Ahrensburger Initiative veranstaltet am 9. November Rundgang. Stolpersteine werden erklärt

Ahrensburg. Eine Ahrensburger Initiative lädt zu einem Rundgang ein, bei dem die Teilnehmer mehr über die Ahrensburger Stolpersteine und über das ehemalige jüdische Gebetshaus erfahren können.

Der Rundgang ist für Freitag, 9. November, geplant. An diesem Datum jährt sich die Reichspogromnacht des Jahres 1938. Damals, in der Nacht zum 10. November, organisierte das nationalsozialistische Regime deutschlandweit Gewalttaten gegen Juden. Ein fanatisierter Mob verwüstete Synagogen und Friedhöfe, jüdische Geschäfte und Wohnungen.

Auch in Ahrensburg gab es Täter und Opfer. Daran will die Initiative, die mit vollem Namen "Runder Tisch für Zivilcourage und Menschenrechte, gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus" heißt, erinnern. Alle interessierten Bürger sind eingeladen. Bürgermeister Michael Sarach und Bürgervorsteher Roland Wilde haben laut Veranstalter ihre Teilnahme zugesagt.

Der Rundgang beginnt um 14 Uhr an der Hagener Allee/Ecke Ernst-Ziese-Straße. An der Stelle befindet sich im Gehweg ein sogenannter Stolperstein, der an Anneliese Oelte erinnert, die dort bis 1938 lebte. Die 1934 geborene Ahrensburgerin litt an Kinderlähmung, die zu einer verzögerten geistigen Entwicklung führte. Sie wurde im November 1938, gegen den Willen ihrer Eltern, in die damaligen Alsterdorfer Anstalten eingewiesen und später, im Rahmen des sogenannten Euthanasieprogramms, nach Wien transportiert. Dort starb sie aufgrund von systematischer Vernachlässigung. Am 9. November wird eine Verwandte Anneliese Oeltes mehr über das Schicksal des Mädchens erzählen, das nur elf Jahre alt wurde.

Die zweite Station des Rundgangs ist das Rondeel. Die Teilnehmer wollen sich dort gegen 14.30 Uhr einfinden und zum Stolperstein Magnus Lehmanns gehen. Magnus Lehmann, geboren 1885, war ein jüdischer Diplom-Ingenieur, der am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wurde. Er kam wieder frei, wurde aber 1941 erneut verhaftet, nach Minsk deportiert und dort ermordet. "Wir hoffen darauf, dass ein Mitglied der Familie kommen wird, um über Magnus Lehmann zu sprechen", sagt Organisator Winfried Kümpel-Jurgenowski. Dazu müsste ein Verwandter Magnus Lehmanns nach Deutschland reisen. Denn die Familie Lehmann, nach der heute der Lehmannstieg benannt ist, wanderte 1939 nach Argentinien und Uruguay aus, Magnus Lehmann blieb als einziger in Ahrensburg. Wenn der Besuch nicht möglich ist, wird die Historikerin Martina Moede einen Kurzvortrag halten.

Die letzte Station des Rundgangs ist an der Ecke Schäferweg/Kastanienallee. An dieser Stelle befand sich einst das Bethaus der jüdischen Gemeinde, das in den Jahren der Nazi-Herrschaft zerstört wurde. Hans-Peter Weiß, Gründer des Netzwerkes Migration und Integration, wird ab 15 Uhr von seiner Geschichte erzählen und auch an die Jüdin Veronika Rath erinnern, die sich 1938 das Leben nahm.