ist nicht vorgesehen. Das Thema wurde hochgespielt."