Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) regt beim Stormarner CDU-Wirtschaftstreff Debatte über Baustandards an.

Tremsbüttel. Es war ein harmonischer Abend im Schloss Tremsbüttel. Wer gedacht hatte, dass der neue SPD-Landesverkehrsminister Reinhard Meyer vom CDU-Wirtschaftsrat ordentlich unter Feuer genommen würde, der sah sich getäuscht. Die rund 30 Christdemokraten waren weitgehend einverstanden mit Meyers Arbeit, am Ende gab es aufmunternde "Weiter so"-Zurufe. Nach dem Motto: Der Meyer, der ist doch eigentlich einer von uns.

Zuvor hatten die fünf Männer auf dem Podium die wichtigsten Verkehrsprojekte im Norden durchbuchstabiert. Meyer bekräftigte erneut, dass die A 20 weitergebaut werde - zumindest bis zur A 7. "Es ist schon ein sehr ehrgeiziges Ziel, das in dieser Legislaturperiode zu erreichen", sagte er. Und natürlich werde zugleich auch an den Plänen für eine Verlängerung der A 20 bis zur Elbquerung westlich von Hamburg gearbeitet.

Dem in Stormarn, Lübeck und Hamburg immer mal aufflammenden Wunsch nach einem Ausbau der A 21 inklusive östlicher Elbquerung erteilte er eine Absage. Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Mitte und Mitglied im Verkehrsausschuss, sprang ihm zur Seite. "Wenn wir jetzt auf die westliche Elbquerung verzichten und stattdessen die östliche bauen wollen, dann fangen wir wieder ganz von vorn an", sagte er. "Dann müssen wir damit in den Bundesverkehrswegeplan herein, dann prophezeie ich, dass die Querung frühestens 2030 gebaut wird."

Anders gesagt: Es ist zu spät, um auf die eigentlich sinnvollere Lösung umzuschwenken. Auch bei Meyer klang das Plädoyer für die A 20 eher nach der Macht des Faktischen denn nach Begeisterung. Er sprach von der "strukturpolitischen Bedeutung" der Westküstenautobahn - und räumte zugleich ein, dass auf den Großraum Hamburg ein Problem zukommen werde, wenn 2020 die feste Fehmarnbeltquerung fertig sei. "Dann gibt es mehr Verkehr auf der A 1." Einiges davon werde, so seine Hoffnung, auf die im Bau befindliche A 14 ausweichen, die Wismar und Schwerin mit Leipzig verbinden werde.

Problematisch wird auch der Ausbau der A 7. Der 65 Kilometer lange Abschnitt vom Bordesholmer Dreieck bis zum Elbtunnel soll sechsspurig werden, wo er jetzt vierspurig ist, und acht Spuren bekommen, wo er jetzt sechs hat. In Hamburg soll noch ein enorm teurer Lärmschutzdeckel hinzukommen. Folge: Die A 7 wird für zehn bis 15 Jahre zur Baustelle. "Auch da brauchen wir als Bypass die A 20, damit der Verkehr von der A 7 auf die A 1 oder umgekehrt wechseln kann", so Meyer.

Gleich mehrfach regte der Verkehrsminister an, endlich einmal über die Baustandards zu diskutieren. "In Dänemark werden Autobahnen viel schneller und zu niedrigeren Preise gebaut", sagte er. "In Deutschland ist das leider ein Tabuthema." Der ADAC spiele da eine unheilvolle Rolle. "Wer Autobahnstandards verändern will, hat gleich den ADAC gegen sich. Der erste Verkehrstote, den es auf einer solchen Autobahn gibt, ist dann der Verkehrstote des Ministers, der die Standards geändert hat, da können Sie sicher sein."

Auch bei den sogenannten Giga-Linern könne man von den Dänen lernen. "Die nennen die Dinge Eco-Liner, das ist ein ganz anderes 'wording' als bei uns", sagte der Minister. "Die Dänen haben mit solchen langen Lkw keine Probleme." Aber hierzulande sei der Widerstand groß, weshalb er, Meyer, davon ausgehe, dass der derzeit laufende Testbetrieb scheitern werde. Kurt-Jürgen Schimmelpfeng, der Geschäftsführer des Vereins Hamburger Spediteure, fand das nicht gut. "Der Lang-Lkw hat nur positive Folgen, auch für die Umwelt", sagte er. Wie sich Umweltschützer gegen etwas aussprechen könnten, was zu weniger Abgasen führe, sei ihm rätselhaft. Hermann Schultz, der Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) in Schleswig-Holstein, wies die Kritik zurück. "Wir haben uns mit dem Thema noch nicht befasst, wir gehen davon aus, dass der Lang-Lkw nicht kommt." Im Übrigen gelte: "Der Nabu ist kein Straßenverhinderungsverband", sagte er.

Die Grünen sind es vielleicht schon eher. Schließlich wollen sie die A 20 nur bis zur A 7 verlängern. Meyer gilt den Christdemokraten mittlerweile als Garant dafür, dass das nicht geschieht. Mit einer Anekdote über den grünen Koalitionspartner gab er ihnen Zunder. "Neulich hat ein Grüner aus Thüringen seinen Parteifreund Robert Habeck in Schleswig-Holstein besucht. In Thüringen sind ja die meisten Autobahnen nagelneu. Der Grüne hat Habeck gefragt: 'Wieso sind denn die Autobahnen hier in so schlechtem Zustand?'" Meyer wartete die Lacher ab - und schob dann nach: "Vielleicht hilft das ja."